Juli 2003
Patty packte seine Sachen und ging nach Stuttgart. 400 Km vom Elternhaus entfernt. Versucht den Drogen davonzulaufen, obwohl er ahnt die Sucht wird ihn immer wieder einholen, egal wo er ist.
September 2003
Die einzige Verbindung blieb bisher Pattys Handy. Als ich das das letzte Mal mit ihm telefonierte, halluzinierte er. Wir fuhren in einer Nacht und Nebelaktion nach Stuttgart. Er wohnt in einem Obdachlosenheim. (Das letzte was man seinem Kind wünscht) Er hat Halluzinationen, sieht Dinge die gar nicht da sind und fühlt sich bedroht. Bei den Behörden liefen wir vor verschlossenen Türen, da er ja Volljährig ist gab man uns keine Auskunft. Er ist aber hilflos wie ein kleines Kind. Immer noch wollte er sich nicht helfen lassen. Wieder einmal waren wir machtlos. Ohne irgendetwas erreicht zu haben sind wir dann nach Hause gefahren. Während der Fahrt haben wir viel geweint. Die Hilflosigkeit macht uns verrückt. Zwei Tage später habe ich dann mit einer Sozialarbeiterin aus dem Obdachlosenheim telefoniert. Sie meinte das Patty wohl unter einer schizophrenen Psychose leidet, da er wieder einen Schub hat...wohl ausgelößt durch Drogenmissbrauch. Warum kann ich ihm nicht helfen????
Oktober 2003
Patty hat angerufen das er wieder nach Hause möchte. Armin nahm sich einen Tag Urlaub und holte ihn aus Stuttgart ab. Wieder zu Hause stellten wir dann die Bedingung, dass er nur bei uns wohnen darf, wenn er sich professionelle Hilfe holt. Andernfalls sollte er sich an der Notschlafstelle für Jugendliche und junge Erwachsene wenden. Er zog die Notschlafstelle vor. Wieder einmal siegte die Unvernunft. Ich habe mich mit dem Psychiater aus dem Obdachlosenheim in Stuttgart in Verbindung gesetzt. Er meint, dass Patty sich dringend in Behandlung geben muss, zu mindestens sollte ihm eine Betreuung gestellt werden. Leider ist das nicht so einfach. Wir hatten einen Termin bei einem Anwalt und holten uns eine Beratung. Ein Antrag beim Amtsgericht liegt nun vor. Wir möchten für Patty einen neutralen Betreuer für seine medizinischen Belange. Das Schlimmste an seiner Psychose ist auch die fehlende Krankheitseinsicht. Seit dem Krankenhaus hat er auch eine panische Angst vor Ärzten. Zurzeit hat er so vermute ich eine schlimme Wundrose am Fuß, durch seine Angst vor Ärzte lässt er sich nicht behandeln. Trotz heftigster Schmerzen. Die Schübe der Psychose kommen in immer kürzeren Abständen. Ich hoffe, dass wir bald vom Gericht Bescheid bekommen, denn die Uhr tickt und tickt. Das macht mir Angst. Trotz allem habe ich manchmal das Gefühl, dass er genau weiß was mit ihm los ist. Zwischendurch habe ich sogar das Gefühl, das ich an ihm rankomme. Doch diese Situationen werden immer seltener. Zu seinem Drogenabusus ist vielleicht noch hinzuzufügen, dass er mittlerweile in hohem Konsum auch Alkohol trinkt. Trotzdem versuche ich ihm immer wieder zu sagen, dass ich an ihm glaube. Das letzte Jahr rückblickend sag ich mir einfach, dass mein Kind sehr tief abgestürzt ist. Ich habe immer weniger Hoffnung, dass unser Leben irgendwann mal wieder normal verlaufen wird. Ich hatte verdammt noch mal andere Träume. Meine Kraft ist fast am Ende! Ich weiß nicht mehr weiter! Manchmal denke ich, ich befinde mich nur in einem Alptraum und irgendwann wache ich auf. Dann ist alles wieder wie früher.
November 2003
Pattys Zustand ist gleichbleibend und sein Zustand macht uns weiterhin Sorgen. Ich weiß mittlerweile nicht mehr, ob er gerade Drogen nimmt, oder psychotisch ist, oder beides. Er ist einfach durchgeknallt. Leider wird er immer aggressiver auch seinen Geschwistern gegenüber. Wir mussten neue Regeln aufstellen. Er darf uns nur noch besuchen, wenn wir dann auch zu Hause sind. Leider ist das auch etwas schwierig, denn aus der Notschlafstelle muss er um 9,00 Uhr morgens raus und darf erst wieder um 19.00 Uhr rein. Armin und ich sind ja den ganzen Tag arbeiten. Draußen wird es auch immer kälter. Na, ja! Ich habe mich wieder einmal mit dem Amtsgericht in Verbindung gesetzt, um ihnen ein bisschen Dampf zu machen. Sie schrieben dann, dass ich mich an die Betreuungsstelle der Stadt wenden sollte. Gesagt, getan. Dort sagte man mir, dass man nur schnell handeln könne, wenn Patty zwangs-eingewiesen würde. Für eine Zwangseinweisung muss er aber eine Gefahr für sich oder andere sein. Das heißt im Klartext, entweder steht er irgendwann mal wieder auf einem Dach um zu springen, dann wird schnell gehandelt, (wenn es dann nicht zu spät ist). Ich müsste mich dann auch wieder mit dem Amtsgericht in Verbindung setzten. Ich laufe da einfach gegen Windmühlen. Die eine Behörde weiß nicht was die andere Behörde macht, man wird von Pontius zu Pilatus geschickt, geht dann wieder ohne Ergebnis nach Hause. Ich hasse langsam unsere Drogenpolitik, den ganzen Behördenkram. Wenigstens bearbeiten sie den Antrag jetzt ein bisschen schneller.
ICH WILL DOCH NUR MEINEM KIND HELFEN
Ich will mich nicht an ihm bereichern, es ist ein ganz armer Mensch , zu krank um sich selbst zu helfen, zu krank um irgendwelche Anträge auszufüllen, zu krank selbst einzusehen, dass er krank ist.
Ich hasse alle Dealer dieser Welt, die unseren Kindern Drogen verkaufen. Sie machen nicht nur unsere Kinder kaputt, sondern auch uns Eltern.
Am 18. November
hatte Patty Geburtstag. Er ist jetzt 20 Jahre alt.
Am 24. November
eskalierte die Sache. Wieder sprach Patty vom Sterben und das ein Massaker passieren würde. Wir riefen die Polizei. Die nahmen ihn mit auf die Wache, riefen das Ordnungsamt und dann den Arzt. Einlieferung in die Psychiatrie.
25. November
Der Amtsrichter setzte heute fest, dass Patty bis zum 06.01.2004 in der Klinik bleiben muss. Er ging dann auf den Richter los. Man reagierte schnell, warf ihn zu Boden und stellte ihn erst mal ruhig. Abend hatten wir ein Gespräch beim Arzt. Da beschimpfte er mich auf die übelste Weise. ICH WAR TOTAL ÜBERFORDERT: Als Wir dann nach Hause fuhren, war ich selbst wie in einem Schock.
26. November
Heute bin ich dann zur Arbeit gegangen. Ich habe gedacht, es lenkt mich vielleicht ein bisschen ab. Da bekam ich dann einen Weinkrampf. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Man fuhr mich zum Arzt. Im Wartezimmer Weinkrämpfe, beim Arzt Weinkrämpfe. Jetzt bin ich erst mal krankgeschrieben. Patty ist versorgt. Ich glaube jetzt muss ich nach mir und den Rest der Familie gucken. Wir müssen alle zur Ruhe kommen. Endlich wieder versuchen zu leben. Ich hoffe, dass man Patty soweit wieder therapieren kann, dass er endlich wieder ein eigenständiges Leben führen kann. Ich werde ihn dabei auch zur Seite stehen. Ich habe mir nur fest vorgenommen, mich dabei nicht zu vergessen. Ich weiß, dass das schwer in die Tat umzusetzen ist, aber ich werde jetzt an mir arbeiten.
Dezember
Patty findet sehr schlecht aus seiner Psychose raus. Die Beschimpfungen haben allerdings nachgelassen. Er bekommt Medikamente. Eines das seine Wahnvorstellungen unterdrücken soll (Neuroleptika) und zweierlei Beruhigungsmittel. Allerdings zeigt er noch keine Krankheitseinsicht. Wir hatten heute ein Gespräch mit den Ärzten dort. Am Mittwoch kommt wieder ein Richter ob Patty am 6.Januar aus der Klinik darf. Die Ärzte plädieren auf jeden Fall auf einer längerfristigen Behandlung (ca. 3 Monate). Er arbeitet dort auch nicht richtig mit. Er muss zum Beispiel anhand einer Ergotherapie an seiner Konzentration arbeiten. Da ihm das aber sehr schwerfällt, will er nicht kooperieren. Das erschwert das Behandlungsziel. Nach dem Krankenhausaufenthalt wird sich wahrscheinlich ein Betreuer um ihn kümmern. Patty sieht das allerdings als Intrige, die von mir inszeniert wird. Das ist aber seine Krankheit, wie man uns erklärte. Natürlich hat er auch Schmacht, zumindest nach einem Joint, wie er uns immer wieder erzählte. Jede Droge kann wieder eine Psychose auslösen, sagen die Ärzte, gerade THC. Ich hoffe und bete, dass er das kapiert. Wir sind zusammen mit den Ärzten am überlegen, ob wir ihn Heiligen Abend für einen Tag nach Hause holen. Natürlich nur unter festen Regeln.
27.Dezember
Das Weihnachtsfest ist vorbei, alles verlief friedlich. Patty war auch vom 24. auf den 25. Dezember bei uns. Er bekommt Medikamente, die ihn auf jeden Fall ruhiger machen. Seine Aggressionen sind fast weg. Dennoch macht er einen sehr kranken Eindruck. Er kann sich auf fast nichts konzentrieren und die ganze Hektik, die die Feiertage mitbringen überfordern ihn. Er hat immer noch Wahnvorstellungen. Laut Gerichtsbeschluss muss er vorerst bis zum 7. April in der Klinik bleiben. Er bekommt eine Betreuerin für die nächsten zwei Jahre.
Was soll ich dazu sagen. Auf der einen Seite freue ich mich, dass endlich Hilfe da ist, auf der anderen Seite musste doch erst viel passieren. Er ist heute krank, wie die Prognose seiner Psychose aussieht, steht noch in den Sternen. Man kann erst in zwei Jahren wagen, überhaupt mal an eine Prognose zu denken. Musste es erst soweit kommen!? Ich verzweifle daran, denn ich wollte doch immer, dass man ihm hilft. Er war doch noch sehr jung, als es begann. Wäre er mit einer Blindarmentzündung ins Krankenhaus gegangen, hätte man ihn auch nicht gefragt, ob er ihn behalten will oder besser rausoperieren soll. Ich hätte eine Unterschrift für diese OP geben müssen, um mein Kind zu retten. Aber bei Drogen sieht es anders aus. Da lässt man schon 14jährige selbst entscheiden, ob Hilfe oder nicht. Ich kann das nicht begreifen!
Januar 2004
Sylvester war eine Katastrophe. Patty durfte mit uns feiern. Wir haben alles abgesagt und eine Spielabend geplant. Irgendwie kam er wieder an Drogen. Er war heftig drauf und das auch noch mit den starken Medikamenten. Wir haben ihn dann Neujahr wieder zurück in die Klinik gebracht.
Ausgangssperre!
10.Januar
Er hat sich einen Joint in der Krankenhaustoilette geraucht. Wie er an das Zeug gekommen ist, weiß der Teufel. Irgendjemand muss ihm das Zeug reingeschleust haben. Ich bin richtig sauer, zumal er immer wieder psychotischer wird, wenn er es nimmt. Er hat keine Krankheitseinsicht. Er denkt er liegt wegen Intrigen in der Klinik. Die Ärzte, der Richter, wir, ........ hätten uns gegen ihn verschworen. Es ist verdammt schwer seinen Gesprächen zu folgen. Er redet durcheinander, wechselt von einem Thema in das andere. Ich habe Angst, dass er nicht mehr gesund wird.
19 Januar 2004
Es geht ihm wieder was besser. Trotzdem fahre ich jedes Mal mit Unruhe ins Krankenhaus, weil ich nicht weiß, wie er gerade drauf ist.
3. Februar 2004
Meiner Meinung nach geht es Patty jetzt etwas besser, zumindest kann ich seinen Gesprächen besser folgen. Ich habe ihn heute besucht und er hat sich tierisch gefreut mich zu sehen. Es tat auch mir mal wieder richtig gut. Wir haben uns mit seiner Betreuerin in Verbindung gesetzt. Er wird nach dem Klinikaufenthalt in ein psychisch betreutes Wohnen unterkommen. Wir versuchen allerdings ihn zu überreden in eine Rehabilitationsmaßnahme zu bringen, damit er von den Drogen wegkommt. Dazu muss er allerdings auch psychosefrei sein und es freiwillig machen. Bis dahin haben wir aber noch Zeit, da er noch stark in Psychose ist und sich sein Entlassungstermin wahrscheinlich noch weiter nach hinten verschiebt. Trotzdem merke ich bis auf kleine Aussetzer, dass es ihm besser geht. Die Medikamente schlagen an, hat auch gedauert. Ich selbst bin am überlegen, ob ich für mich eine Kur beantragen soll, habe aber Skrupel meinen beiden jüngeren Söhnen gegenüber. Sie sind genauso durch die Hölle gegangen wie ich auch, ebenso meinen Mann. Vielleicht im Sommer, mal sehen.
22.Februar
Heute haben wir Patty wieder für 24 Stunden nach Hause geholt. Im Moment darf er das an den Wochenenden. Zudem darf er jetzt auch täglich für eine Stunde raus zum Spazieren gehen oder einkaufen. Er bekommt 2-mal die Woche ein Drogenscreening. Bis jetzt waren diese dann auch negativ. Er weiß, dass er dann wieder eine Ausgangssperre von der Klinik bekommt. Er ist auch wieder liebenswürdig, .......kein bisschen aggressiv mehr. Trotz allem merken wir wie krank er ist. Er kann sich leider immer noch nicht richtig konzentrieren, ist fahrig, leidet ab und zu noch unter Verfolgungswahn. Manchmal ist er auch sehr abwesend, wie in einer anderen Welt, aber ich denke mir mal, dass vieles auch von den starken Medikamenten kommt. Mit seiner Betreuerin komme ich auch gut zurecht. Wir überlegen beide, was nach dem Klinikaufenthalt passiert. Am liebsten wäre es mir, wenn er zu dieser Reha gehen würde, aber dazu ist er noch nicht bereit.
9.März
Wir hatten ein Gespräch bei den Ärzten. Patty hat am 17. März den eigentlichen Entlassungstermin (richterliche Verordnung). Die Ärzte raten ihm sich weiter behandeln zu lassen, freiwillig. Er sollte dann übergangslos in Betreutes Wohnen für psychisch Kranke gehen. Patty möchte am 17. sofort nach Hause. In mir kroch plötzlich eine furchtbare Angst hoch. Die Angst, dass wieder alles von vorne losgeht. Drogen, Lügen, Bestehlen, seine Wahnvorstellungen, das alles lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Seine Geschwister, das Leiden der ganzen Familie, schlaflose Nächte, mit verweinten übermüdeten Augen zur Arbeit gehen. Es ging mir in letzter Zeit wieder richtig gut. Zwar mit Hilfe eines leichtem Antidepressivum, aber es ging mir gut. Ich wusste ja, wo er war. In der Klinik. Da kam er nicht so leicht an Drogen. Da hatte er ein Bett, er wurde ärztlich betreut. Seit vier Wochen schlafe ich endlich wieder richtig und das soll jetzt wieder vorbei sein??? Ich habe NEIN gesagt und dabei hatte ich das Gefühl mir bricht das Herz. Enttäuscht sah er mich an. " Ich kann Dir keine rundum Betreuung geben, ich muss arbeiten, deine jüngeren Brüder brauchen mich und ich habe auch nicht mehr die Kraft dazu“….Oh es tat so weh ihm das zu sagen. "Betreutes Wohnen ist jetzt das Beste für dich, lerne wieder zu leben. Zeig mir, dass Du es kannst. Nicht mit Riesenschritten, nein mit ganz kleinen Schritten.
Ich liebe dich mein Kind, so wie eine Mutter nur ein Kind lieben kann, doch kommst Du zurück nach Hause, ich weiß es fängt alles wieder von vorne an. Du bist jetzt 20 Jahre alt, Du musst es einfach schaffen." Als ich ihm das sagte verlor ich die Fassung, doch auch für mich war es Zeit über diesen Schatten zu springen.
Am 17. März unterschrieb Patty, dass er freiwillig in der Klinik bleibt. So lange bis ein Platz in einem Wohnheim frei wird. Das kann dauern.
Ich kann es nicht glauben, gestern schrieb ich noch, dass es dauern kann bis ein Platz frei wird und heute am 18.3 haben wir Bescheid das Patty am 22. in ein Wohnheim ziehen kann. Die Betreuerin hat sich tierisch ins Zeug gelegt, damit es so schnell funktioniert. Erst einmal gibt es dort ein" Probewohnen ". Der Kostenträger muss dann auch noch ermittelt werden. Ich sehe wieder Licht am Horizont. Hoffentlich schafft er es jetzt.
Betreutes Wohnen,
endlich ein neuer Abschnitt. Patty wohnt in einem sehr schönen gepflegten Haus. Er hat ein eigenes Zimmer dort. Alles ist hier freundlich und warm eingerichtet. Wir haben ihm seine Pflanzen und einige persönliche Einrichtungsgegenstände vorbeigebracht, um seinem Zimmer eine persönliche Note zu geben.
1,April 2004
Hier lernt er sich wieder in ein normales Leben einzuintegrieren, mit seiner Krankheit umzugehen und wahrscheinlich auch zu leben. Hier sitzt er in einem Boot, mit anderen psychisch Kranken Menschen. Er ist im Moment noch mit allem überfordert. Ich hoffe er schafft es diesmal. Wichtig ist nur, dass er von den Drogen fernbleibt. Ich habe wieder die gleichen Ängste wie vor seiner Einlieferung in die Psychiatrie. Doch ich las sie mir nicht anmerken. Für mich ist es nur schlimm, dass er jetzt Dinge wieder erlernen muss, die er mal konnte. Doch ich habe ein gutes Gefühl, dass man ihm in diesem Haus dabei helfen kann. Natürlich muss er auch an sich arbeiten. Er muss allein zum Arzt, von selbst an die Medikamente denken und einnehmen. Er lernt dort zu auswirtschaften und muss an Motivationsgruppengesprächen gegen Sucht teilnehmen. Das alles erscheint ihm wie eine große Hürde, die er zu bewältigen versucht. Er ist meistens sehr müde, es strengt ihn sehr an, wie nach einem Marathonlauf. Nach wie vor macht er uns den kranken Eindruck. Allerdings ist es noch zu früh für eine Prognose. Am 2. Mai hat Sammy Konfirmation. Ich hoffe, dass Patty daran teilnehmen kann. Bis jetzt sind Menschenansammlungen zu viel für ihn, selbst wenn er uns besuchen kommt merke ich, dass ihn das überfordert. Meine Ängste gehen aber auch in eine andere Richtung. Viele Menschen, selbst in der eigenen Verwandtschaft verstehen seine Krankheit nicht. Sie können damit nur sehr schlecht umgehen, zumal man ihm körperlich ja nicht ansieht, wie sehr er wirklich krank ist. Es gab da so einige Blöden Bemerkungen, die mir sehr wehgetan haben. Ich weiß nicht, wie ich früher einmal drüber nachgedacht habe, oder vielleicht heute darüber denken würde, wenn ich mit Sucht oder Psychosen nicht in Berührung gekommen wäre. Ich habe in der Psychiatrie in der Patty war, viele psychisch Kranke Menschen gesehen und auch kennengelernt. Hinter vielen dieser Menschen stehen traurige Schicksale. Manche sind jahrelang in der Klinik oder immer wieder dort. Ich habe einfach Angst davor, dass Patty dieses Schicksal auch teilen wird.
18.April 2004
Die Kosten-Frage ist immer noch nicht geklärt. Entweder zahlt ihm die LVA die Betreuung oder der Landschaftsverband. Wir müssen Patty im Moment noch finanziell unterstützen. Ich habe ihm sein Zimmer in dem Wohnheim ein bisschen hergerichtet. Ich fand jede Menge leere Bierflaschen und war ganz schön sauer. " Hauptsache Rausch"............ egal wie! Jetzt kaufe ich ihm Lebensmittel, statt ihn mit Geld zu unterstützen. Ich sehe es nämlich nicht ein, dass ich von diesem schwer verdienten Geld sein polytoxes Verhalten auch noch unterstütze. Es ist hart für ihn, ich verstehe das. Bei mir ist aber auch Ebbe im Geldbeutel, ich gehe ja nicht freiwillig Voll-Zeit arbeiten. Ich muss auch jenen Cent dreimal umdrehen. Ich sehe es nicht ein, dass ich von diesem Geld auch noch seinen Rausch finanziere. Zwischendurch ist Patty wieder ganz der Alte. Er redet viel klarer, man kann sich gut mit ihm unterhalten. Er sieht es ein, dass er krank ist und sehr schwer krank war. Er erzählte mir, dass sein Körper ihm einfach nicht mehr gehörte. Das was er durchgemacht hat, wünscht er keinem Menschen. Er konnte diesen Zustand nur noch im Rausch ertragen. Ich hoffe natürlich, dass ihm diese Einsicht auch hilft die Finger von Drogen zu lassen. Meine Ängste sind immer noch die gleichen. Dieses Wochenende wollte er bei uns übernachten. Er kam auch, verabredete sich mit einem seiner früheren Freunde. Er blieb die ganze Nacht fort und ließ auch heute erst nichts von sich hören. Ich malte mir wieder alles aus, trotzdem beruhigte ich mich immer wieder, dass er alt genug ist. Er meldete sich dann telefonisch am späten Nachmittag bei uns. Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn er woanders übernachtet, aber er sollte wenigstens Bescheid sagen. Das ist doch das Mindeste was ich von ihm verlangen kann. Ich weiß er ist kein kleiner Junge mehr, aber nach jahrelanger Sucht und alles was zur Sucht gehört muss auch ich wieder lernen ihm zu vertrauen.
22.April
Patty war gestern da. Er wollte Geld. Die Kostenübernahme für die Einrichtung und seinen Unterhalt ist immer noch in Bearbeitung. Er hat sich vom Wesen wieder verändert. Ich hatte so das Gefühl, dass er einen Schub seiner Psychose hat. Angeblich nimmt er seine Medikamente noch und er würde auch keine Drogen nehmen. Ich glaube ihm nicht. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl, meistens täuscht es nicht. Ich habe ihm nur gesagt, dass er mit meiner Hilfe nicht rechnen braucht, wenn er wieder Drogen konsumiert. Heute habe ich ihn versucht telefonisch zu erreichen…., ohne Erfolg. Er hat sein Handy ausgeschaltet. Ich habe panische Angst davor, wenn er wieder Drogen nimmt. In Zeiten seiner Sucht ging es mir auch sehr schlecht. Mein Hausarzt riet mir, den Kontakt abzubrechen, allein weil noch zwei jüngere Kinder da sind, die mich brauchen. Ich kann das aber nicht. Ich weiß nicht was ich machen soll, sollte es sich bestätigen das der ganze Sch*** wieder von vorne anfängt.
4.Mai 2004
Meine Vermutung hat sich bestätigt. Er ist wieder rückfällig. Ich bin so furchtbar traurig. Wie tief muss er noch fallen?????????
Ich selbst bin in ein tiefes Loch gefallen.
Warum kann ich nicht aufhören mich um ihn zu sorgen??????? Er ist doch erwachsen. Ich könnte schreien, doch irgendwie bringe ich keinen Ton raus. Die Konfirmation von Sammy hat alles ans Tageslicht gebracht. Warum immer solche Tage??? Wieder steckt er tief in die Psychose und wieder sucht er nur den Rausch. Ich kann ihm nicht mehr helfen…und ich weiß noch nicht einmal wie ich mir helfen kann. Es tut einfach so furchtbar weh. Wann gewinnen wir endlich den Kampf gegen die sch**** Drogen, ...wann gegen seine Sucht? Wieder einmal schreit jeder " Lass ihn fallen".................................., aber es ist doch mein Kind!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
06. Mai 2004
Ich habe mich jetzt seid der Konfirmation nicht bei Patty gemeldet.........und Patty auch nicht bei mir. Ich weiß auch nicht was ich ihm sagen sollte, Vorwürfe sind da ja wohl fehl am Platz. Ich denke mir auch, er weiß genau was er verpatzt hat. Seine Rückfälligkeit ist wahrscheinlich auch ein Misserfolg für ihn. Ich habe mich wieder ein bisschen gesammelt, jedoch merke ich, dass mir alles ein bisschen viel wird. Ich weiß nicht ob zum Beispiel mein Job zurzeit sehr stressig ist, oder ob es tatsächlich an der jetzigen Situation liegt, dass ich wegen jeder kleinen Kleinigkeit so aus der Haut fahren könnte. Ich habe einfach keine Lust mehr, weder zu arbeiten noch gegen meiner neu aufgeflammten Depri anzukämpfen. Ich bin nur noch müde. Zurzeit lese ich eine Lektüre, die mir die Therapeutin aus der Angehörigengruppe freundlicherweise geliehen hat.
" Suchtforschung auf neuen Wegen",
dabei sollte ich mich mal mit was anderem ablenken. Doch leider kreisen meine Gedanken wieder mal nur um Patty. Cally und Sammy sind auch entsetzt was sich auf der Konfirmation abgespielt hat. Tja und Armin........., er versucht es zu verdrängen. Ich hatte ehe die Befürchtung das meine Freunde und Familie mit Pattys Psychose nicht zu Recht kommen, ich weiß nur das einige sehr erschrocken über seine Veränderung waren. Sie hatten ihn auch lange nicht mehr gesehen. Mich selbst hat man auch nicht angesprochen, so etwas erfährt man nur auf Umwegen und dann auch ganz im Vertrauen erzählt. Ich hätte es vielleicht auch vorher wissen müssen, dass viele Menschen Patty auch Angst machen. Ich wollte ihn doch auch nur wieder ein-integreren. Es hat leider nicht geklappt Auf der einen Seite bin ich so enttäuscht über die Situation, auf der anderen Seite tut er mir furchtbar leid. Ich habe einige aufmunternde E-Mails bekommen, von Leuten die ich eigentlich gar nicht kenne. Danke! Ich kann im Moment leider nicht antworten, sorry, vielleicht später. Ich bin noch zu traurig.
25. Mai 2004,
Patty meldet sich ab und zu mal. Nach wie vor müssen wir ihn finanziell unterstützen. Manchmal bin ich richtig sauer darüber. Ich glaube er macht sich keine Gedanken darüber, wie schwer wir unser Geld verdienen. Armin ist auch krank. Er hat seid jugendlichem Alter insulinpflichtigen Diabetes mit auftretenden Spätschäden. Mir geht es zurzeit auch nicht gut und trotzdem gehen wir arbeiten. Er könnte sich doch wenigstens bemühen stundenweise arbeiten zu gehen. Ich bin einfach müde. Mir bleibt immer weniger zur Verfügung und muss immer mehr dafür tun. Diese Argumente prallen einfach bei ihm ab. Irgendwie zwingt man mich sein Leben so wie es bisher war weiter zu finanzieren. Das ist aber auch nicht das was ich gewollt habe.
1.Juni2004
Endlich ist der Kostenträger ermittelt. Sie wollen noch ein ärztliches Gutachten und dann wird endlich gezahlt. Patty steckt wieder in einem neuen Schub der Psychose. Er hat wieder keine Krankheitseinsicht und will auch sein Medikament nicht mehr nehmen. Der Arzt und seine Betreuerin haben ihn gewarnt. Wieder sieht er alles als Intrige. Wir haben jetzt wieder die Situation wie gehabt. Die Angst um ihn wird wieder jeden Tag größer. Das Einzige was noch beruhigt ist, dass er in diesem Wohnheim lebt und nicht auf der Straße oder in irgendeinem Obdachlosenheim.
Gestern Nacht haben Armin und ich noch lange wach gelegen und geredet. Wir haben einfach Angst davor unser ganzes Leben weiterhin mit diesen Sorgen zu verbringen. Armins Gefühle sind ähnlich wie die meinen. Abwechselnd sind wir wütend, traurig und enttäuscht. Trotzdem haben wir beide auch Hoffnung, doch der Glaube das Patty es eines Tages mal schaffen wird, wird immer kleiner.
10.Juni 2004
Es gibt Tage, da bin ich besonders traurig. Tage die endlos lang sind. Man hängt immer wieder den Gedanken nach. Ich frage mich an solchen Tagen was wohl so quer gelaufen ist. Die Arbeit fällt mir dann besonders schwer. Ich arbeite im Einzelhandel, intensive und freundliche Beratung werden da von mir verlangt. An manchen Tagen fällt mir das aber besonders schwer, da bin ich einfach nur in Gedanken. Es gibt Tage, da habe ich richtig Panik meinen Job nicht mehr zu schaffen. Ich habe nur noch Angst um mein Kind. Ich weiß, dass ich wieder mittendrin bin, in der so genannten " Coabhängigkeit". Ich träume wieder die schlimmsten Sachen. Ich weiß gar nicht wie ich mir helfen soll. Patty kann ich im Moment nicht helfen. Er war gestern bei uns. Keine 10 Minuten konnte er ein klares Gespräch verfolgen noch halten. Als wir ihn zurück ins Wohnheim fuhren, stach es mir richtig ins Herz beim Verabschieden. Eigentlich tut er mir leid. Man ist einfach hin und her gerissen.
28.06.2004
Er nimmt seine Medikamente nicht mehr. Das letzte Rezept hat er erst gar nicht abgeholt. Es ist also mal wieder eine Frage der Zeit, wann es wieder knallt. Mir geht es trotzdem wieder etwas besser. vielleicht liegt es dran, weil ich ihn nicht jeden Tag sehe. Ich weiß er hat ein Bett zum Schlafen und er muss sich an Regeln halten. Seine Rauschzustände sehe ich auch nicht mehr jeden Tag. Seine Betreuerin kümmert sich um den ganzen Behördenkram. Ich kann mich besser auf meinen Job konzentrieren und vor allen Dingen um den Rest meiner Familie. Was mich allerdings belastet sind meine schlimmen Träume. Vielleicht sind das aber auch Gedanken die ich tagsüber nicht zu lassen will. Die Angst, dass Patty sich irgendwann mal einen tödlichen Drogencocktail einwirft oder ähnliches.
20.Juli 2004
Wieder einmal merke ich wie Patty sich verändert. Wieder einmal rutscht er in die Psychose ohne irgendeine Krankheitseinsicht. Wieder einmal sieht er Dinge die wir nicht sehen und wieder einmal meint er wir würden uns verändert. Ich komme mir bald vor wie in einem schlechten Film mit ständigen Wiederholungen. Komischerweise bin ich diesmal nicht so fertig. Vielleicht liegt es auch daran, weil ich weiß das er versorgt ist. Vielleicht hilft mir auch mein Antidepressivum. Vielleicht aber auch weil ich das alles immer wieder durchgemacht habe. Ich habe nur keine Lust mehr darüber zu reden. Ich komme mir selbst dabei nur noch bescheuert vor. Mit Armin kann ich nicht darüber reden, er reagiert nur noch aggressiv auf das Thema. Ich glaube Armin hat mit der Situation abgeschlossen. Er will mich nicht mehr leiden sehen, sagte er kürzlich. Wenn Patty sich helfen lassen will dann OK, aber sonst braucht er ihm gar nicht unter die Augen kommen. Natürlich hat mir das einen Stich versetzt, aber helfen tut er mir und Patty damit gar nicht. Er will auch nicht mehr mit zur Angehörigengruppe. Ich vermeide jedes Thema bezüglich der Situation bei Armin, meiner Familie usw. Viele Gedanken lasse ich gar nicht mehr zu (nur wie schon geschrieben träume ich sehr schlecht).
8. August 2004
Am Donnerstag telefonierte Armin mit Pattys Betreuerin. Wir wollten ihr sagen, dass Patty wieder psychotisch denkt. Von ihr erfuhren wir schließlich das Patty die letzte Abmahnung bekommen hat. Er darf in dem Wohnheim noch 4 Wochen wohnen. Bis dahin soll er sich zu einer Entgiftung sowie einer Therapie entscheiden. Zum wiederholten Male hat man ihn dort mit Drogen erwischt. Sollte man ihn nochmals erwischen wird er sofort vor die Türe gesetzt. Er will nicht. Er hat Angst vor der Entgiftung. Patty hat sich in seiner Verzweiflung mit einem Streetworker in Verbindung gesetzt. So haben wir es eben von seiner Betreuerin in Erfahrung gebracht. Am Freitag fuhren Armin und ich zum Wohnheim, um mit Patty zu reden, sich doch für die Therapie zu entscheiden. Patty war stark berauscht. Er hat gar nicht mehr richtig mitbekommen, warum wir ihn überhaupt besuchten. Er schwebte irgendwo zwischen Himmel und Erde. Ich weiß noch nicht mal ob er begriff, dass wir real bei ihm waren. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause und bin zurück ins Auto. Ich habe Rotz und Wasser geheult..........., ich will ihm doch helfen und weiß nicht wie. Ich glaube nicht, dass er selbst weiß, wie schlimm es um ihn steht. Ich habe auch keine Lust mit sonst noch jemanden darüber zu reden, mir zerreißt es das Herz und ich weiß ich verliere die Fassung, wenn dieses Thema nur angeschnitten wird. Wie gut das ich diese Page habe, so kann ich wenigstens in der Anonymität des Internet darüberschreiben. Ich habe Angst um mein Kind. Ich habe Angst wohin ihn diese Sucht noch führen wird. Im Moment bin ich einfach selbst am Ende. Ich weiß nicht mehr was ich noch tun soll, um ihn zu helfen. Ich fühle mich selbst so klein und so schwach.
12. August 2004
Gestern rief mich Patty an. Ihm würde es total beschissen gehen, er glaubt er hat sich von irgendetwas Zuviel eingeschmissen. Seit zwei Tagen würde er nur noch erbrechen und er hätte schlimme Bauchkrampfe. Armin und ich fuhren sofort ins Wohnheim und dann mit ihm ins Krankenhaus. Dort gab man ihm eine Infusion gegen die Krämpfe und gegen den Flüssigkeitsverlust. Patty war panisch, er dachte das er sterben müsste und versprach nie wieder Drogen zu nehmen. (Ich glaube das ja schon lange nicht mehr. Zu oft habe ich diese Worte gehört.) Nach der Infusion ging es ihm wieder besser. Er durfte wieder mit, da das Krankenhaus sich nicht weiter für Drogenkranke zuständig fühlte. Wir haben ihn dann ins Wohnheim zurückgefahren, weil er das so wollte. Ich habe ihm aber angeboten die Nacht bei uns zu verbringen.
Heute habe ich versucht ihn zu erreichen, er ging aber nicht ans Telefon.
15. August
Armin hat Patty heute Nacht in die Psychiatrie gefahren. Wieder einmal hatte er einen starken Schub seiner Psychose. Wir wissen nicht, ob er sich wieder etwas reingezogen hat. Ich finde es nur komisch das er seine Medikamente gegen die Psychose seid nun mehr, wie wir erfahren haben 2 Monaten nicht mehr nimmt, aber sich sonst alles reinzieht was an Drogen usw.. in die Finger bekommt. Viele Pillen sind mit so giftigen Chemikalien gestreckt und er weiß das.
Ich hasse manchmal mein Leben!!!!!!!!!!!!!!
16.August
Patty liegt wieder auf der Suchtstation. Ich hoffe, dass sie diesmal beides behandeln werden. Die Psychose und die Sucht. Man sollte das Problem hier nämlich an den Wurzeln packen und DAS SIND DIE SCH+++ DROGEN. Ich glaube nicht, dass die Psychose ohne Drogen gekommen wäre. Die Station in der er liegt, ist allerdings nur auf Sucht spezialisiert. Auf der allgemeinen Psychiatrie dann wieder nur auf Psychose. Die Kostenzusage die seit dem 22. März beantragt ist, ist letzte Woche erst zugesagt worden. Jetzt hätte Patty alle Therapien bekommen, die er braucht. Die Behörden hatten mal wieder unheimlich viel Zeit das zu bearbeiten. Erst einmal musste man ja klären, wer zahlt, dann warum, dann betreuerisches Gutachten, dann ärztliches Gutachten. Wir Eltern haben ja das nötige Kleingeld unser Kind weiter zu unterstützen. Therapien bekommt mein Sohn in der Zeit des Probewohnens nicht. Für die Behörden sind vielleicht 5 Monate keine Zeit, für meinen Sohn ist es aber Zeit, die er nicht hat. Jetzt liegt er wieder in der Klinik und ich weiß nicht wie viel Anträge, Gutachten und Zeit die Behörden diesmal wieder brauchen, um irgendwelche Therapien zu bewilligen. Ich bin wütend, traurig, verzweifelt und enttäuscht.
19 August 2004
Seid heute ist Patty unter richterlicher Anordnung in der geschossenen Abteilung. Er hatte angedroht die Klinik zu verlassen, daraufhin erwirkte die Betreuerin wieder die Zwangseinweisung. Irgendwie bin ich beruhigt, dass er unter Kontrolle ist. Ich hatte wirklich Angst, dass er wieder rauskommt. Ich weiß ja nicht wohin ihn seine Psychose noch treibt.
23.August 2004
Patty ruft 20-mal am Tag an schimpft, weint, droht. Ich versuche das alles nicht so persönlich zu nehmen, auch wenn es schwerfällt. Allerdings stresst es auch. Im Heim für Betreutes Wohnen darf er nicht mehr zurück. Die Leute dort kommen mit der akuten Psychose und seinen unaufhörlichen Drogenkonsum nicht mehr zurecht. Morgen räume ich dort sein Zimmer leer. Die Betreuerin kommt mit. Allerdings hat er ein höllisches Chaos dort hinterlassen, da möchte ich nicht weiter ins Detail gehen. Ich werde einfach die Zähne zusammenbeißen und packen. Ich selbst habe das Gefühl, dass meine Grenzen erreicht sind. Ich komme mir vor, wie ein Roboter der automatisch handelt. Ich muss noch nicht mal mehr weinen. Ich bin einfach nur enttäuscht, enttäuscht von diesem Leben, was ja seit Jahren so geht und immer wieder wird es schlimmer. Meine beiden jüngeren Kinder tun mir manches Mal richtig leid. Sie haben auch nicht mehr die Mutter, die ich mal war. Mein Gott, ......ist das schon lange her. Ich möchte mal wieder so unbekümmert sein wie früher. Ich hoffe das ich das eines Tages wieder erleben darf. Ich möchte auch mal wieder in den Spiegel sehen können und stolz auf mich sein. Ich habe einfach im Moment das Gefühl als Mutter versagt zu haben.
3.September 2004
Heute hatten wir mal wieder ein Gespräch mit den Ärzten dort. Wieder einmal sieht Patty alles als Intrige. Er will sich nicht helfen lassen, drohte und beschimpfte uns und die Ärzte. Teilweise habe ich mich für seine Äußerungen richtig geschämt. Ich weiß das vieles was er gesagt hat auch seine Psychose ist, aber ich weiß auch nicht raus zu kristallieren, was er ernst meint und was psychotisch ist. Ich bin auch kein Arzt, der sich täglich damit beschäftigt. Ich weiß nur eins, ich will endlich wieder mein altes Leben zurück!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
17.September
Pattys Anrufe beschränken sich jetzt so auf ein bis zwei Mal am Tag. Er ist wieder ruhig. Letzten Sonntag habe ich schon eine Besserung gemerkt. Er achtet wieder mehr auf sich und kann auch besser Gespräche folgen. Er bekommt ein neues Medikament, das sehr gut anschlägt. Die Nebenwirkung ist allerdings häufiges Zittern ähnlich wie bei einem Parkinson - Kranken. Diese Nebenwirkungen sollen aber nach einiger Zeit wieder verschwinden. Außerdem klagt er über eine starke Gewichtszunahme. Er äußerte bei den Ärzten den Wunsch sein altes Medikament wieder zu geben. Ich habe ihn erst mal angeraten abzuwarten. Ich weiß, dass bei Medikamenten viele Nebenwirkungen nur am Anfang sind und sich mit der Zeit wieder legen. Man hat ihn auch wieder auf die allgemeine Psychiatrie verlegt. Auf der Suchtstation kamen die Mitpatienten nicht mit seiner Psychose zurecht. Ich meine ich kann’s verstehen, nicht mal ich komme mit seiner Psychose zurecht. Was mich gefreut hat ist, dass er ein paar Mal gesagt hat, eine Therapie in Erwägung zu ziehen. Die Betreuerin hat sich ein paar Adressen besorgt, die Rehas für Psychosen und Sucht anbieten. Wahrscheinlich auch weiter weg. Vielleicht ist das auch besser so, damit er keinen Kontakt mehr zu seinen alten so-genannten „ Freunde " hat.
Cally hat die Schule gewechselt. Er geht jetzt auf die Handelsschule. Er möchte gerne in einem Jahr seine Fachoberschulreife machen und danach das Abi. Was mich stolz macht ist, dass er sein Ziel nicht aus den Augen verliert. Er hat so richtig feste Vorstellungen von seiner Zukunft. Ich weiß auch, dass er es schaffen wird. Er hat wirklich, seid Patty nicht mehr bei uns wohnt, stark aufgeholt. Es ist auch ruhiger zu Hause. Sammy leidet immer noch unter der Situation. Er ist hin und her gerissen. Manchmal weint er um ihn. Mit jetzt 14 Jahren ist er mitten in der Pubertät. In dem Alter hatte Patty schon eine ganze Weile Drogenerfahrungen. Er ist im Moment sehr viel draußen und spielt mit seinen Freunden Streetball, Basketball, Fußball usw. Er ist sehr sportlich, möchte aber nicht in einem Verein. Natürlich habe ich Angst, dass mit ihn das gleiche passiert wie mit Patty, gerade weil er Patty am ähnlichsten ist. Trotzdem möchte ich ihm vertrauen und sage ihm auch immer wieder, dass ich das auch tu. Wir hatten schon viele Gespräche über Drogen und das was mit Patty passiert ist, auch mit seinen Freunden. Sie kennen ja auch diese HP.
23 September 2004
Die Suche nach einem geeigneten Therapieplatz erweist sich schwerer als gedacht. Therapieplätze gibt es viele, für Doppeldiagnosen auch, allerdings sind dort recht lange Wartezeiten. Das Problem ist, dass Patty sehr wahrscheinlich am 8. 10. aus der Klinik entlassen wird und somit in die Obdachlosigkeit. Außerdem ist wieder mal kein Kostenträger ermittelt, so dass alle Anträge wieder gemacht werden müssen. Zudem haben wir erfahren, dass Patty seit dem 22.03 nicht krankenversichert ist. Mein Sohn ist gerade auf einem guten Weg. Er will die Therapie. Er ist zwar immer noch psychotisch, aber einen so akuten Schub wie bei der Einweisung in der Klinik hat er nicht mehr. Er interessiert sich wieder für das Leben und ist fest entschlossen es diesmal zu schaffen. Oh Gott, ich wünschte es mir so. Hoffentlich arbeiten die Behörden diesmal etwas schneller. Es ist fünf vor zwölf. Mein Sohn hat diese Zeit nicht, die diese ganze Bürokratie mit sich bringt. Er ist gesundheitlich so angeschlagen, dass weiß er auch. Zwischendurch hat er einen sehr klaren Verstand und deshalb will ich ihm auch glauben. So lange er so an sich arbeitet, wollen Armin und ich es nicht zulassen, dass er in die Obdachlosigkeit verfällt und auch seine Betreuerin wehrt sich dagegen. Wenn alle Stricke reißen, werden wir ihn wieder nach Hause holen. Mit den beiden Brüdern haben wir auch darüber gesprochen. Wir sind uns einig, dass er jetzt unsere Hilfe braucht, um in sein neues Leben zu gehen. Der Weg in die Obdachlosigkeit, wäre wieder ein Weg in die Drogen. Dann wird er wahrscheinlich nie wieder gesund. Wir wissen zwar nicht, ob er überhaupt jemals von der Psychose geheilt werden kann, aber ich gebe da nicht auf. Bei guter Medikamenteneinstellung kann er damit auch ein fast normales Leben führen.
5.Oktober
Patty hat unterschrieben, dass er freiwillig in der Klinik bleibt. Er wartet nun auf einen freien Platz auf der offenen Station. Von da aus wird er auf einen freien Therapieplatz warten und trotzdem weiter behandelt. Die Suche nach einem Therapieplatz erweist sich nach wie vor als Tortur. Es gibt da eine Wartezeit von ca. 3 Monaten. Patty muss dann auch immer noch wollen. Am Wochenende war er wieder bei uns. Ihm geht es so gut wie schon lange nicht mehr. Er hat ganz klare Augen, sieht endlich mal wieder gepflegt aus. Wir konnten uns auch wunderbar mit ihm unterhalten. Nur noch manchmal reagiert er psychotisch. Seine Medikamente, die er einnimmt schlagen super an. Ich habe mich die Woche mit seiner Betreuerin unterhalten. Auch sie kämpft für Patty. Sie legt sich mit Ärzten und Behörden so richtig ins Zeug. Sie ist ebenfalls erstaunt, wie gut sich Patty diesmal erholt hat. Ich wünsche es mir so sehr, dass es diesmal wirklich klappt. Zum ersten Mal ist er richtig entschlossen. Wir sagen ihm auch immer wieder, wie stolz wir auf ihn sind, dass er diesen Weg gehen will. Es wird ein schwerer und auch steiniger Weg für ihn, doch wir werden alle geschlossen hinter ihm stehen solange er diese Einstellung beibehält.
22. November 2004
4 Tage nach seinem 2.1 Geburtstag hat Patty die Klinik auf eigenem Wunsch verlassen. Armin und ich sind gar nicht begeistert.
26 November
Patty wohnt vorübergehend bei uns. Wir haben endlich einen Arzt gefunden, der ihn weiterbehandelt. War gar nicht so einfach so schnell einen Termin zu bekommen. Wir suchen jetzt eine Wohnung für ihn. Natürlich ist das auch eine Lauferei.
31. Dezember 2004
Weihnachten war schön, eigentlich sogar ruhig. Patty geht es soweit gut. Die Nebenwirkungen der Medikamente machen ihm zu schaffen. Er ist ständig müde und hat sehr viel zugenommen.
6.Januar 2005
Es ist nicht viel passiert. Patty wohnt immer noch bei uns. Seit dem 1. Januar konnten wir allerdings eine kleine Wohnung für ihn anmieten. Allerdings muss diese noch komplett renoviert werden. Er wird weiterhin betreut. 3mal in der Woche kommen der psychosoziale Trägerverein und einmal die Woche die Betreuerin. Nach wie vor macht ihn seine Psychose zu schaffen, allerdings nicht mehr unter diesem Verfolgungswahn. Er ist sehr schläfrig und unkonzentriert. Ich kann sehr schwer seine Krankheit beschreiben. Die Ärztin hat mir in Punkto Krankheit auch nicht sehr viele Hoffnungen gemacht. Deswegen auch meine Sorge, dass er in der Wohnung auch nicht allein zurechtkommt. Armin meinte nur, dass wir einfach abwarten müssen, wie sich die Sache entwickelt. Ich selbst habe eine Kur beantragt. Endlich habe ich mich dazu durchgerungen.
23. Januar
Patty ist ausgezogen. Seit heute lebt er in seiner Wohnung. Alles war wie immer schwierig. Zwar bekommt er jetzt Dank Hartz 4 die Miete bezahlt und auch ein wenig zum Lebensunterhalt. Die Wohnung musste allerdings komplett renoviert werden, außerdem hat er noch keine Möbel. Wenigstens ist eine Küche dort. Geld zur Einmalhilfe hat er noch nicht bekommen. Er schläft auf einer Matratze. Allerdings hat er es auch so gewollt. Mir ist aber nicht wohl bei dem Gedanken. Nach wie vor kifft er und trinkt Alkohol. Ob er sich wieder die anderen Sachen einschmeißt, weiß ich nicht. Ich hoffe es nicht. aber ich habe da so ein Gefühl.............., mein Bauchgefühl, dass mich seltenst täuscht. Ich habe aber keine Lust mehr nachzufragen oder zu kontrollieren. Er muss jetzt zeigen und beweisen, dass er allein zurechtkommt. Wieder einmal müssen auch wir und vor allen für die beiden Jüngeren wieder eine Normalität im Alltag reinbringen. Im Februar fahre ich erst mal für 6 Wochen in die Kur. Ich muss auch zur Ruhe kommen. Ich bin völlig ausgepumpt
12. Februar
Es ist bald soweit. Am Dienstag fahre ich zur Kur. Leider habe ich das Gefühl, ich hinterlasse ein Chaos. Armin wird am Montag noch mal an den Augen gelasert (Folgen seines Diabetes) und Patty wird wieder psychotisch. Warum habe ich dabei kein gutes Gefühl? Warum denke ich immer wieder. dass dieses ein ungünstiger Zeitpunkt ist? Es gibt bei uns keine günstigen Zeitpunkte. Ich weiß,,,,,,,,,,, es ist gut etwas für mich zu tun und trotzdem denke ich immer wieder, dass ich meine Familie im Stich lasse. Ich habe nur Angst, dass alles aus den Fugen gerät und ich bin weit weg.
29 März 2005
Heute bin ich wieder zu Hause. 6 Wochen Reha waren genug. Trotz allem muss ich sagen es war eine schöne Zeit. Zeit, die ich gebraucht habe um auch zu mir zu finden. Ich weiß jetzt, dass ich mir zu viel zugemutet habe. Vollzeit, Hausfrau, Mutter, Ehefrau, die Krankheiten meiner Familie usw.. Ich wollte immer nur die Starke sein und habe dabei nicht gemerkt, wie krank ich damit wurde. Leider kann ich nicht 100% geben. Ich muss mich aufteilen wie ein Stück Torte. Die Ärzte meinten, dass größte Stück sollte dann aber für mich sein. Na, .........ob ich das so hinbekomme???!!!
30. März
Heute sind wir mit Patty wieder in die Landesklinik gefahren. Er steckt wieder mitten in einem schweren psychotischen Schub. Leider haben die erst ab dem 04. April erst wieder ein freies Bett.
01. April 2005
Seine Betreuerin hat Patty heute mit einer Einweisung vom Arzt in die Klinik gebracht. Es ging nicht mehr anders. Ich fühle mich wieder fast so wie vor der Kur. Seit zwei Tagen bin ich wieder am Arbeiten, Stress und wieder diese Sorgen.
14 Juni 2005
Hallo, ich habe endlich den Mut gefunden wieder zu schreiben Habe gerade das Gästebuch gelesen und gemerkt ich muss weitermachen. Danke für die Eintragungen. In der ganzen Zeit ist es mit meinem Gefühlsleben ein auf und ab. Zwei Wochen in den letzten 3 Monaten ging es mir sogar ausgesprochen gut. Ich würde sagen euphorisch gut, vielleicht war ich es nur leid zu jammern. Allerdings hatten wir auch eine sehr nette neue Therapeutin in unserer Angehörigengruppe, die uns wirklich gut geholfen hat. Ich bin vorgestern weiß ich, dass sie nicht mehr kommt. Warum auch immer. Patty steht nun der dritte Klinikaufenthalt nach meiner Kur bevor. Er war mittlerweile zweimal per Zwangseinweisung wieder in der Klinik. Leider ist er immer zu früh entlassen worden. Ich weiß allerdings, dass selbst der Arzt Behandlungsfehler in seinem Fall eingeräumt hatte. Nun 3 Wochen nach Entlassung seines letzten Aufenthaltes leidet er wieder unter einem schweren Schub. Ich bin so deprimiert, ich weiß einfach nicht mehr mit seiner Krankheit umzugehen. Ich kann mit der Traurigkeit und meinen Schmerz nicht mehr umgehen. Ich vermisse mein altes " ICH ", meine Stärke mit diesem Problem fertig zu werden. Das ist der Grund, dass ich nicht mehr geschrieben habe. Ich schreibe heute, weil mich die Eintragungen im Gästebuch sehr berührt haben. Viele Menschen mit den gleichen Problemen besuchen meine Seite. Das hat mir heute wenigstens ein bisschen die Kraft gegeben wieder einen neuen Bericht zu schreiben.
17.06.2005
Patty ist wieder in der Klinik. Diesmal allerdings freiwillig. Er hat wieder Angst und Verfolgungswahn.
25 Juni 2005
Seit etwas mehr als eine Woche ist Patty wieder in der Klinik. Diesmal ist er auf einer anderen Station der allgemeinen Psychiatrie. Wie weit man dort auf seinen Drogenmissbrauch eingeht, weiß ich noch nicht. Wichtig ist erst einmal in wieder aus seiner Psychose zu bringen. Die Ärzte vermuten auch einen Zusammenhang mit ADHS. Ich weiß allerdings nicht mehr was ich noch so glauben kann. Ich bin seit Ende März aus der Kur und Patty ist zum 3. Mal in der Klinik. Das ist ein Zeitraum von nur 3 Monaten.
Wie soll das nur weitergehen???????????
Patty sagte mir einmal, dass er ohne Rausch die Welt nicht mehr ertragen kann. Ist es die Psychose, die ihn immer wieder zu Drogen greifen lässt???
Mit jedem neuen Schub seiner Psychose, wird sein Verfolgungswahn immer schlimmer. Ich habe die Angst und Panik in seinen Augen gesehen. Er tat mir in dem Moment richtig leid. Es ist einfach so, dass Patty einerseits in der realen Welt lebt und dann wieder in seiner Welt. Wenn ich jemanden versuche die Krankheit von Patty zu erklären, fehlen mir selbst die Worte dafür. Ich kann’s selber kaum verstehen und begreifen.
07.07.2005
Ich habe den Kummerkasten wieder gelöscht, da ich mit dem Design einfach nicht klargekommen bin. Leider bin ich am Computer kein Profi, dafür habe ich aber ein neues Gästebuch mit eingebaut. Ich freue mich da auch über jeden Eintrag.
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Zu den bisherigen Eintragungen in meinem Gästebuch,“ Leider ist es schwer unsere Kinder fallen oder los zu lassen. Wenn sie verwahrlost vor der Türe stehen und Ihnen die Hilfe verwehren. Ich kann es auch nicht. Obwohl ich mir selber immer wieder sage, dass wir das Leiden nur verlängern“. Auf der anderen Seite ist da ja immer wieder die Hoffnung, dass sie es packen werden. Da stellt sich mir immer wieder die Frage wie weit darf ich mit meiner Hilfe oder Nichthilfe gehen. In der Kur haben mir die Therapeuten gesagt, dass ich Pattys Leben akzeptieren muss, da er ja erwachsen ist und es nicht anders will. Trotzdem frage ich mich wie weit ist er damit seiner Krankheit noch zurechnungsfähig? Wie viel Mutter darf ich noch sein und wie viel erwachsen ist er mit dieser Krankheit? In den Schüben seiner Psychose ist er auf jeden Fall jenseits eines Erwachsenen. Er hat dann wahnwitzige Ideen, Angst und benimmt sich wie ein kleines Kind. Hilflos!!! Soll ich ihm da die Hilfe verwehren???? Armin und ich haben es uns zur Aufgabe gemacht ihn nicht mit Geld oder sonstiges zu unterstützen. Ich räume ihm auch nicht die Wohnung auf (CHAOS). Er darf uns nicht berauscht besuchen. Wir fahren ihn in die Klinik, wenn es wieder soweit ist und für alles andere hat Patty seine Betreuerin. Wir wissen das er im Grunde genommen ganz unglücklich ist, insbesondere dann, wenn er wieder in der realen Welt ist, also psychosefrei. Ich denke mir mal, dass er dann genau weiß was mit ihm passiert ist und trotzdem greift er immer wieder zu diesen Drogen.
Er bekommt es immer und überall, sogar auf dem Klinikgelände werden Drogen verkauft. Wie auch immer!?
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Patty ist nach wie vor in der Klinik. Man möchte ihn auf ein neues Medikament einstellen. Dieses Medikament ist leider sehr umstritten. Viele und starke,Nebenwirkungen, soll aber bei Schizophrenie gut wirken. Patty soll dafür unterschreiben, dass er über die Nebenwirkungen aufgeklärt worden ist. Ich finde es paradox eine Unterschrift von ihm zu verlangen, obwohl er 1. unter gesetzlicher Betreuung ist und 2. sowieso nicht so richtig kapiert, warum er Medikamente bekommt, wo wir doch die Kranken sind. (Mit wir meine ich Eltern, Ärzte, Pfleger usw..) Er hat mal wieder keine Krankheitseinsicht. Na ja, das hatten wir ja schon ein paar mal. ( Gehört ja zum Krankheitsbild) Ich freue mich jetzt erst mal auf meinen Urlaub. Wir fahren zwar nicht weg, aber wir haben uns auch die nötige Ruhe verdient. Armin und Ich haben es tatsächlich mal geschafft 3 Wochen zusammen Urlaub zu bekommen und die werden wir ruhig angehen.
09.07.2005
Von dem Medikament sind die Ärzte in der Klinik erst einmal ab. Sie wollen mehr auf das ADHS in der Kindheit eingehen. Nicht immer wächst sich diese Störung mit der Pubertät aus. Die Vermutung, dass Patty als Erwachsender weiterhin ADHS hat liegt da nahe. Sie werden ihn auch auf ein Medikament einstellen, dass bei diesem Krankheitsbild verschrieben wird. Allerdings haben die Ärzte noch wenig Erfahrungen damit sowie auch keine Langzeitstudien. Patty geht es wieder gut. Ich habe heute mit ihm telefoniert und er war ganz vernünftig. Morgen fahren Armin und Ich ihn dann besuchen. Ich freue mich auch schon richtig darauf. Allerdings schraube ich meine Erwartungen auch nicht so hoch.
17 Juli 05
Von Tag zu Tag nimmt Patty wieder mehr an dem realen Leben teil. Er bekommt seit gut 1 Woche das neue Medikament. Er ist nicht mehr ganz so müde und antriebslos als bei dem alten Medikament. Wir können uns auch immer besser mit ihm unterhalten, da er sich auch viel besser konzentrieren kann. Die Besuche in der Klinik sind nicht ganz so anstrengend. Hoffentlich bleibt das so.