28. August 2007
Am Freitag entscheidet sich ob Patty im Heim bleiben darf oder nicht. Die Betreuerin von Patty ist zu diesem Termin eingeladen worden. Armin und ich können beide nicht an dem Gepräch teilnehmen, da wir beide arbeiten müssen. Ich habe Patty gesagt, dass er nicht mehr bei uns einziehen kann, dass ich nicht mehr die Kohlen für ihn aus dem Feuer holen werde und das ich keine Lust mehr auf die ganze Drogensch***** habe. Ich habe genug um ihn gekämpft, jetzt muß er selber ran. Vielleicht muß er wirklich so tief fallen, dass er selbst keinen anderen Ausweg sieht um sich hellfen zu lassen. Natürlich stellt diese neue Situation wieder alles in den Schatten. Cally hat endlich einen Ausbildungsplatz und ich hätte mich gefreut wenn es bei dieser positiven Bilanz bleibt. Leider ist dem nicht so. Wenn ich dieses Tagebuch lese, gab es immer wieder nach einem Hoch der Fall in die Tiefe. Mein Gemütszustand passte sich immer den Hochs und den Tiefs an. Ich hatte kein eigenes Leben mehr. Ich habe vergessen das Patty mittlerweile zu einem erwachsenden Mann geworden ist, der für sein Leben selbst verantwortlich ist, auch wenn er krank ist. Ich habe ihm nicht die Drogen in dei Hand gedrückt, er war erwachsen genug sich diese zu kaufen und zu konsumieren. Ich bin nicht verantwortlich für seinen Konsum. Wenn es auch weh tut, ich gebe mich geschlagen. Ich werde ihn sein Leben leben lassen und es so akzeptieren wie er es lebt. Ich werde ihm nicht mehr helfen, weil ich das Gefühl habe als Mutter muss ich das tun,..............nein, ich werde ihm nur noch helfen wenn er wirklich ernsthaft Hilfe haben will.
Wie ich mich dabei fühle,............. Es tut so unheimlich weh. Man hat das Gefühl verloren zu haben. Die Hoffnung ist weg und die Sorgen und Angst um ihn sind riesengroß. Ich weiß wenn ich mich wieder da reinsteigere gehe ich vor die Hunde. Ich versuche das alles mit Abstand zu sehen, um Platz für meine Mutter zu machen ( meinem Vater geht es gesundheitlich sehr schlecht), Platz für meine anderen Jungs und für Armin zu machen. Ich versuche einfach Pattys Platz so klein wie möglich zu halten, damit er sich nicht wieder so ausbreitet, wie es mal war. Ich versuche die Wut auf ihn so weit aufrecht zu halten, damit die Trauer mich nicht überrennt. Ich versuche mich dabei nicht zu vergessen, obwohl mir das verdammt schwer fällt.
02. September 2007
Patty darf bleiben. Einmal im Monat wird zukünftig ein Drogenscreening gemacht und sein Taschengeld wird eingeteilt. Ich bin ja mal gespannt wie lange das gut geht. Große Hoffnung habe ich nicht, dass er durch diese Maßnahme den Drogen fernbleibt, trotzdem bin ich froh das er bleiben kann.
18. Oktober 2007
Wir haben am Dienstag meinen Vater zu Grabe getragen. Er starb einen langen qualvollen Tod. Das ist auch der Grund warum ich so lange nicht mehr geschrieben habe.
Die Nachricht von Birgit im Gästebuch hat mich zutiefst getroffen. Die ständige Angst um das eigene Kind, gekämpft und doch verloren und das kurz vor der Therapie. Das ist wirklich traurig.
Mir selbst geht es gut. Pattys letzten beiden Drogenscreenings waren negativ. Es geht ihm sehr gut. Ich hatte Befürchtungen das er die Beerdigung meines Vaters nicht gut verkraftet, aber es ging ihm erstaunlich gut. Seine Krankheit merkte man ihm kaum an.
30.November 2007
Mir geht es gut. Habe ein bisschen Probleme mit dem Server, um die Seite weiter zu bearbeiten. Patty geht es auch gut. Sein Drogenproblem hat er allerdings nicht im Griff. Ich denke auch das sich das nicht in der nächsten Zeit legen wird. Er ist aber zur Zeit in einem guten stabilen Gesundheitszustand.
19. Dezember 2007
Weihnachten naht. Patty kommt über die Festtage nach Hause. Er ist im Moment sehr vernünftig. Das tut richtig gut. Drogen konsumiert er im Moment nicht, allerdings trinkt er viel. Er braucht einfach einen Rausch. Da Heiligen Abend die ganze Familie bei meiner Mutter ist ( es ist das erste Weihnachten ohne meinen Vater) hoffe ich das alles ohne Zwischenfälle abläuft. Gerade an solchen Tagen ist man sehr verletzlich, es wäre schön wenn alles friedlich verlaufen würde. Insgesamt war es ein turbulentes Jahr. Immer wieder denke ich das, dass Jahr sehr schnell vorbei gegangen ist. Allerdings fehlt mir ein halbes Jahr vom realen Leben, da ich diese Zeit in der Klinik verbracht habe. Wie immer hofft man das, dass neue Jahr besser wird.
Allen meinen Lesern wünsche ich eine friedliche, besinnliche Weihnacht und einen guten Rutsch ins Jahr 2008.
8. Januar 2008
Weihnachten verlief friedlich. Patty ist über die Tage nach Hause gekommen, es geht ihm gesundheitlich wirklich gut. Ich glaube es tat ihm auch richtig gut. Sylvester blieb er dann in diesem Heim. Insgesamt ist Patty sehr ruhig geworden. Die Medis machen ihm zu schaffen, er schläft sehr viel. Trotzdem ist er sehr viel klarer und macht einen vernünftigen Eindruck.
Zur Zeit mache ich mir mehr Sorgen um Sammy. Anfang Dezember hat seine Freundin mit ihm Schluss gemacht und die Maßnahme vom Arbeitsamt ist beendet. Seitdem treibt er sich rum, ist aggressiv. Gerade habe ich ihn vor die Tür gesetzt. Er lässt sich nichts mehr sagen, macht überhaupt nichts mehr zu Hause. Dabei ging es um so etwas banales wie sein sehr unaufgeräumtes, dreckiges Zimmer. Der Streit den wir da hatten, ist so richtig aus den Fugen geraten. Er beschimpfte mich auf das Übelste. Ich habe ihn daraufhin die Türe verwiesen. Nächsten Monat ( Sammy und ich haben am gleichen Tag Geburtstag) wird er 18 Jahre alt. Ich hoffe er wird sich nicht zu meinem nächsten Sorgenkind entwickeln, denn die Kraft erneut aufzubringen fehlt mir einfach. Ich hoffe das ich Sammy soviel an Grundwerten beibringen konnte, dass er mir nicht auf die schiefe Bahn gerät.
15. Januar 2008
Sammy ist wieder zu Hause. Er hat sich für sein Verhalten noch am gleichen Tag entschuldigt. Trotzdem sorge ich mich um ihn. Er hat keinen Ausbildungsplatz und auch keinen " Bock " mehr auf Schule. Viele seiner früheren Freunde hängen auf der Straße rum, haben keinen Ausbildungsplatz, keine Arbeit, manche von ihnen nehmen Drogen. Sammy versichert mir zwar immer wieder das er keine Drogen nimmt, oder andere Dummheiten macht, trotzdem habe ich Angst um ihn.
Cally geht es richtig gut. Er hat einen tollen Ausbildungsplatz bekommen. Die Arbeit macht ihm richtig Spaß und es herrscht dort auch ein sehr gutes Betriebsklima.
Pattys nächster Schritt ist die Selbstversorgung. Das heißt er bekommt Geld für Lebensmittel zur freien Verfügung und er muss sich dann selbst versorgen. Ich weiß noch nicht wann es soweit ist, aber ich freue mich das er sich soweit zum positiven entwickelt hat. In seinem jetzigen Zustand würde ich einfach behaupten, dass er das schafft.
Armin ist seid dem 01.01.2008 arbeitslos. Das Arbeitsverhältnis ist aus gesundheitlichen Gründen beendigt worden. Perspektiven mit seinen Krankheiten einen Arbeitsplatz zu finden sind gleich null. Vielleicht bekommt er eine Umschulung. Mal sehn.
2. Februar 2008
Das Leben hat mich wieder. Ich gehe wieder mehr aus. War Altweiber z.B. mit einigen Arbeitskolleginnen feiern, es geht mir insgesamt viel besser. Die innere Unruhe ist weg, ich kann wieder unbeschwerter sein. Es tut mir richtig gut. Woran das liegt weiß ich nicht, es ist als hätte mir jemand den Schalter von O auf eins gestellt. Ich fühle mich nicht mehr so traurig, es ist als wäre mir eine große Last abgenommen worden. Vielleicht ist es auch so. Patty geht es nach wie vor gut. Ich weiß zwar das er immer noch konsumiert, bedingt durch dieses Heim bekomme ich weniger davon mit. Er nimmt die Drogen auch nicht mehr in so großen Mengen wie früher ein. Trotzdem kann ich nichts mehr für ihn tun. Er kommt immer seltener an den Wochenenden nach Hause, verbringt diese dann mit anderen Bewohnern in diesem Heim. Er muss seinen eigenen Weg gehen. Sammy und ich haben am Mittwoch Geburtstag( wir haben am gleichen Tag Geburtstag), da wird Sammy, mein Jüngster volljährig. An den Kindern merkt man erst wie alt man ist, wo ist die Zeit bloß geblieben. Für mein neues Lebensjahr habe ich mir auch viel vorgenommen. Ich möchte wieder viel mehr für mich tun, vor allen Dingen möchte ich nicht mehr mein Lachen verlieren, ich will nicht mehr in das Loch fallen in dem ich viel zu lange festgesteckt habe. Ich habe mich endlich aus der Dunkelheit befreien können, obwohl ich gedacht habe " Ich schaffe das nie". Ich schreibe das für alle die meine Seiten besuchen. Es gibt einen Weg aus der Dunkelheit, oder aus der sogenannten Coabhängigkeit. Wir müssen loslassen können, uns befreien von der Sucht unserer Angehörigen. Das heißt nicht das Patty auf meine Hilfe nicht mehr bauen kann, jedoch helfe ich ihm nur so viel, wie es mir nicht schadet. In den letzten fast 11 Jahren bin ich viel zu oft an meine Grenzen gegangen, habe sie manches Mal überschritten. Ich möchte nicht, das mir das wieder passiert.
20.02.2008
Nach wie vor geht es Patty gut. Er kommt fast jedes Wochenende nach Hause. Mittlerweile arbeitet er schon den ganzen Vormittag. Mir geht es auch gut. Habe Urlaub, den werde ich jetzt erst einmal genießen.
13, März 2008
Viele Gästebucheinträge machen mich richtig betroffen. Die Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und die Trauer über das verkorkste Leben unserer drogen.- oder psychosekranken Kinder kann man da fast spüren. Die Einträge über die Eltern die ihre Kinder verloren haben, machen mich da besonders traurig. Es gibt so viele Eltern die verzweifelt sind, oder auch Geschwister die ja still mitleiden. Die Hilflosigkeit, das Gefühl allein zu sein, man kann es eigentlich nicht in Worte fassen , was zum Beispiel in uns Mütter vorgeht.
Auch wenn ich schreibe, dass es Patty gut geht, ist das auch nur den Umständen entsprechend. Nach wie vor bekommt er schwere Medikamente in Form von Depotspritzen. Ebenso leidet er unter deren Nebenwirkungen ( Zungen und Schlundkrämpfe) gegen die er auch Medikamente bekommt. Man merkt ihm seine Krankheit an und nach wie vor greift er zu Drogen. Patty ist mittlerweile 24 Jahre alt, doch er verhält sich wie ein 15jähriger Pubertierender (Hebephrenie). Ich habe mal geschrieben, dass er ohne unsere Hilfe vielleicht nicht mehr leben würde. Das heißt allerdings nicht, dass wir immer die richtige Hilfe für ihn geleistet haben. Es gibt einfach kein Patentrezept dafür. Wir haben ihn jedoch (notfalls mit der Polizei) immer wieder in die Klinik gebracht, dafür gesorgt, dass er einen gesetzlichen Betreuer bekommt usw.. Das war unsere Art zu helfen, auch wenn es Patty nicht gepasst hat. Es geht ihm zur Zeit viel besser, als noch vor einem Jahr.
Bedingt dadurch das er in diesem Heim lebt, versorgt ist, professionell betreut wird, ist mir eine große Last genommen worden. Ich kann wieder ruhig schlafen, bin ausgeglichener. Das macht sehr viel aus. Man sieht die Welt nicht mehr so in grau-schwarzen Tönen, sie wird wieder bunter. Das hat allerdings fast 10 Jahre gedauert. Ich habe mich oft gefragt " Warum gerade ich", oder " warum mein Kind." Mein mittlerer Sohn Cally stellte mir einmal die Frage " Mama, wenn es nicht Dich oder Patty treffen sollte, wem Deiner Meinung nach hätte es dann treffen sollen?" Gute Frage, keiner Mutter und keinem Kind wünscht man so etwas. Vielleicht müssen wir Eltern lernen das Leben unserer Kinder zu akzeptieren, dass sie sich für Drogen entschieden haben. Allerdings sollten wir dann für sie da sein, wenn sie wirklich bereit sind sich helfen zu lassen.
22. März 2008
Allen Lesern meiner Homepage wünsche ich ein schönes Osterfest.
4. April 2008
Das Osterfest war ganz Ruhig. Ostersonntag hat meine Mutter die ganze Familie zum Kaffee und Abendessen eingeladen. Selbst da war Patty ganz vernünftig, obwohl es ihm Schwierigkeiten bereitet mit vielen Menschen insbesondere der Familie auszuhalten. Er kann sehr schlecht mit Emotionen umgehen und wenn er das so gut schafft wie an dem Ostersonntag ermüdet er sehr schnell. Er ist danach wie gerädert. Ich frage mich sehr oft, wie sein Leben wohl gelaufen wäre, wenn er nicht zu Drogen gegriffen hätte. Wäre er tatsächlich gesund? Leider kann man seinen Weg nicht zwei mal gehen. Heute kam er auch nicht zum Wochenende nach Hause, er erwähnte mal das ihn die Besuche zu Hause sehr anstrengen. Vielleicht braucht er aber auch eine Auszeit. Da Armin dieses Wochenende auch nicht da ist, werde ich alles mal ganz in Ruhe angehen, relaxen. :)
Armin hat leider schlechte Nachrichten von seinem Augenarzt bekommen. Er hat diabetische Spätschäden, die schon ein paar mal gelasert worden sind. Nun hat man ihm bescheinigt, dass man seine Augen nicht mehr lasern kann und er bis in ca. 10 Jahren so nach und nach erblinden wird. Das war ein Schock, doch trotz dieser Aussage wollen wir uns eine zweite Meinung in der Uni- Klinik holen. Erst einmal ist die Medizin heute schon sehr weit und bis in 10 Jahren wird sie auch immer weiter fortschreiten. Wir wollen deswegen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken.
21. April 2008
Am 15. Mai muss Armin ins Krankenhaus. Er wird wahrscheinlich operiert. Er hat durch jahrelangem Sodbrennen ein Geschwür und eine schwere chronische Entzündung an der Speiseröhre. Sein Mageneingang schließt ebenfalls nicht mehr richtig, er leidet zudem auch unter häufigen Erbrechen.. Ursache ist vermutlich ein Zwerchfellbruch. Allerdings muss vor der OP ausgeschlossen werden, ob eine diabetische Nervenschädigung die ja auch die inneren Organe befällt die Ursache des ganzen Übels ist. Ist das der Fall kann man das nicht chirurgisch unterbinden. Diabetes tut nicht weh, jahrelang konnte Armin mit Insulinspritzen ein fast normales Leben führen, aber die Spätschäden überrollen uns gerade gnadenlos. Er selbst ist ziemlich frustriert. Armin hat einen Rentenantrag gestellt, glaubt aber kaum das er mit 44 Jahren diese bewilligt bekommt. Allerdings zeigt sich eine berufliche Perspektive mehr als aussichtslos.
Patty war am Wochenende wieder zu Hause und am Samstag besuchte uns seine erste große Liebe. Die Beiden haben sich nicht aus den Augen verloren. Patty war damals 15 und C( C ist der Anfangsbuchstabe ihres Vornamens) 13 Jahre alt. Mittlerweile hat C selbst ein eigenes Kind und lebt glücklich in einer Beziehung. Was ich an C bewundere ist, das sie mit Patty sehr gut umgehen kann. Sie hat keine Hemmungen sich mit Patty trotz seiner Erkrankung zu unterhalten, sie verstellt sich auch nicht. Sie hat Pattys Geschichte zeitweise hautnah mitbekommen, oft auch versucht ihn von den Drogen weg zu bringen, ist dann aber auch dran gescheitert. Sie hat immer wieder Patty angerufen, manchmal auch in der Klinik besucht, bis ihre Eltern ihr das verboten hatten. Ich konnte damals die Ängste ihrer Eltern gut verstehen, auch wenn die Art wie sie das rüberbrachten mir sehr weh tat. C war damals auch viel zu jung und überforderte sich selbst damit.
Patty war ein wenig überfordert mit C Besuch bei uns. Er konnte schlecht den Gesprächen folgen. Leider konsumiert er in letzter Zeit des Öfteren, man merkt ihm das sofort an. Mittlerweile reden wir offen darüber, auch wenn es mir das Herz zerreißt das er wieder konsumiert. Unterstützen werde ich seinen Konsum nicht, aber ich möchte auch nicht mehr belogen werden. Ich will nur nicht das er konsumiert, wenn er die Wochenenden bei uns verbringt. Wie er das in dem Heim macht, ist mir ein Rätsel. Irgendwie scheint das aber zu funktionieren, trotz regelmäßiger Drogenscreenings.
7.Mai 2008
Armin ist heute schon ins Krankenhaus, er hat aufgrund seiner zunehmenden Beschwerden den Termin früher angesetzt bekommen. Die Untersuchung wurde heute auch gemacht und es ist Gott sei Dank kein diabetischer Spätschaden, sodass er morgen schon operiert werden kann.
Patty geht es zur Zeit gar nicht gut, ich vermute mal das das an seinem Drogenkonsum liegt. Vielleicht ist das auch der nächste Schub seiner Psychose. Zu mindestens macht er mir einen sehr kranken Eindruck. Das Schlimmste ist einfach, dass ich auch aufpassen muss nicht wieder in ein Loch zu fallen. Ich habe Angst meine so langsam wieder gefundene Leichtigkeit und auch Fröhlichkeit zu verlieren. Ich weiß noch wie sehr ich vor einem Jahr gekämpft habe aus diesem Loch herauszukommen, dass war verdammt hart. Es darf mir auch weh tun und ich muss auch mal weinen können, aber ich darf mich um meiner selbst Willen nicht gehen lassen. Ich weiß das ist verdammt schwer, aber ich will das schaffen.
21. Mai 2008
Armin hat die OP sehr gut überstanden. Er war auch nur 5 Tage im Krankenhaus. Nun ist er endlich beschwerdefrei. Der Antrag auf Rente ist abgelehnt worden. Das ist etwas was ich nicht verstehe, da es offensichtlich ist, dass er bis in ein paar Jahren so nach und nach erblinden wird. Natürlich habe wir erst mal Widerspruch eingereicht und die ganze Sache einen Anwalt übergeben.
Patty ging es letztes Wochenende wieder etwas besser. Bei ihm ist das auch so ein auf und ab. Ich hoffe, dass es kommendes Wochenende auch wieder besser sein wird. Ich selbst kompensiere wieder meine Probleme in Arbeit. Früher habe ich immer wenn ich viel gearbeitet habe, meine Probleme in den Hintergrund gestellt. Jahrelang hat das ja auch geklappt, bis der große Zusammenbruch kam. Ich muss noch die richtige Dosis finden wie ich das jetzt machen sollte um nicht nochmal in das gleiche Loch zu rutschen in dem ich gefallen war.
Am 16. Juni haben Armin und Ich Silberhochzeit und ich überlege ob wir unsere Flitterwochen nachholen. Wir hätten es verdient und wir waren noch nie zu zweit im Urlaub. Mal sehen was sich so Last Minute ergibt.
7.Juni 2008
Patty hat seinen Urin verfälscht. Deswegen fielen die Drogenscreenings in letzter Zeit immer negativ aus. Natürlich kam das alles raus. So etwas geht ja nur eine bestimmte Zeit gut, Am Montag gibt es mal wieder ein Gespräch mit der Betreuerin und der Heimleitung. Selbst das ich ihm sage, dass er für sich verantwortlich ist kriecht in mir die altbekannte Angst hoch. Wann hört das endlich auf???????????????? Bitte lieber Gott, gib mir die Kraft den notwendigen Abstand zu finden.
13.Juni 2008
Patty hat zur Auflage bekommen das er sich zur Drogenberatung begibt. Er hat dabei noch großes Glück gehabt, denn ein anderer konsumierender Mitbewohner hat die Kündigung bekommen. Ich denke mir es ist alles eine Frage der Zeit wann auch Patty die Kündigung bekommt. Er ist mal wieder nicht einsichtig. Ich habe eine frühere Bekannte getroffen deren Sohn eine ähnliche Drogenkarriere hinter sich hat wie Patty.. Sie hat 4 Jahre nichts von ihrem Sohn gehört. Sie weiß erst seid kurzem das er überhaupt noch lebt. Was er macht und wie es ihm geht, dass wusste sie nicht. Als ich sie auf ihren Sohn ansprach konnte man merken das es ihr sehr schwer fiel darüber zu reden. Das hat mich sehr betroffen gemacht
26. Juni 2008
Zur Silberhochzeit sind Armin und ich zu seinen und meinen Verwandten nach Süddeutschland gefahren. Wir haben eine schöne Zeit dort verbracht und wollen das auch wiederholen. Patty ist dann das Wochenende in der Einrichtung geblieben, weil ich nicht wollte das er nur mit den Jungs hier alleine das Wochenende verbringt. Sie können mit Pattys Erkrankung nicht umgehen. Patty hat sich dann aber regelmäßig bei uns gemeldet, immer um zu fragen ob es uns auch gut gehe .Eigentlich hatte ich mit einem Chaos was meine Wohnung angeht gerechnet , aber wir sind angenehm überrascht gewesen. Sammy und Cally haben sich wirklich Mühe gegeben. Schade das ich bald wieder arbeiten gehen muss, dieser Urlaub tut mir richtig gut. Ich habe mich im Forum von BASE( siehe unter interessante Links ) wieder angemeldet um mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Ich habe vor einigen Jahren dort regelmäßig geschrieben. Lange Zeit war ich nicht in der Lage dort zu schreiben, da es mir selbst sehr schlecht ging. Nun habe ich die Kraft dazu und ich merke es tut mir gut. Ich kann wirklich nur empfehlen sich dort auszutauschen. Diese Forum ist jederzeit ob Tag oder Nacht aufrufbar, was in Krisensituationen sehr hilfreich sein kann. Schreiben hilft eben und meistens bekommt man auch eine schnelle Antwort. Zum überwiegenden Teil schreiben dort Eltern, Partner oder andere Verwandte von Suchtkranken und auch Doppeldiagnosen ( Sucht und psychische Erkrankungen) sind dort nicht unbekannt. Dieses nur ein kleiner Tipp.
Da ich im EM Fieber bin, plane ich am Wochenende zum Finale eine kleine Fete. Ich freue mich schon drauf, da dieses wieder meine erste eigene Fete seid Jahren wird. Bis dato hatte ich ja auch keine Lust zu feiern, schon gar nicht zu Hause und Familienfeiern fand ich einfach zum k*****. Weil es Patty so schlecht ging? Nein weil ich das Gefühl hatte als Mutter eines kranken Kindes nicht feiern zu können, außerdem ließ meine permanente Traurigkeit das nicht zu. Ich ging ja auch nicht mehr aus. Ja,....... ich habe viel verpasst. Endlich kann ich mich wieder freuen. Schon seid längerem gehe ich wieder aus, ohne das Gefühl zu haben wieder nach Hause hetzen zu müssen und das trotz Pattys Rückfall in dem Drogensumpf. Ich kann es eben nicht ändern, obwohl das schon schmerzt. Ich habe trotzdem nicht die Lust und auch nicht mehr die Substanz mich in diesem Sumpf mit reinziehen zu lassen. Ich kann endlich wieder lachen und fröhlich sein, ohne mich dabei verstellen zu müssen. Ich bin endlich wieder Ich, ohne das ich nach meinem früheres Leben , die Zeit vor den Drogen sehne. Leider kann man nicht die Zeit zurückdrehen und keinen Weg zweimal gehen, also muss ich mich mit diesem Schicksal auseinandersetzen und positiv in die Zukunft schauen. Die Erwartungen an Patty habe ich mittlerweile ganz weit runtergeschraubt. Beruf, Erfolg, Familie sind fast aussichtslos, ich hoffe lediglich das er vielleicht in ein paar Jahren mal selbstständig wohnen kann.