22. November 2010
https://strato-editor.com/.cm4all/uproc.php/0/.Anja%20Foto%20Facebook%201.jpg/picture-400?_=18ab88a9897 Nach wie vor klappt gar nichts. Bei Patty ist zwar die Medikamentenumstellung eingeleitet worden, jedoch passiert das alles ambulant. Wir warten immer noch auf ein freies Bett beim PTV, weil Patty sich weigert in eine andere Klinik zu gehen. Sehr oft holen wir uns ihn zu uns nach Hause, weil es ihm total dreckig geht. Wenn es ihn für ein paar Stunden besser geht, wird er verbal aggressiv so das es dann wieder mit ihm kaum zu ertragen ist. Am 18. ist er 27 Jahre alt geworden. Er verhält sich sehr oft wie ein 12jähriger Junge, dann wie mitten in der Pubertät, aber fast nie wie ein erwachsener Mann. Er ist und bleibt wie ein ungezogenes Kind. Das Problem an der ganzen Sache ist, wenn er nur die Drogen nehmen würde, hätte ich vielleicht längst damit abschließen können, aber durch seine verdammte Krankheit kommen wir hier alle nicht zur Ruhe. Jeder der ihn kennt spricht mich auf seinen aktuellen Gesundheitszustand an, als wenn ich es selbst nicht merken würde. Ich kann es nicht mehr hören, nicht mehr sehen und nicht mehr ertragen. Ich weiß selbst wie er dran ist, merke wie meine Familie und Ehe leidet und ich kann es nicht ändern. Ich empfinde im Moment weder Trauer noch Wut, aber auch keine Freude. Ich empfinde nur noch Leere. Ich versuche jeden Tag meines Lebens die Kraft aufzubauen, um zu funktionieren. Selbst das funktioniert nicht immer. Aber meistens funktioniert. Wenn es Patty gut geht, habe ich keine Hoffnung mehr das dieser Zustand anhalten würde, sondern weiß das es ihm bald wieder schlecht geht. Dann holen wir ihn ein paar Tage. So geht es eben Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Die Frage ob sich irgendwas ändern wird, stellt sich mir gar nicht mehr. So sieht eben mein Leben aus und ich weiß nicht, wie lange meine Familie, wie lange mein Mann da noch mitspielt. Selbst wenn sie nicht mehr mitspielen wird sich für mich nichts ändern. Denn ich werde mich mein Leben lang verantwortlich für meinen Sohn fühlen. Ich werde selbst nichts ändern können, weil ich mich nicht ändern kann. Ich kann nicht aufhören mich zu sorgen und zu kümmern.............und manchmal hasse ich mich dafür, weil ich alle anderen Dinge, die für mich wichtig sind, dabei vergesse. Ich weiß das, dass eine sehr große Schwäche von mir ist. Ich kann nicht anders als mich für alles verantwortlich fühlen, was in meinem Leben so querläuft.
05.12.2010
Endlich ist Patty stationär aufgenommen. Ich habe ihn vorgestern auf die Krisenstation zum PTV gebracht. Es ging nicht mehr, weil es ihm einfach zu schlecht ging. Auf ein freies Bett konnte und wollte ich nicht mehr warten. Jetzt bekommt er seine Medikamentenumstellung hochdosiert stationär. Obwohl es mich auf der einen Seite beunruhigt, dass es so hochdosiert sein muss bin ich trotz allem froh, dass er endlich in der Klinik ist.
Es war in letzter Zeit so unerträglich mit ihm.
Heute schneit es. Wir wohnen etwas abgelegen von städtischen so das es wie in einem Wintermärchen aussieht, wenn ich aus dem Fenster schaue. Ich habe weihnachtlich dekoriert und zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine etwas friedliche vorweihnachtliche Stimmung. Es tut gut wieder etwas zu spüren und wenn es dann auch noch so was Wohliges ist! Meine Nervosität ist wie verschwunden, in mir ist alles ruhig. Schon komisch was Schnee und weihnachtliches Schmücken auslösen kann. Ich werde es auf jeden Fall genießen.
09.01.2011
Heute war wieder der Tag der Tage. Dabei verlief alles bis zum zweiten Weihnachtstag friedlich. Dann brach mal wieder das Chaos über uns rein. Zuerst war die Familie am 1. Weihnachtstag zum Fondueessen eingeladen. Ich habe mich richtig wohl gefühlt im Kreise meiner Familie. Sammy hatte zwar die Grippe, konnte aber dennoch mit seiner kleinen Familie erscheinen, Cally mit seiner Freundin, Patty hatte vom PTV ebenso bis zum nächsten Tag Ausgang, so daß wir bis auf meine Mom vollzählig waren. Da es recht spät wurde, haben auch alle bei uns übernachtet. Am nächsten Tag wurde meine kleine Enkeltochter so richtig krank. Abends brachten wir sie dann ins Krankenhaus, wo man sie wegen der schweren Infektion auch behielt, zumal die Kleine einen erheblichen Flüssigkeitsmangel hatte und an Infusionen musste. Mit gerade einmal 9 Wochen war das schon eine Tortur für sie. Zwei Tage vor Sylvester durfte sie dann aber wieder nach Hause. Ja und dann erwischte es Armin und mich. Ich lag mit hohem Fieber und einer eitrigen Bronchitis flach und konnte mich kaum erholen. Sylvester haben Armin und ich dann im Bett verbracht, was allerdings abseits von allem Trubel auch mal nett war. Bis einschließlich heute bin ich krankgeschrieben und die Zeit habe ich diesmal auch gebraucht.
Heute Morgen klingelte es schon um 8Uhr30 bei uns. Es war jemand vom PTV. Patty ist gestern einfach ferngeblieben. Man machte sich Sorgen, wollte uns aber noch nicht benachrichtigen. Ja und heute Morgen hat der Pfleger aus der Nachtschicht ihn dann nach seiner Schicht gesucht. Ich war schon baff wieviel Mühe man sich dort mit ihm gibt. Vor allen Dingen wieviel Einsatz gerade dieser Pfleger zeigte. Vielleicht liegt das daran, das dort alles viel kleiner und persönlicher ist als in einer großen Klinik. Patty konnte ich dann mit dem Handy erreichen und bewegte ihn dazu zum PTV zurückzukehren. Am Telefon war er schon sehr panisch und redete mal wieder wirres Zeug. Ich weiß nicht wie ich es weiterhin hier beschreiben soll. Es gab viele Telefonate mit Patty, einige mit dem PTV. Patty war paranoid, wollte sich vom PTV nicht mehr helfen lassen, wollte in die Landesklinik, dann wieder nicht. Irgendwann als alles veranlasst war ihn tatsächlich in die Landesklinik zu bringen verschwand er wieder. Letzten endlich sammelten Armin und ich ihn in seiner Wohnung auf und brachten ihn persönlich in die Klinik, die vom PTV schon benachrichtigt wurde. Die Strecke dorthin kenne ich schon im Schlaf und wie oft haben wir die knapp 30 km mit Patty im Schlepptau der uns während der Fahrt sehr nervös machte dorthin gebracht. Ich habe aufgehört zu zählen. Ich bin nicht verzweifelt,. Nein! Ich bin es nur leid. Leid, dass es kaum einen Tag gibt in denen ich mal nicht alle viere von mir strecken kann. Immer ist da diese Anspannung und für die wirklich angenehmen Dinge in meinem Leben bleibt kaum Zeit diese zu genießen. Immer wenn ich denke das es jetzt endlich ruhiger wird, dass ich mich mit meinen fast 48 Jahren endlich mal auf mich besinnen kann, bricht ein erneutes Chaos über mich hinein. Meine Kinder sind endlich erwachsen und ich noch nicht in einem Alter, wo ich mich zur Ruhe setzen kann. Ich könnte beruflich noch was erreichen, versuchen mich weiterzubilden, reisen wenn ich die finanziellen Mittel hätte, ich könnte mein Leben noch genießen. Ich bin doch so jung Mutter geworden, habe vieles nicht erlebt. Ich war noch nie in einem Konzert, habe nie ein Musical besucht, kaum Urlaub gemacht, das könnte ich alles nachholen. Ich war immer nur für meine Familie da und das mit Leib und Seele. Warum muss ausgerechnet mein Ältester wieder zurück in die Pubertät fallen, warum hat er nur diese sch*****Krankheit? Warum hat er jemals zu Drogen gegriffen? Warum hat er von klein auf immer wieder diese Grenzen überschritten? War er schon immer krank und wir bemerkten das nicht? Durch Unwissenheit oder unsere Ignoranz zu allem was wir nicht kannten oder wir dachten uns betreffe das nicht? Waren wir uns unserer kleinen Familie zu sicher? Es gab Zeiten da habe ich über andere die Nase gerümpft, wenn sie ihr Leben nicht so durchorganisiert mit Doppelbelastung als Berufstätige und Mutter so wie ich. Ich habe immer gedacht ich habe alles im Griff. Fußballvereine, Krankengymnastik, Kampfsportarten, Schwimmverein das habe ich alles neben dem Beruf und Haushalt mit meinen Kindern gemacht. Mit einer Lockerheit, so das ich mich frage wie ich das bloß geschafft habe. Habe ich damals nur funktioniert so wie ich es heute nur noch tue. War ich damals so überzeugt von mir das ich die Probleme die Patty gar nicht richtig wahrgenommen habe? Mußte es soweit kommen? Werde ich für meine Ignoranz oder manches mal Intoleranz bestraft? Oder gehe ich jetzt zu streng mit mir ins Gericht?
Damals hatte ich einen großen Bekanntenkreis, fast alles aktive Vereinsmitglieder, Eltern, die sich arrangierten, so wie ich und mit denen man immer was zu feiern hatte. Von denen sind wenig gute Freunde geblieben. Selbst diese pflege ich kaum noch, im Gegenteil ich habe ja nie die Zeit bzw. nehme sie mir nicht. Doch die wenigen Stunden, die ich dann mit ihnen verbringe, genieße ich. Vielleicht musste mir das alles passieren, um meinem Leben einen anderen Stellenwert zu geben? Zu wissen was wichtig ist, doch ist der Preis dafür gerechtfertigt? Der Preis das ich meinen Sohn an Krankheit und Drogen verliere? Dann schaue ich wieder nach rechts und nach links und sehe wie vielen Menschen es viel schlechter geht wie mir. Ich habe Arbeit, Familie, lebe nicht in Armut, werde nicht verfolgt, muss nicht um eins meiner Kinder trauern. Die Zeitungen sind übersät mit solchen Artikeln und ich denke immer dann wieder, wie gut es mir doch geht. Gleichzeitig habe ich dann über meine eigene Traurigkeit und Verzweiflung ein schlechtes Gewissen. Aber ist das eigene Leid nicht immer das größte? Bin ich undankbar, weil ich wenigstens noch Hoffnung haben sollte? Hoffnung die ich längst als verloren sehe? Das beschäftigt mich gerade, weil ich durch eine kurze Zeit der Emotionslosigkeit gegangen bin. Vielleicht überschlagen sich auch meine Gedanken, gerade weil ich so vieles bei mir selbst in Frage stelle.
13.02.2011
Es ist wieder spät, kann nicht schlafen. Muss gleich noch ins Forum schauen, weil im Moment die Zeit fehlt, mich tagsüber hinzusetzen um in Ruhe zu lesen. Patty ist im Moment viel hier. Er verweigert die Behandlung. Angeblich geht es ihm ohne die Medis immer besser, nur wir merken, wie schlecht es ihm wirklich geht. Wie immer merkt er es nicht. Patty ist nach drei Tagen Krankenhausaufenthalt auf eigenen Wunsch nach Hause und hat sich seitdem nicht mehr in Behandlung begeben. Selbst wenn er unter gesetzliche Betreuung steht, hat er ja noch ein Recht auf seine Krankheit. Mittlerweile ist er wieder so panisch, dass er nicht mehr zu sich nach Hause will. Wir lassen ihn hier schlafen. Er hat den Türgriff zu seinem Zimmer abmontiert, sich verbarrikadiert, aus Angst wer weiß vor was. Ich habe keine Lust Termine bei Ärzten für ihn zu machen die er doch nicht einhält. Ich kann auch keine Absprachen mit seinen Ärzten einhalten, weil Patty sich nicht an ärztliche Absprachen hält. Sein Gesundheitszustand ist allerdings so besorgniserregend, das ich ihn auch nicht alleine zu Hause lassen kann. Was macht man mit einem ungezogenen Jungen, der in dem Körper eines Erwachsenen steckt? Derr trotz normaler Intelligenz immer weniger gesunden Verstand an den Tag bringt? Der zwar gesetzlich unter Betreuung steht, aber mit sämtlichen Rechten eines erwachsenen gesunden Menschen? Wie viele Leute gibt es die mir sagen, wie krank mein Sohn doch ist und wie wenig Hilfe bekomme ich. Keine Betreuerin, kein Arzt interessiert es das Patty mich in der ganzen Zeit in der er zu Hause ist mich nervlich an den Abgrund bringt. Das ich meinen kranken Sohn nicht sich selbst überlassen kann, weil er absolut nicht in der Lage ist für sich eigenverantwortlich zu handeln, interessiert keinen. Er bringt sich oder andere ja nicht in Gefahr. Er ruiniert mit seinem ganzen handeln nur sein Leben, denn Türschlösser ausbauen, sich verbarrikadieren, Panikattaken und sein ganzes anderes unvernünftiges Verhalten durchlebt er ja auch in seiner eigenen Mietswohnung. Wer lebt schon gern mit solch einen seltsamen Nachbarn zusammen. Ich kann es nachvollziehen. Armin ist nervlich ein Wrack. Ständig flippt er wegen Patty aus, zuletzt heute Abend wegen den abmontierten Türschlössern. Wir waren eingeladen, Patty rief oft an, ich ahnte das wieder irgendwas war. Tja und dann kamen wir in unserer eigenen Wohnung nicht mehr rein. Alles war verschlossen, er hörte die Klingel nicht usw.. Das eine Wort gab das andere. Mit ganzem Körpereinsatz bin ich zwischen die Beiden. Ich verstehe Armin, er selbst ist krank und kämpft Tag für Tag mit seinen eigenen Leiden. Aber Patty ist auch krank!!!....................und beide machen mich krank, wenn sich nicht bald was ändert. Ich kann nicht mehr!!!!!!!!!
17.05.2011
Es gibt immer mehr Beschwerden oder Verschlechterungen der Gesundheit und bei bestehenden Erkrankungen, ohne eine erkennbare pathologische Ursache. Wie soll ich es sonst nennen!? Mir geht es immer besch*******, ohne das krankhafte Veränderungen vorliegen. Laut Diagnoseschlüssel (man kann ja im Net alles nachforschen) liegt bei mir nur ein somatische Schmerzsymptom vor. Das heißt mit anderen Worten, ich habe seit Wochen ein HWS Syndrom ohne, dass das Röntgenbild eine wesentliche krankhafte Verschlechterung zeigt. Die erste Frage nach zu viel Stress in der letzen Zeit kam direkt nach dem Anschauen besagten Röntgenbildes.
Der Arzt kommt auf einen Nenner: Somatisches Schmerzsyndrom................und ich fühle mich nicht für ernst genommen. Erst einmal bin ich absolut nicht wehleidig. Zum zweiten habe ich mich wegen meinem HWS Syndrom noch nie krankschreiben lassen, ( jetzt zum ersten Mal und ich habe das seid einem Unfall schon mehr als 10 Jahre)
Auf der anderen Seite komme ich dann immer wieder ins Grübeln, ob die ganze Symptomatik nicht wirklich ein Zusammenspiel von so viel Faktoren ist.
Es gibt immer weniger Möglichkeiten die Momente auszunutzen, bei denen man eine Chance hat sich zu regenerieren.
Patty beispielsweise ist heute wieder in die Klinik eingewiesen worden. Es gab da eine Reihe von Vorgeschichten, die ich hier einfach nicht mehr aufschreiben möchte. ( Viel zu oft überschlagen sich die Ereignisse). Man kann nicht mehr darüber reden und mittlerweile auch nicht mehr alles aufschreiben. Ich weiß auch nicht mehr wie ich es schreiben soll, viel zu sehr spielt da mein Gefühl, meine Umgebung, mein Umfeld und meine eigene Präsenz, oder sollte ich es Präsentation nennen, eine gr0ße Rolle. Es gibt Dinge die kann man nicht in Worte fassen und das ist das, was ich heute mit meinem Sohn und gefühlsmäßig mit meinem Manne erlebt habe. Mich wundert immer wieder wie stark ich meinen Gegenüber sein kann (meinen Mann, Pattys Arzt, Patty, meinen Arzt, Kollegen usw..) ohne das die merken wie es in mir aussieht. Ich sehe wie mein Kind den Verstand verliert und ich bin dabei meinen eigenen zu verlieren. Genauso höre ich wie mein Sohn sagt das er nicht lange leben wird und mit jedem Mal sterbe ich mit. Ich verteidige meinen Sohn vor Familie und Bekannten, er ist eben krank. Mein Mann kann mit der Situation gar nicht mehr und schließt damit ab. Er erwartet es von mir ebenso, ...................aber ich kann es nicht. Patty geht es sehr schlecht, gesundheitlich wie seelisch. Ich lebe jeden Tag damit, als wäre es sein letzter. Auf das Schlimmste vorbereitet. Die Angst ihn tot aufzufinden ist allgegenwärtig.
Weiter möchte ich nicht schreiben, denn viel zu viel ist passiert in den letzten Jahren, Monaten, .......Wochen, .....................Tage.
Manchmal bin ich selbst viel zu müde für ein Weiterleben und muss die Kraft für den Rest der Familie aufbringen, .....................denn die besteht ja nicht nur aus Patty. Jetzt frage ich mich, haben die Ärzte vielleicht recht mit psychosomatischen Beschwerden bei mir. Es ist dann nichts Ernsthaftes, ...........Gott sei Dank. Es gibt dafür allerdings auch keine Pillen und ich fühle mich richtig krank.
19.05.2011
Ich komme mit den letzten Tagen nicht mehr klar. Die Situation hat in mir ein gefühlsmäßiges Chaos hinterlassen, obwohl die Einweisung bei weitem nicht so dramatisch ablief wie manch andere. Die letzte Zeit war nur sehr angespannt.....................und dann kamen sehr verletzende Worte meines Sohnes.
Obwohl ich weiß das er krank ist und vieles vielleicht aus der Angst vor der Klinik war, so hat es mich doch getroffen, wie er mich beschimpft hat. Nicht das ich es nicht gewöhnt bin, wenn er mich beschimpft. Das geht schon seit Jahren so, wenn er gerade in einem akuten Schub ist.
Seine Worte haben mich zutiefst verletzt!!!!
Es sind diesmal so böse Worte gefallen, jene ich hier auch nicht weiter erläutern kann. Ich bin fassungslos wie ein Mensch plötzlich so hassen und bösartig werden kann, ......... auch wenn er krank ist. Ich habe viele Augenblicke mit Patty erlebt in denen die Situationen viel dramatischer waren, aber dieses letzte Erlebnis hat mich sehr erschüttert. Vielleicht waren es auch ebenso Konfrontationen zwischen meinen Mann und Patty möglichst zu vermeiden, die in letzter Zeit fast täglich waren. Mit all meiner Energie stand ich da zwischen den Stühlen. Mittlerweile haben wir halb vier Uhr morgens und meine Tränen hören nicht auf zu laufen. Die einzige Möglichkeit ein wenig von dem Druck abzulassen, ist auch um diese Uhrzeit hier hineinzuschreiben.
06.Juni 2011
Morgen wird Patty wieder entlassen. Diesmal haben Armin und ich ihn nur einmal besucht. Armin will nicht mehr. Er will nicht sein Leben lang dieses Auf und Ab. Was heißt er will nicht mehr, er kann auch nicht mehr. Die psychische Belastung mit einem Schizophreniekranken ist für Angehörige einfach unerträglich. Abgesehen davon das Patty zusätzlich auch noch alles Mögliche konsumiert. Ich weiß das er damit seine Welt vielleicht besser erträgt, jedoch bekommt er vom Konsum einen immer wieder kehrenden Schub und jedes Mal bleibt dauerhaft etwas mehr hängen. Um in irgendwelchen Angehörigengruppen Hilfe zu suchen fehlt auch mir einfach die Zeit. Ich habe weder den Arbeitsplatz noch den Arbeitgeber der mir, so wie vor wenigen Jahren einmal, für solche Termine Zeit einräumen würde. Ich kann durch unregelmäßige Arbeitszeiten nicht einmal Termine für Arztbesuche einhalten, geschweige denn für eine Familienangelegenheit. Ich selbst sitze zwischen den Stühlen. Einerseits versuche ich Armin zu verstehen, anderseits möchte ich meinen Sohn nicht aufgeben. Das gesunde Mittelmaß zu finden fällt mir sehr schwer, zumal auch ich mit den Nerven runter bin. Was heißt mit den Nerven runter, .............. nein eigentlich nur unendlich traurig.
12.Juni 2011
Am Dienstag ist Patty entlassen worden, angeblich ist er aus dieser akuten Krise raus. Heute habe ich ihn angerufen und er wusste nicht einmal mehr, wo er sich befindet. Er stammelt etwas von Sport gemacht und er wäre auf Station 7. Dabei war er zu Hause. Hinzufahren lohnt nicht, er wird mir die Türe nicht aufmachen und hat seine Schlösser ausgetauscht, so dass ich nicht einmal mit einem Schlüssel Eintritt finde. Ich weiß das er wahrscheinlich wieder viel zu viel von seinen Medikamenten geschluckt hat.
Gerade habe ich wieder mit ihm telefoniert, jetzt war er nicht mehr so orientierungslos. Man kommt nicht zur Ruhe. Es ist immer diese Unruhe, wenn sowas ist. Sie begleitet einen auf Schritt und Tritt, in der Arbeit, beim Fernsehen, in der Nacht und auf keiner Feier kann man so richtig abschalten. Es ist nie so was Unbeschwertes in einem, immer so ein komischer Druck in der Brust. Dieser Druck begleite mich schon so viele Jahre, aber an ihn gewöhnen werde ich mich nie.
03.07.2011
Ich bin seit eineinhalb Wochen im Krankenhaus und bekomme eine Medikamentenumstellung und Schmerztherapie. Diesmal ist es ein Allgemeinkrankenhaus. So wird alles behandelt. Mein Körper und meine Seele. Ich dachte erst das es für 2 bis 3 Wochen dauern würde, doch nach der Chefarztvisite wurde ich eines Besseren belehrt. Ich werde wohl für mehrere Wochen bleiben müssen. Zudem gibt es noch eine ambulante Nachbehandlung. Diesmal werde ich mal auf die Ärzte hören, denn es bringt mir nichts, wenn ich in ein paar Monaten wieder platt bin. Dort ist man auch sehr nett zu mir, ich fühle mich gut aufgehoben.
Aus diesem Grund kann ich nicht sehr oft ins Forum oder auch hier schreiben. Zurzeit habe ich nur am Wochenende ein paar Stunden "Ausgang."
Alles brauch seine Zeit!
Bis dann
Anja
17.07.2011
Patty ist wieder mal in der Klinik. Wieder mal hat er sich mit Medikamenten überdosiert und wieder mal hatte er Krämpfe. Sein letzter Klinikaufenthalt ist 5 Wochen her. Ich weiß nicht, wie das mal enden soll!?
Ich selbst muss noch eine Weile im Krankenhaus bleiben. Ich weiß noch nicht wie lange, aber zur Ruhe gekommen denkt man über vieles nach. Nicht nur was meine Familie angeht, sondern auch über mich. Was kann ich tun, damit ich mit der immer unruhigen Lebenssituation besser klarkomme? Denn mein Umfeld wird sich nicht ändern. Ich weiß es nicht, aber so wie es die letzten Jahre war kann es nicht bleiben. Ich gehe daran zu Grunde.
23.07.2011
Immer noch im Krankenhaus und irgendwie sehe ich auch noch kein Ende. Gestern war ich im MRT und es sieht wohl so aus das meine Schmerzen von einer Arthrose in der HWS kommen. Die Schmerztherapie schlägt an, habe nicht mehr ganz so starke Schmerzen; allerdings belaste ich im Krankenhaus meinen Körper nicht. Ansonsten ist alles beim Alten. Patty bekommt wieder mal eine Medikamentenumstellung was ich mittlerweile schon lachhaft finde. Ich weiß nicht ob Ärzte immer das richtige tun, aber man muss ihnen ja auch vertrauen können. Hoffen das irgendwas hilft, tu ich ja lange nicht mehr.
13.08.2011
Patty hat sich vor zwei Wochen aus dem Krankenhaus selbst entlassen. Das heißt er ging nach einem Wochenendurlaub erst gar nicht mehr zurück in die Klinik. Montag nachts ist er per Krankenwagen ins städtische Klinikum. Er hatte sich mit irgendwas überdosiert und war nur noch am Erbrechen. Er bekam Infusionen. Seine Medikamente hat er jetzt eigenhändig abgesetzt...............und ich warte auf den nächsten Knall.
Ich selbst bin immer noch im Krankenhaus. Wie es mir geht, ................kann ich noch nicht mal sagen. Ich habe starke Stimmungsschwankungen. Eigentlich bin ich immer noch platt und ich glaube da wird sich in naher Zukunft nichts ändern.
21.08.2011
Wieder eine Woche vorbei und immer noch im Krankenhaus. Ich werde noch in der Klinik bleiben, werde erst entlassen, wenn ich übergangslos in eine Tagesklinik gehe. So langsam geht es mir etwas besser. Leider muss Ich deswegen unser jährliches Forum-Treffen absagen, was mich schon sehr traurig stimmt.
Ich werde wieder Oma, wieder von meinem Jüngsten. Die alte Beziehung (mit Kind) ist im Februar gescheitert, die neue Freundin wieder schwanger. Natürlich war ich nicht begeistert, aber es ist nicht meine Entscheidung. Ich brauche nur noch Oma zu sein, kümmern müssen die sich alle selbst drum. Allerdings habe ich nicht hinterhergerufen, als meine Kinder aus dem Haus gingen " Gehet hin und vermehret Euch!" Zumindest nicht so schnell! An dem Spruch "Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen" ist tatsächlich was dran.
Ich möchte mich hiermit nochmal recht herzlich über die vielen Gästebucheinträge bedanken. Sie geben mir viel Kraft.
1.9.2011
In zwei Wochen werde ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen. Für ein paar Wochen werde ich dann in einer Tagesklinik weiterbehandelt, sodass ich wenigsten abends und an den Wochenenden zu Hause sein kann. Ich habe jetzt mehr Zeit in der Klinik verbracht als in unserer neuen Wohnung. Hier möchte ich aus erst einmal vernünftig ankommen, denn als ein Heim kann ich es im Moment noch nicht betrachten. Alles braucht eben seine Zeit.
Patty geht es nach wie vor grottenschlecht. Seine Krankheit hat ihn immer mehr in Griff, genauso wie sein Drogenkonsum. Es bricht mir jedes Mal fast das Herz, wenn ich ihn sehe. Nur leider kann ich ihm nicht mehr helfen. Zu lange war mein Kampf gegen seine Drogensucht und dieser fordert jetzt seinen Tribut. Oft ging es mir während meines Klinikaufenthaltes dermaßen schlecht, so dass ich einsehen musste, mich mehr um mich selbst zu kümmern. Ich muss einen Weg finden nicht daran zu zerbrechen. Einen Weg der mich damit umzugehen lernt, mit den Gedanken zu leben das Patty sich irgendwann mal so überdosiert das ihm nicht mehr zu helfen ist. Er spielt täglich mit seinem Leben. Ich muß lernen mit meiner Traurigkeit umzugehen. Noch kann ich es nicht. Vielleicht lerne ich es, .........eines Tages. Diese Gedanken sind einfach noch zu unerträglich, denn sie sind mein täglicher Begleiter.
18.09.2011
Am letzten Mittwoch bin ich aus dem Krankenhaus entlassen worden und werde kommenden Mittwoch zur weiteren Behandlung in die Tagesklinik gehen.
Die Tage seit der Entlassung waren sehr turbulent und ich bin wieder an meine Grenzen angekommen. Patty geht es immer schlechter. Mehr möchte ich nicht darüber berichten; es würde den Rahmen sprengen. Manchmal frage ich mich ob auch Patty an seine Grenzen gekommen ist. Viel schlimmer kann es nicht werden. Wohin soll das alles noch führen???
24.09.2011
Durch meinen Krankenhausaufenthalt habe ich einige Menschen kennengelernt, die eine Psychose erlitten haben. Sie alle berichteten von furchtbaren Erlebnissen während der Psychose. Ich muss immer wieder darüber nachdenken was Patrick während seiner Schübe durchmacht. Wie grausam er sein Erleben wahrnimmt.......................und trotzdem immer wieder mit seiner Gesundheit spielt. Wie er sich immer wieder eine neue Droge oder Medikamentencocktail einschmeißt und wieder einen neuen Schub riskiert. Oder kann er wirklich nur noch die Welt in einem Rausch ertragen???? Es wird auf jeden Fall immer schwieriger mit ihm.
Ich bin seit Donnerstag in der Tagesklinik und hoffe das mir das was bringt. Ich habe wahnsinnige Angst davor das auch ich mich nicht mehr erhole. Ich fühle mich immer noch so ausgepowert, obwohl ich eine lange Zeit im Krankenhaus verbracht habe.
14.10.2011
Nun bin ich schon drei Wochen in der Tagesklinik. Es wird viel therapiert. Alle sind sehr nett. Im gleichen Institut wird auch Patty behandelt. Das hat insofern den Vorteil das man zu mindestens ein Teil meines Lebens bekannt ist. Man bemüht sich und ich fühle mich verstanden, ohne dabei das Gefühl zu haben Patty zu verraten.
Die Situationen mit Patty gestalten sich immer schwieriger. Patty hatte eine Grenze überschritten. Er hat den Respekt uns Eltern gegenüber völlig verloren. Das Zusammentreffen mit ihm ist für mich manchmal recht schmerzlich. Oftmals wechselt sich extreme Liebe und extremer Hass uns gegenüber, stündlich. Seine Worte brennen mir manchmal bis ins tiefste Herz................und doch muss ich lernen damit umzugehen, mich abgrenzen. Des Öfteren hat er in letzter Zeit sich gerade noch um ein PsychKG gebracht, da er im letzten Moment noch die Kurve gekriegt hat.
18.10.2011
Patty ist wieder einmal in der Klinik, wird jedoch nur akut behandelt.
Ich selbst weiß mich nicht mehr zu schützen. Sein Drogenkonsum, seine Wahnvorstellungen, sein seelischer und körperlicher Zerfall zerfressen auch mich. Als ich ihn gestern mit ins Institut nahm habe ich mich richtig über seinen Anblick erschrocken. Er hat mindestens 10 kg in den letzten Monaten verloren. Sein Gesicht ist sehr schmal und seine Augen wirken übergroß. Es tut so weh ihn so zu sehen. Es ist immer leicht gesagt das ich mich abgrenzen soll. Ich kann es nicht, denn es ist mein eigenes Fleisch und Blut. Ich möchte endlich wieder sorglos, fröhlich und glücklich sein, aber dieser Druck in meiner Brust verhindert diese Gefühle. Es ist wieder spät am Abend und ich sitze hier, heule wieder mal und hämmere diese Buchstaben auf die Tastatur. Immer wieder lese ich die vielen Gästebucheinträge, die viele ebenfalls Betroffene schreiben und fühle mich dennoch gerade jetzt so allein.
26.10.2011
Leider ist unser Forum im Moment offline. Ich hoffe diesen technischen Defekt bald beheben zu können.
Alles Liebe
Anja
27.10.2011
Das Forum ist wieder online!!!
06.11.2011
Heute und die letzten Tage waren wieder so extrem, dass mir selbst die Worte fehlen um diese hier aufzuschreiben. Eine ganze Zeit schon sitze ich hier vor dem Computer und überlege was ich schreiben soll und mit welchen Worten ich überhaupt beginnen soll. Zuviel ist passiert. Ich glaube ich schreibe heute nur von mir. Alles andere kann ich nicht mehr in Worte fassen.
Ich fühle mich leer, ausgebrannt und abgewrackt. Es tut mir weh meinen Sohn zu sehen, von meinem Sohn zu hören und vor allen Dingen darüber nachzudenken. Nachzudenken darüber was war, was ist und was noch kommt. Den Glauben verlieren an alle Werte, nach denen ich bisher gelebt habe. Den Glauben an Gott, meine Familie und vor allen Dingen an mich selbst verloren habe. Meine Mauer, die mich bisher vor größeren Verletzungen bewahrt hatte, ist zusammengebrochen. Ich bin verletzlich, innerlich zusammengebrochen und die Suche nach dem Sinn meines Lebens fällt mir sehr schwer. Hoffnung rückt in unerreichbare Ferne, man kann sie kaum noch wahrnehmen.
Ich warte auf einen Funken Licht, damit ich dieses Grau nicht mehr ertragen muss.
5. Dezember 2011
Am Samstagmorgen ist Patty per Krankenwagen ins Krankenhaus. Er hat sich überdosiert. Trotzdem ist er kurz nach der stationären Aufnahme aus der Klinik verschwunden. Mittags rief er uns dann an, worauf Armin ihn zu uns geholt hat. Bis abends war sein Zustand einigermaßen stabil, außer dass er wieder Wahnvorstellungen hatte. Schließlich klagte er über starkes Herzrasen und mit Mühe konnte ich ihn überreden, ihn wieder in das Krankenhaus zu fahren, in dem er morgens eingeliefert wurde. Unterwegs sprang er mir aus dem Auto und das hätte lebensgefährlich werden können. Nur mit Mühe konnte ich ihn überreden wieder einzusteigen. Mittlerweile habe ich gemerkt das ich von keinem Hilfe erwarten kann. Weder von Polizei noch von Behörden, also habe ich auch keinen gerufen. Als wir endlich in der Klinik waren, sagte uns der diensthabende Arzt das ich ihn in die psychiatrische Klinik fahren soll. Er würde in diesem Krankenhaus sowieso wieder verschwinden. Nachdem ich dem Arzt erklärt habe das mir Patty unterwegs aus dem Auto gesprungen wäre, klopfte dieser mir auf die Schulter und wünschte mir viel Glück. Ich habe mich verdammt nochmal allein gelassen gefühlt. Also fuhr ich die 25 km zur Landesklinik, immer mit der Angst gleich hüpft er mir aus dem Auto auf die Autobahn. In dieser Klinik wurde er dann aufgenommen.
Ich überredete Patty mir seinen Wohnungsschlüssel zu geben um sein Haustier (eine Maus) versorgen zu können. Er hat uns schon seit Wochen nicht mehr in seine Wohnung gelassen. Was soll ich schreiben, ......................ich bin fassungslos!!! Die Möbel kaputt, alles abgedunkelt, Tücher und Decken vor den Fenstern. Müll, Müll, Müll und eine zweite Maus die in der Küche über verschimmelte Töpfe lief. Türen aus den Angeln, Türrahmen kaputt, nicht einmal die Klobrille ist heil. Mit anderen Worten Messi. Es übertraf unsere schlimmsten Vorstellungen.
Heute habe ich seine Betreuerin angerufen. Sie soll sich jetzt was einfallen lassen. Er ist noch dünner geworden, überdosiert sich ständig, Klinik rein und Klinik raus, Verwahrlosung und da soll mir einer erzählen er wäre keine Gefahr für sich. Ich sehe mein Kind ratenweise sterben!!! Meiner Meinung nach hat er sich selbst aufgegeben und er spielt jeden verdammten Tag mit seinem Leben. Ich weiß das bald der Tag kommt, an dem er wieder aus der Klinik entlassen wird, weil er nur noch akut behandelt wird. Dann kommen wieder der nächste und der übernächste Tag mit Drogen, Wahnvorstellungen, Überdosierungen bis..................................................! Ach, ich mag nicht drüber nachdenken......................! Ich will endlich eine vernünftige Hilfe für meinen Sohn. Ich bin dieses Leben was wir alle führen selbst so leid. Diese Verzweiflung, dieses Zusehen müssen, wie er sich Tag für Tag zu Grunde richtet, diese Hilflosigkeit meinerseits, diese Angst ihn zu verlieren und diesen immerwährenden Kampf gegen einen Gegner der so viel Platz in meinem Leben eingenommen hat.
28.12.2011
Vielen Dank für die Weihnachtsgrüße in den Gästebücher.
Heiligen Abend sind wir Patty im Krankenhaus besuchen gegangen. Ihm geht es etwas besser. Patty hat selbst entschieden das er das Weihnachtsfest im Krankenhaus verbringen wollte. So war das Weihnachtsfest auch für uns etwas ruhiger. Ich war nicht einmal traurig das er über Weihnachten in der Klinik verbrachte. Trauriger wäre es gewesen, wenn es ein Weihnachtsfest mit Eskalationen gegeben hätte. Er hat wieder etwas zugenommen und macht nicht mehr ganz so einen verwirrten Eindruck. Trotzdem will ich für mich nur noch den Moment genießen. Mittlerweile kann man die Tage zählen, bis es zu einem erneuten Schub kommt. Der letzte Schub hat uns allen an den Nerven gezerrt. Ich war nur froh, dass etwas von meinem Sohn wieder zum Vorschein kam, denn der Persönlichkeitsverlust schreitet unaufhörlich fort.
Jahreswechsel
Das Jahr hat gute Arbeit geleistet,
brachte zwölf Monate im Menschenleben,
Sehnsüchte wurden oft verbreitet,
auch Schönes durften wir erleben.
Entstandene Ängste und Traurigkeit,
die zwischenzeitlich erscheinen,
liegen weit in der Vergangenheit,
man soll sie nicht mehr beweinen.
Der Jahreswechsel, nur wenige Sekunden,
jeder erhofft dadurch eine Besonderheit,
rasch das sprühende Feuerwerk verklungen,
angebrochen - das "Neue Jahr" mit seiner Zeit.
Beim Prosit volle Gläser klingen,
dabei gewünscht den anderen viel Glück, -
wird das neue Jahr es bringen?
Lebenswege zeigen nach vorn`, nie zurück.
Grete Schicke
Ich wünsche Euch allen ein glückliches neues Jahr
07.02.2012
Ich bin wieder am Arbeiten. Zurzeit im Rahmen einer Wiedereingliederung 4 Stunden. In dreiwöchentlichen Intervallen immer eine Stunde länger. Trotz der wenigen Stunden schlaucht mich die Arbeit. Vor 8 Monaten konnte ich gut meinen Vollzeitjob ausführen und jetzt raffen die paar Stunden. Ich bin einfach müde.
Bei Patty ist alles beim Alten. Es wird sich auch nichts mehr ändern. Seine Krankheit schreitet in großen Schüben fort und uns bleibt nichts anders übrig als zu hoffen das nichts Schlimmeres passiert. Es zerrt nach wie vor an unseren Nerven.
14. Februar 2012
Wieder einmal ist Patty in der Klinik. Diesmal hat ihn die Polizei dort abgeliefert, nicht ohne vorher seine Wohnung zu fotografieren. Ich weiß das nicht viel passieren wird. Man wird ihn wieder auf Medikamente einstellen, aufpäppeln und dann hinaus in die Freiheit. Wie so oft. Wie sonst auch habe ich heute seine Betreuerin angerufen. Es ist auch wieder viel vorgefallen, was kräftig an Armin und mein Nervenkostüm gerüttelt hat. Das passiert auch in immer stetigen Wiederholungen. Also gibt es nichts neues zu berichten. Außer das ich eine Therapie begonnen habe. Das Thema wird meine Trauer um meinen Sohn sein, was auch sonst? Mich hat diese immerwährende Situation schon zwei Mal in die Psychiatrie gebracht, mich ein paar Mal an dem Rande des Wahnsinns, Zusammenbrüche usw. Ich selbst muss lernen damit umzugehen. Doch wenn das eigene Kind mit verlorenem Verstand vor einem steht, in Wahnideen mit einbezieht, mittendrin in seinen Verschwörungstheorien befindet, ich es angeblich um sein Vermögen beraubt habe, ich seine Wohnung zerstört habe, ich sein Leben kaputt gemacht habe, ihm nicht glaube das er ständig von Aliens entführt werde, ich nicht die Wesen sehe, die er ständig sieht und deswegen belüge. Er redet ohne Punkt und Komma auf mich ein, versucht mich von seinen Wahnideen zu überzeugen und ich muss mich anstrengen das mich sein Wahn nicht ganz einnimmt. Ich möchte glauben das es irgendwo da draußen eine normale, friedliche, sorglose Welt gibt, die es schafft, mich mal freudig bis ins Herz zu berühren. Aber diese Welt ist für mich so fern. Nichts berührt mich außer diese Trauer und diese Wut. Dieses ständige hin und her ohne ein Ergebnis. Diese Therapie wird mir meinen Sohn nicht wiedergeben, aber vielleicht kann ich irgendwann wieder normal empfinden.