Mein erster Hilfe Koffer für die seelische Gesundheit
und
Selbsthilfe und Ehrenamt
Besinnungstage
ARWED e.V. ermöglicht uns alle zwei Jahre wertvolle Momente, und so durften wir auch dieses Jahr wieder die Besinnungstage in Bocholt erleben. Diese Veranstaltung, die ich als Fachbeirätin für Elternarbeit bei ARWED organisieren durfte, war für viele Eltern eine wichtige Gelegenheit zum Innehalten, Auftanken und zum Austausch mit Gleichgesinnten.
Unsere Referentin, Steffi Rohrmann, eine Expertin für mentale Gesundheit, hat uns mit ihrer warmen, einfühlsamen und fachlich fundierten Art unterstützt. Sie hat uns Eltern neue Impulse gegeben und uns geholfen, gestärkt und mit neuen Perspektiven aus dem Wochenende herauszugehen.
Die Organisation des Seminars, von der Referentensuche über die Hotelbuchung bis hin zur Dekoration, war für mich nicht nur eine Aufgabe, sondern auch eine Form der Selbsthilfe. Ehrenamtlich für ARWED tätig zu sein gibt mir die Möglichkeit, anderen zu helfen, während ich selbst Kraft schöpfe. Der Austausch und das Zusammenkommen mit anderen betroffenen Eltern ist jedes Mal aufs Neue wertvoll für mich.
Zum Schluss möchte ich ein ganz besonderes Highlight hervorheben: die Nachtwächterführung durch das historische Bocholt des Jahres 1665. Mit viel Humor und spannenden Geschichten hat uns der Nachtwächter durch die alten Gassen geführt und die Teilnehmer als „Hilfsnachtwächter“ eingebunden. Dieser Abend wird uns sicherlich allen lange in Erinnerung bleiben!
Ein großes Dankeschön an alle, die dabei waren, und an ARWED, die diese wundervolle Veranstaltung alle zwei Jahre möglich machen!
Meine Gedanken und Gefühle
Wenn ich gewusst hätte, es die letzten Male sind, an denen du gesund zur Tür hinausgehst,
hätte ich dich fester umarmt, länger bei dir verweilt und dir gesagt, wie unendlich wertvoll du für mich bist.
Ich hätte nicht gewartet, bis du den Raum verlässt, sondern dich für einen weiteren Moment festgehalten.
Wenn ich geahnt hätte, dass ich deine Stimme bald nicht mehr so klar und deutlich hören werde, wie ich sie gewohnt bin
hätte ich versucht, dir näher zu kommen, nicht nur deine Worte zu verstehen, sondern das, was in deinem Herzen lag.
Ich hätte den Klang deiner Stimme in mir bewahrt, als Erinnerung an all die Momente, die uns wichtig waren.
Deine Sucht und deine Psychose haben uns auf eine Weise voneinander getrennt,
wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Sie haben dich in eine Welt gezogen, die für mich unerreichbar scheint.
Ich trauere um den Sohn, den ich einmal kannte, um den gesunden, lebensfrohen Jungen, der du warst, bevor die Sucht und die Schizophrenie dein Leben veränderten.
Du hast mit 13 Jahren angefangen, Drogen zu nehmen, und mit 17 zeigten sich die ersten Anzeichen der Schizophrenie.
Es war, als hätte ich dich Schritt für Schritt an eine Krankheit verloren, gegen die ich nichts tun konnte.
Ich erinnere mich an die Zeit, als du klein warst, als ich dich mit 20 Jahren zur Welt brachte, voller Hoffnung und Freude.
Du warst mein Erstgeborener, derjenige, der mir die Erfahrung des Mutterseins schenkte.
Doch mit der Zeit nahm die Sucht dich von uns weg, und das Leben, das ich mir für dich gewünscht hatte, wurde nach und nach zerstört.
Heute lebst du in einem betreuten Wohnheim, fernab von dem, was ich mir für dich erträumt hatte.
Du hast zwei jüngere Brüder, die mittlerweile Familien gegründet haben, ein Leben, das ich mir auch für dich gewünscht hätte.
Aber du kämpfst deinen eigenen, viel schwereren Kampf. Einen Kampf, den du nicht allein gewinnen kannst, und das bricht mir das Herz.
Ich trauere nicht nur um das, was du durch die Sucht verloren hast,
sondern auch um die Version von dir, die du einst warst – gesund, voller Leben und mit einer Zukunft, die so viel versprach.
Es ist schwer, die Mutter zu sein, die für dich stark sein will, wenn der Schmerz über das, was verloren gegangen ist, so tief sitzt.
Ich möchte dir so viel Liebe geben, wie du sie zulässt,
und dass du verstehst, meine Trauer ist kein Schuldeingeständnis,
sondern einfach nur das tiefe Empfinden eines Verlusts, den ich nicht verhindern konnte.
Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und dich davor bewahren.
Was macht mich stark
Was mich stark macht, ist meine Fähigkeit, trotz aller Herausforderungen weiterzugehen. Das Leben mit einem drogenabhängigen und schwer schizophrenen Sohn hat mich vor schwierige Entscheidungen gestellt, aber ich habe gelernt, mich nicht nur von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Es gibt Momente, in denen das Bauchgefühl nicht ausreicht – da braucht es Klarheit und Verstand. Auch wenn es schwerfällt, musste ich oft rational handeln, selbst wenn mein Herz etwas anderes sagte.
Ich habe Fehler gemacht, und das gehört zum Leben dazu. Niemand ist perfekt – keine Mutter, kein Vater, keine Familie. Diese Erkenntnis war befreiend, weil sie mir gezeigt hat, dass ich nicht alles kontrollieren kann und auch nicht muss. Ich habe gelernt, dass Stärke nicht darin liegt, immer alles richtig zu machen, sondern aus den Fehlern zu lernen und weiterzugehen.
Auch meine Familie gibt mir Kraft. Meine anderen Söhne, ihre Familien – sie alle zählen auf mich. Diese Verantwortung trägt mich und zeigt mir, wie wichtig es ist, für die Menschen da zu sein, die mich brauchen. Das macht mich stark, denn ich weiß, dass sie auf meine Stärke vertrauen.
Es sind nicht die Illusionen von Perfektion oder unerschütterlicher Hoffnung, die mich antreiben, sondern die Fähigkeit, in schwierigen Zeiten das Richtige zu tun und die Balance zu finden. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber ich weiß auch, dass ich immer einen Weg finde, weiterzumachen. Das macht mich stark – für mich, für meine Familie und für meinen Sohn.