Drogen - Sucht - Psychose 

Hilfe mein Kind nimmt Drogen

Heute waren wir wieder in der Klinik Patty besuchen. Ihm geht es gut. Am Wochenende werden wir ihn wieder für 24 Stunden nach Hause holen. Bin mal gespannt ob es klappt. Ansonsten gibt es nicht viel Neues. Es ist eben immer wieder das gleiche, obwohl jedes Mal die Hoffnung auf Besserung seiner Sucht und somit auch seine Psychose aufkeimt. Ich weiß ja selbst dass es ein langer Weg bis dahin ist, vor allen Dingen wenn er wieder in den trostlosen Alltag muss. Noch steht ihm ja alles offen, Er könnte seinen Schulabschluß nachholen, etwas lernen, aber ob er das wirklich will?????

 

31.Juli 2005

Nachdem das letzte Wochenende ganz gut geklappt hatte, durfte Patty an diesem Wochenende auch wieder zu uns. Ich weiß gar nicht wie ich es schreiben soll, ich bin immer noch so aufgewühlt.

Gestern holte Armin ihn dann aus der Klinik ab. Er war nur kurz bei uns und wollte dann in seiner Wohnung nachschauen. Er kam dann nicht wieder. War unterwegs, wir konnten ihn nicht erreichen. Ich habe die ganze Nacht auf ihn gewartet. Heute Mittag gabelten wir ihn dann in seiner Wohnung auf. Er hat sich erbrochen, ihm ging es total schlecht und war wieder paranoid. Auf dem Weg zur Klinik erzählte er uns, das er sich was durch die Nase gezogen hat und von dem wahrscheinlich zu viel.

Während der Fahrt wurde er zunehmend paranoider, atmete sehr schnell und sein Herz raste. Als wir ihn auf der Station brachten, haben wir das Pflegepersonal informiert. Natürlich hat er wie immer alles wieder bereut und so weiter und so weiter. Es ging ihm so gut und er hat wieder alles in den Wind geschossen. Wann hat das alles Mal ein Ende????????????


01.August 2005

Ihm geht es schlecht. Er ist auf einer anderen Station verlegt worden. Armin hat heute versucht ihn zu besuchen. Leider kam er nicht zu ihm durch. (Wahrscheinlich hat man ihn wieder fixiert und beruhigt. Dann dürfen wir nicht zu ihm). Man hat Armin erzählt, dass er wieder schwer zurück in die Psychose gefallen ist. Körperlich hat er auch sehr dran zu knabbern. Mehr wissen wir auch nicht. Heute hatte ich wieder meinen ersten Arbeitstag. Ich habe mich so in die Arbeit gestürzt um bloß nicht nachdenken zu müssen. Ich muss zwar nicht mehr weinen, aber das Gefühl wie es mir jetzt geht ist unbeschreiblich, irgendwie leer. Die Sorgen um ihn fressen mich auf.  Sammy leidet wieder besonders. Er hat in Patty wieder seinen großen Bruder gesehen, war wieder richtig stolz auf ihn. Mittlerweile weint er auch nicht mehr um ihn. Ich merke nur, das er reden will und das soll er auch, so oft ihm danach ist. Cally tut so als wäre es ihm egal. Er hat, so wie er sagt, dass alles kommen sehen. Er glaubt nicht mehr an Patty................... und Armin.............., versucht einen kühlen Kopf zu bewahren. Gestern auf der Rückfahrt von der Klinik habe ich gemerkt wie sehr er mit den Tränen kämpft. Die Fahrt nach Hause zog sich sowieso in die Länge. Wir sprachen kaum ein Wort miteinander, jeder hing seinen Gedanken nach. Ich glaube uns überrollten die Gefühle und Armin und ich wollten sie uns gegenseitig nicht zeigen. Vielleicht wollte der eine für den andern stark sein. Ich kann da leider nur für mich sprechen, aber ich glaube ihm ging es genauso. Ich muss immer an die Worte meiner Mutter denken( meine Schwester starb mit 16 Jahren an einem Verkehrsunfall)

Verlierst Du deine Mutter, verlierst Du deine Vergangenheit.

Verlierst Du deinen Partner, verlierst Du die Gegenwart.

Verlierst Du dein Kind, verlierst Du deine Zukunft.

Ich möchte Patty nicht verlieren!!!!!!!!!!


4. August 2005

Seid heute geht es ihm wieder besser. Allerdings hat er Gott sei Dank wieder Ausgangssperre. Der Aufenthalt in der Klinik wird sich jetzt verlängern, da man wieder ganz von vorne beginnen muss. Ich bin aber nach den letzten Geschehnissen gar nicht mal so traurig darüber.


6. August 2005

Patty bekommt Haldol um ihn wieder aus der Psychose zu holen. Dieses Medikament schlägt bei ihm immer gut an, allerdings kämpft er jedes Mal mit heftigsten Nebenwirkungen. Die Zunge hat er da nicht unter Kontrolle, Kieferkrämpfe, überhaupt am ganzen Körper Krämpfe. Wir und er kennen das ja schon. Seid Haldol hat Patty Angst vor Medikamenten (vor Drogen leider nicht). Er ist immer sehr skeptisch, was man ihm in der Klinik verabreicht. Ich meine die Palette, an Medis ist auch sehr breit, die er schon genommen hat. Haldol,  Riperdal ,Atosil, Tavor, jetzt ganz neu Ritalin gegen ADHS.  Wenn ich mir da die rote Liste ansehe, wird mir schlecht bei all dem was er da eingenommen hat. Allerdings haben diese Medikamente ihn immer wieder zurück in die Realität gebracht.


7.August 2005

Gleich fahren wir Patty besuchen. Ich werde ihm allerdings sagen, dass ich richtig traurig bin. Das ich einfach nicht mehr stark sein kann, das ich auch wütend und enttäuscht bin. Er hätte das alles vermeiden können. An ihm lag es nicht wieder rückfällig zu werden und er hat unser Vertrauen in ihm total ausgenutzt. Sucht hin, Sucht her. Die Entgiftung hatte er ja hinter sich. Mich würde wirklich mal interessieren warum er wieder zu Drogen gegriffen hat. Mittlerweile muss er doch merken wie schnell sie bei ihm wieder die Psychose auslösen. Eine Frage die ich gerne beantwortet haben möchte


24.August 2005

Leider bekomme ich auf diese Frage keine Antwort. Nach wie vor darf Patty die Station nicht verlassen und wenn doch, dann nur mit Pflegepersonal. Ansonsten geht es ihm wieder so wie vor dem Rückfall.

Ich selbst bin im Moment gesundheitlich etwas angeschlagen.  Habe in der nächsten Zeit einige Arzttermine, es ist einfach wichtig mich um mich selbst zu kümmern. Deshalb schreibe ich bis zur  ärztlichen Abklärung  nur wenn sich etwas  Gravierendes bei Patty ändert.


14.09.2005

Patty hatte ein erneutes Betreungsverfahren, da die 2 Jahre bald um sind. Der Richter setzte die weitere gesetzliche Betreuung diesmal auf 7 Jahre fest. Das ist natürlich sehr viel, selbst mein Hausarzt meinte, dass er von einer solange festgelegten Betreuung noch nicht gehört hat. Natürlich frage ich mich auch warum so lange. Heißt das vielleicht, dass Patty nicht mehr gesund wird? Gut,........ im Moment ist er nicht fähig für sich selbst zu sorgen, aber ich habe gedacht das, dass in 2 Jahren anders sein könnte.  Auf der anderen Seite bin ich auch froh dass er unter Betreuung steht.  Seine Betreuerin kennt sich einfach im Umgang mit Ämtern besser aus und seitdem läuft ja auch endlich die regelmäßige ärztliche Behandlung. Zurzeit sucht sie wieder nach einer Lösung für Patty nach der Klinik. Das leidige Thema mit der Doppeldiagnose.


23.September 2005

Patty hatte wieder einen Rückfall in die Psychose. Warum genau,..... ich weiß es nicht. Es ging ihm sehr schlecht. Die Medikamente vertrug er diesmal noch schlechter. Wieder bekam er Krämpfe am ganzen Körper. Er verweigerte dann die Einnahme. Dann viel er noch stärker in die Psychose, so das man einer richterliche Zwangsbehandlung erwirkte. Gegen seine starken Krämpfe bekam er ein Medikament gegen Parkinson, allerdings in der doppelten Dosierung. Beim letzten Besuch bei ihm, konnte ich nicht lange bleiben. Er bat mich zu gehen, als er wieder krampfte. Seine Zunge hatte er nicht mehr unter Kontrolle, sie machte was sie wollte, ständig bekam er Kieferkrämpfe. Er schämte sich vor mir. Ich habe es dann auch so akzeptiert und bin dann wieder nach Hause gefahren. Seine traurigen Augen und sein verkrampftes Gesicht verfolgen mich bis in den Schlaf. Die Menge und Vielzahl der Medikamente machen mir auch Angst. Ich fühle mich so richtig hilflos.


11. Oktober 2005

Mittlerweile bekommt Patty ein Medikament  in Depot gespritzt. Das soll besser anhalten. Soweit geht es ihm auch wieder ganz gut. Wir wissen jetzt auch, dass er in der Klinik Drogen konsumiert hatte, deshalb der Rückfall in die Psychose. Am Montag wird er dann entlassen und darf nur noch zur Akutbehandlung in die Klinik. Er gilt als nicht therapierbar. Ich selber bin mit meinem Latein am Ende.


18.10.2005

Seid gestern ist Patty wieder aus der Klinik. Er ist nicht mehr therapierbar, da er nicht therapierwillig ist. Ständige Rückfälle mit seinem Drogenmissbrauch  machen eine weitere Therapie unmöglich, es hat Ärzte und Pflegepersonal mürbe gemacht. Er wird in Zukunft nur noch akut behandelt und bekommt weiter sein Depot gespritzt. Ich bin ebenfalls enttäuscht. Das ganze Bemühen war für die Katz. Ich weiß weiter nicht wie ich mit der Situation  umgehen soll. Habe zwar gute Vorsätze im Umgang mit ihm und auch gestern viele Tipps von der Angehörigengruppe bekommen, aber irgendwie überrollt mich das ganze doch. Ich habe Angst davor dass es ihm wieder  schlecht geht, auch wenn er für seine Entscheidungen selbst verantwortlich ist. Er hat sich heute mit einem seiner alten Freunde verabredet. Hätte ich ihn aufhalten sollen????????? Er ist erwachsen, ich kann ihn nicht aufhalten. Ich habe ihn aber angedroht mir es nicht mehr mit anzusehen, wenn er konsumiert. Ich will einfach dass er dann wegbleibt. Ich will nicht mit ihm vor die Hunde gehen.

Ich bin unendlich traurig. 


22.10.2005

Patty ist zwar nicht rückfällig, aber er macht einen sehr kranken Eindruck. Anscheinend verträgt er die Depot Spritzen sehr schlecht. Er hat die Symptome eines Parkinson-Kranken. Seine Hände zittern sehr stark, sein Gesicht ist wie versteinert, seine Bewegungen sehr langsam und steif, seine Aussprache ebenfalls. Er ist fast nur noch müde. Ich habe das Gefühl da sitzt nicht ein junger Mensch,  sondern ein alter kranker Mensch vor mir.  Machen ihn jetzt die Medikamente kaputt? Wie soll das nur enden????????????

Hoffnung ist nicht die Überzeugung dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

Vaslav Havel


30.Oktober 2005

Es war eine schwere Woche, doch jetzt kehrt endlich wieder Ruhe ein. Die Betreuerin war mit Patty beim Arzt. Das Depot hat bei ihm heftigste Nebenwirkungen ausgelöst, so dass er alle Symptome einer Parkinsonerkrankung hatte. Er war hinterher noch nicht mal mehr in der Lage eine Kaffeetasse richtig zu halten, da er seine Hände nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er nimmt nun ein Medikament gegen diese Nebenwirkungen und seid 2 Tagen geht es ihm besser.

Armin und ich waren in dieser Woche sehr unruhig.  Die Sorgen fressen einen doch auf, weil wir nicht wissen wie es weitergehen soll..?????????ß Ich konnte mich sehr schlecht auf meine Arbeit konzentrieren, bekam dann auch kurzfristig eine Woche Urlaub. Ich fahre ein paar Tage zu Verwandten nach Süddeutschland, einfach um abzuschalten und was anderes zu sehen.

Die gute Nachricht,......... er hat noch keine Drogen genommen.


16.11.2005

In zwei Tagen hat Patty Geburtstag. Das ist auch für mich eine Zeit in der ich die letzten 22 Jahre Revue passieren lasse. In die Zukunft schauen möchte ich für ihn nicht mehr. Ich frage mich immer wieder was aus ihm geworden wäre, wenn er einen anderen Weg eingeschlagen hätte.  Doch leider bekomme ich nie eine  Antwort drauf.

Ich wünsche mir für ihn, das er eines Tages trotz seiner Krankheit ein eigenes Leben   führen kann, vielleicht sogar das doch noch gesund wird. Im Moment geht es ihm relativ gut. Er bekommt nach wie vor das Depot gespritzt sowie das Medikament gegen Parkinson.


20.11.2005

Wir haben vom Amtsgericht ein Schreiben bekommen, dass wir wahrscheinlich für Pattys Betreuungskosten zahlen müssen. Wir müssen Verdienst und Vermögen ( lächel, wenn wir mal welches hätten, würde ich Patty eine ganz andere Hilfe finanzieren) darlegen.

Die Betreuerin bekommt sowieso nur noch 3 Stunden pro Betreuten bezahlt. Gott sei dank ist sie sehr engagiert. Trotz das sie sowieso nicht mit den Stunden hinkommt tut sie viel für ihn. Man muss mal bedenken, dass allein ein Arztbesuch manchmal länger dauert als 3 Stunden. Man merkt Vater Staat spart......., wie immer bei den Ärmsten der Gesellschaft.


20.12.2005

Habe lange nicht mehr geschrieben. Armin geht es nicht gut. Er kämpft seid Wochen mit einem Bandscheibenvorfall. Er ist jetzt schon fast 16 Wochen krankgeschrieben. Das Schlimmste allerdings ist, das sich gravierend die Spätschäden seines Diabetes bemerkbar machen. Ob es die Augen sind, (er wird bald zum 5-mal gelasert), oder die Nervenschädigungen in den Beinen. Die Schmerzen und die Medikamente lassen seine Zuckerwerte immer schlechter werden. Er steht kurz vor einer Entgleisung, das ist bei der Krankheit nicht so gut. Auf Anraten der Ärzte kommt er jetzt in eine Reha für seinen Diabetes, gekoppelt mit den Beschwerden des Bandscheibenvorfalls. Die Angst um seinen Job lässt ihn natürlich auch nicht los, gerade in der jetzigen Zeit. Er wirkt ziemlich depressiv.

Patty habe ich zwei Mal vor die Türe gesetzt. Er hat gegen die Regeln verstoßen. Ich habe ihm gesagt, dass er nur noch clean uns besuchen darf. Daran hat er sich nicht gehalten. Auch wenn er nur " gekifft " hat. Ansonsten geht es ihm gesundheitlich gut. Die Depotspritzen verträgt er gut und Dank des anderen Medikamentes hat er kaum noch Parkinson Symptome. Heiligen Abend verbringen wir zusammen mit meinen Eltern bei mir. Ich hoffe es gibt da auch keine Ausrutscher,

Allen  Besuchern dieser Homepage wünsche ich ein friedliches, besinnliches Weihnachtsfest und ein guten Rutsch ins neue Jahr.


24.Januar 2006

Wieder einmal ist eine Weile vergangen. Patty ist am 24.12 früh morgens wieder in die Klinik eingewiesen worden, jedoch am 31 Dezember auch wieder entlassen. Seid dem 2. Januar hat er einen 1 €uro - Job  im Landschafts und Gartenbau für unsere städtischen Anlagen. Die Arbeit gefällt ihm gut. 4 Stunden täglich sind auch nicht zu viel für ihn und meiner Meinung nach auch die beste Therapie. Toi, toi, toi ich klopfe schnell aufs Holz, hoffendlich bleibt es auch dabei.

Armin ist jetzt schon in der 3. Woche in der Reha. Nach wie vor geht es ihm nicht gut.


13.Februar

Seid ein paar Tagen ist Armin wieder aus der Reha, ..........arbeitsunfähig. Leider  hat er auch schwerste Depressionen und muss in weiterer therapeutischer Behandlung. Auslöser seiner Depression sind nicht nur seine Krankheit die ihn überrollt  ( die Ärzte haben weitere diabetische Spätschäden festgestellt ) sondern auch unsere ganze Situation. Obwohl ich ihm immer wieder versuche zu erklären, das Patty sich dieses Leben mittlerweile ausgesucht hat, denkt Armin immer wieder er habe nicht hart genug durchgegriffen,.....er habe als Vater versagt. Ich meine ich kenne ja auch dieses Gefühl. Dennoch weiß ich das Patty sich immer wieder für Drogen entscheiden würde und er ist erwachsen.

Na ja und leider ist er seid ein paar Tagen wieder psychotisch. Diesmal entwickelt sich der nächste Schub jedoch langsamer. Nacht für Nacht läuft er durch die Gegend, weil er wieder Angst in seiner Wohnung hat. Ein paar mal haben wir ihn hier schlafen lassen, doch auf die Dauer ist das kein Zustand. Er selbst merkt natürlich nicht dass er wieder psychotisch wird, wie immer denkt er dass sein Umfeld sich verändert.

Mittlerweile weiß ich auch dass viel hinter seinem  Rücken getratscht wird. Viele wissen nicht mit Pattys seltsamen Verhalten umzugehen. Armin hatte ein Gespräch mit der Sozialarbeiterin aus dem Landschaftbau wo Patty jetzt 3 Stunden täglich arbeitet.  Obwohl er sehr fleißig wäre, darf er nur leichte Tätigkeiten ausführen. Sie meint er wäre sehr liebenswürdig, höflich aber  das  er eben sich auch mit gefährlicheren Arbeiten (Maschinen. Geräte) immer wieder in Gefahr bringen. Man merkt seine psychische Erkrankung an manchen Tagen schon extrem. Aus dem Grund arbeiten auch die Kollegen nicht gerne mit ihm.

Ich könnte an dieser Stelle noch viel mehr schreiben was andere Leute über mein Kind denken, aber ich weiß es doch er ist geisteskrank, irre, verrückt wie auch immer das die Leute so nennen..........Neulich waren wir mit  Patty einkaufen und mitten im Laden bekam er einen seiner " Lach-Flashs". Natürlich war es uns unangenehm vor allen Dingen als andere Kunden anfingen zu tuscheln. Ich weiß es ist schwer zu verstehen, man hat vielleicht sogar Angst davor wie er reagieren könnte, doch eins weiß ich. Patty ist kein bisschen aggressiv im Gegenteil ich kenne kaum einen friedlicheren und einfühlsamen Menschen als ihn und das schreibe ich nicht nur weil er mein Sohn ist.

Ich habe ein gesundes Kind auf die Welt gebracht und hatte Pläne, Hoffnungen für die Zukunft. Leider sah alles ein bisschen anders aus. Ich habe meinen Sohn durch die Drogenhölle gesehen, habe miterleben müssen, das er dabei fast "verreckt" ist, das er auf der Straße lebte, in Notunterkünften zum Schluss in der  Psychiatrie, mehr irre als normal. Seid etwa zwei Jahren hat mein Sohn kein normales Denken mehr, er lebt in zwei Welten. Tief in seinem Herzen weiß ich, dass da noch mein Kind ist aber es trägt den Panzer der Schizophrenie und man kommt sehr schlecht zu ihm durch. Es hat mich lange verzweifeln lassen, doch mittlerweile habe ich gelernt sein Leben zu akzeptieren. Wer weiß warum Patty immer wieder diese Schübe hat, vielleicht flüchtet er ja in seine Schizophrenie,.....vielleicht ist diese Welt erträglicher wie die reale Welt. Ich habe gelernt nicht mehr zu hoffen, sondern zu akzeptieren. Leider zahle auch ich einen Preis dafür. Ich habe verlernt zu Glauben. Zu glauben an Gott und Gerechtigkeit, genauso wenig an die Zukunft. Seid Pattys Krankheit denke ich nie weit voraus, mache keine Pläne, sondern lebe nur im Heute, vielleicht auch für den Morgen, denn übermorgen kann die Situation schon wieder eine ganz andere sein.


22.02.2006

.......................und sie ist wieder eine ganz andere. Patty hat seinen Job nicht mehr, keinen Strom, kein Geld und nichts mehr zu essen Ich merke das er absolut nicht in der Lage ist für sich zu sorgen. Was soll ich tun??? Mein Verstand sagt mir" Da muss er mal durch. Er muss selbst merken dass es so nicht weitergeht." Mein Gefühl wiederum schreit ständig, dass er ja eigentlich krank ist. Er merkt selbst nicht wie übel er dran ist. Ich bin hin und her gerissen zwischen Wut und Mitleid. Allerdings gibt es bei uns in der Stadt für Hilfebedürftige warme Mahlzeiten. Ich weiß, dass er das auch weiß. Seine Betreuerin ist auf dem Laufenden. Das Akzeptieren fällt mir im Moment sehr schwer, da ich merke wie sehr er sozial und körperlich wieder in die Seile hängt. Trotzdem möchte ich nicht all zu schnell eingreifen. Er sollte vielleicht mal merken, dass  wir nicht immer für ihn die Kohlen aus dem Feuer holen können. Armin und meine Situation ist im Moment ja auch nicht gerade rosig. Wir wissen noch nicht einmal ob Armin wieder in seinem Beruf zurückkehren kann, so sehr ist er gesundheitlich angeschlagen. Das heißt finanzielle Hilfe können wir ihm schon mal gar nicht geben. Ich warte erst mal ab was seine Betreuerin unternimmt.


03. März 2006

Pattys Verhalten wird immer seltsamer. Nachts fährt er mit irgendwelchen Zügen zu irgendwelchen Städten, weiß Gott wie er sich die Fahrkarten finanziert Ich nehme mal schwer an er fährt schwarz..

Ich glaube nachdem er von NRW sämtliche für ihn interessante Städte gesehen hat, geht es mal wieder über die Grenzen hinaus. Zuletzt telefonierte er  aus Heidelberg mit uns. Am nächsten Abend tauchte er dann wieder auf. Er belästigt die Leute auf eine sehr eigenartige Weise. Nicht bösartig, aber nervig. Eine Kassiererin aus der Tankstelle bei uns um die Ecke sprach uns auch auf sein seltsames Verhalten an. Ich weiß keine Antwort darauf. Er ruft längst vergangene Bekannte an und redet nur sch.......unter anderen bei Armins früherer Chefin. Ich kann mir sein Verhalten nicht erklären. Überall eckt er gerade an, es ist als wenn er einen geistigen Sprung nach hinten gemacht hat. Ich weiß es sonst nicht zu erklären. Man kann ihn fast gar nicht mehr ohne Aufsicht auf die Straße lassen und doch müssen wir gehen lassen. Jedes Mal befürchte ich, dass er an den falschen gerät. Er hat ja nicht auf der Stirn stehen, dass er nicht richtig tickt.


6.03.2006

Patty beteuerte immer wieder das er seid dem 23. Dezember keine Drogen mehr konsumiert hat. Natürlich glaubten wir ihm nicht. Zu sehr wird sein Verhalten immer seltsamer. Er läuft in abgehackten breitbeineigen Schritten, schlenkert beim Gehen weit schweifend mit seinen Armen und bekommt zu jeder unpassenden Gelegenheit Lachanfälle.


10.03.2006

Armin und ich waren mit Patty und seiner Betreuerin bei der Ärztin. Patty hatte wieder einen Termin für seine Depotspritze. Mit einem Drogenscreening war er sofort einverstanden und tatsächlich war dieser negativ. Die Ärztin meint dass Pattys Krankheit sich nun herauskristallisieren würde, so dass man nicht mehr an einer drogeninduzierten Psychose festhalten kann. Angeblich leide er an einer Sonderform der Schizophrenie mit schlechter Prognose. Er bekam zu seinem Depot noch ein Neuralektikum verschrieben und am nächsten Tag verbesserte sich sein Zustand. Ich weiß nicht mehr woran ich glauben soll. In den letzten paar Jahren sind mir so viel Diagnosen an den Kopf geschmissen worden, es sind ihm soviel Medikamente verabreicht worden, so das ich nicht mehr weiß woran ich festhalten soll.  Ich habe im Net nach den unterschiedlichen Formen der Schizophrenien geforscht und bin nicht schlauer als vorher. Pattys Betreuerin meinte ich solle nicht so an der Diagnose festhalten und wir sollten nach wie vor nochmals es mit einem betreuten Wohnen für psychisch Kranke versuchen. Ich weiß was das wieder heißt. Lange Wartezeiten, Kostenträger ermitteln, wieder langes warten bis endlich Kostenzusage kommt, haben wir alles schon hinter uns. Wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes übrig.

Mir selbst geht es dabei nicht gut. Im Moment heule ich wieder viel, habe mich auch heute für ein paar Stunden von meinen Job freistellen lassen. Ich bin müde kaputt und ausgelaucht. Nicht einmal die Arbeit lenkt mich ab( damit konnte ich mir ja meistens helfen). Ich bin durcheinander, kann nachts kaum schlafen und bin tagsüber hundemüde. Wenn ich könnte würde ich mich nur noch ins Bett legen und schlafen. Natürlich habe ich auch ein schlechtes Gewissen meinem Umfeld gegenüber, da ich merke man kann mit mir nichts anfangen. Irgendwie fühle ich mich selbst gerade schuldig, bestraft wie auch immer. Wenn sich nicht bald etwas ändert, habe ich  das Gefühl ich verliere selbst den Verstand. Ich weiß, das geht auch wieder vorbei,..........aber im Moment geht es mir einfach schlecht und ich will mich auch nicht aufraffen. Ich will morgen nicht zur Arbeit, ich will nicht kochen, ich will nicht bemuttern, ich will nichts mehr von Krankheiten hören, ich will nicht funktionieren wie sonst auch immer.

ICH WILL

NUR FÜR MICH SEIN,

SCHLAFEN UND AUFWACHEN

UND MERKEN

ES WAR ALLES NUR EIN

LANGER BÖSER TRAUM.


13.03.2006

Heute Morgen bin ich aufgewacht und hörte auf mein rechtes Ohr schlecht. Ich hatte schon die Vermutung dass es vielleicht ein Hörsturz ist. Bin erst mal zur Arbeit und merkte, es wurde immer schlimmer. Der HNO Arzt bestätigte meine Vermutung und ich bekam erst mal eine Infusion. Das Problem ist einfach, dass ich im Moment in meinem Job nicht fehlen kann. Personalmangel und ich bin gerade dabei ein paar kleine Stufen höher zu klettern, was mir persönlich auch sehr wichtig ist. Erst einmal bekomme ich bis Donnerstag täglich eine Infusion und ich gehe weiter arbeiten, Sollte sich mein Zustand nicht verbessern, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich krankschreiben zu lassen.

Vielen Dank für die netten, aufmunternden Beiträge im meinen Gästebüchern. Ja ich nehme seid mehr als 2 Jahren Antidepressivum, anfangs mit Sträuben, später habe ich gemerkt das sie mir helfen. Fluoxetin morgens und anfangs abends Amitriptylin. Amitriptylin habe ich aufgrund der Nebenwirkungen abgesetzt. Ich fühle mich mit dem Antidepressivum wie in einer Art Hülle, ohne benebelt zu sein. Meinen Alltag schaffe ich dadurch etwas besser.

Allerdings merke ich, dass ich dabei gesundheitlich abbaue. Seid ca. 3 Jahren leide ich an einem Gesichtsfeldausfall mit immer schlechter werdenden Sehschwäche, die nicht korrigierbar ist. Seid ca. Jahr an nicht allergisches Asthma Bronchiale, bin nervös und unruhig, na ja und heute der Hörsturz. Nicht das ich jetzt hier meine Krankengeschichte aufführen möchte, ich jammere diesbezüglich auch kaum, aber ich glaube mittlerweile das vieles Psychosomatisch ist. Ich denke, wenn mein Leben ruhiger und harmonischer verlaufen würde hätte ich diese Beschwerden nicht. Ich will hier auch keine Schuldzuweisungen machen, den  ich weiß dass vieles an mir selber liegt. Ich bin vielleicht zu emotional oder mit anderen Worten nehme ich mir alles viel zu Herzen. Damals als ich in der psychosomatischen Reha war, Habe ich gemerkt wie gut mir Ruhe und die Auseinandersetzung mir und meinem Körper tut. Das Problem ist ja, das man alles andere wichtiger nimmt als sich selbst. Doch wie setzt man so etwas im Alltag um. Die Therapeuten gaben einen da gute Tipps, es hörte sich ja auch alles gut an, weit weg von zu Hause,.....den Sorgen. Kaum zu Hause kommt der Alltag gnadenlos, schlägt zu und lässt einem nicht einmal Zeit zum Nachdenken" Wie mache ich es jetzt richtig".

Die Zeit von der Reha bis jetzt ist gerade erst einmal ein Jahr her und doch kommt es mir vor wie eine Ewigkeit. Allerdings nicht einen Tag aus der Reha möchte ich missen.

18.03.2006

Für den Rest der Woche habe ich mich dann doch krankschreiben lassen. Mit den Infusionen klappte es nicht so richtig, ständig schwoll das Gewebe um meine Adern an, so das der Arzt entschloss mir hochdosiert Tabletten zu verschreiben. Ich habe dann auch viel geschlafen, eigentlich fast nur geschlafen. Ich war richtig erschöpft und ausgebrannt. Erst heute geht es mir so einigermaßen besser. Zumindest fühle ich mich wacher, der Druck im Ohr lässt nach, höre etwas besser, allerdings habe ich das Rauschen immer noch. Ich denke mir das sich das in den nächsten Tagen auch noch legt.3

Ich habe aufgegeben im Net nach der Sonderform von Schizophrenie zu forschen, an dem Patty leiden soll. Je mehr ich lese, umso unwirklicher ist diese Krankheit überhaupt. So viel unterschiedliche Krankheitsbilder, unterschiedliche Formen, Prognosen, manche sind heilbar, manche unberechenbar kann ich als Laie nicht auseinander halten.  Man hat uns an eine Anghörigengruppe am folgenden Montag verwiesen. Ich denke mir da erfahre ich mehr.