Wie Drogen und Psychosen das Leben meines Sohnes und unsere Familie veränderten 

29 September 2006

Leider hat es bei Sammy nicht mehr gefruchtet. Er musste diese Schulform verlassen und einmal wöchentlich in die Berufsschule gehen, da er ja bis zum 18 Lebensjahr berufsschulpflichtig ist. Ich habe mich dann sofort mit der Berufsberatung am Arbeitsamt in Verbindung gesetzt und Sammy zu einem Jahr bei der Gesellschaft für berufliche Bildung GGB angemeldet. Hoffentlich bekommt er da noch einen Platz. Für mich ist die schlechteste Lösung das Sammy nur noch 1-mal die Woche zur Schule geht. Die restliche Zeit wäre er dann zu Hause, sich selbst überlassen, oder mit seinen Freunden unterwegs denen es ähnlich geht. Dabei würde er nur auf dumme Gedanken kommen. Die GGB ist zwar auch nicht das i-Tüpfelchen, aber besser noch als auf der Straße. Mein Gott es gibt kaum Ausbildungsstellen, geschweige denn Arbeit für einen 16jährigen Hauptschüler. Für Sammy sind im Moment auch nur noch seine Clique, seine Freundin und Party wichtig. Er entzieht sich uns immer mehr. Ich muss im Moment mehr Grenzen setzen als früher. Ich weiß, es ist ein schwieriges Alter, aber er versaut sich im Moment auch sehr viel. Ich weiß das er im Moment wenig Perspektive auf einen Ausbildungsplatz sieht. Trotzdem kann er nur mit einem eisernen Willen etwas daraus machen, auch bei der GGB.

Patty leidet gerade wieder an einem erneuten Schub. Es ist sehr anstrengend mit ihm, zumal die Symptome der hebephrenen Schizophrenie diesmal sehr ausgeprägt sind. Er ist gerade wie ein verzogenes Kind.

Man kann sich da nur versuchen rein zu versetzen, aber es ist sehr schwer. Hoffentlich bekommen wir bald den Bescheid vom Landschaftsverband, wegen der Kostenübernahme. Bei Patty ist jetzt auch die Grundsicherung bewilligt worden, das heißt das er das Geld nicht mehr vom Arbeitsamt bekommt (Hartz 4 ), sondern eine Art Rente 

Ich bin zurzeit arbeitsunfähig geschrieben. Ich hatte seit Wochen eine hartnäckige Erkältung, die mir nun auf die Luft geschlagen ist. Da ich unter Asthma leide ging es mir richtig schlecht. Der Arzt war richtig am Schimpfen, weil ich in diesem Zustand weiterarbeiten wollte, schrieb mich dann für 8 Tage krank. Ich muss zugeben, die Tage tun mir auch gut, auch wenn es zu Hause nicht einfach ist.


06.10.2006

Am 14 Oktober sind Armin und ich zur Hochzeit meines Patenkindes in Süddeutschland eingeladen.  Ich habe mich riesig auf die Hochzeit gefreut. Mal richtig schön feiern, sich in Schale schmeißen, die ganze Familie wieder zusammen (freue mich immer besonders auf meine Cousinen, sind wie Schwestern für mich) Leider lässt die Situation im Moment es nicht zu das ich mitfahren kann. Wahrscheinlich fahren nur Armin und Cally. Patty ist zurzeit zu sehr in einem Schub, so dass ich ihn nicht hier unbeaufsichtigt allein lassen kann. Leider haben wir noch keinen Bescheid von dem Heim, geschweige denn von der Kostenübernahme. Wir haben dann beschlossen, dass ich hier bleibe, da ich mit Pattys Schizophrenie noch am besten umgehen kann. Außerdem finde ich das Armin auch mal eine Auszeit braucht.

Armins Schlaganfall ist leider doch nicht folgenlos gewesen. Er wirkt sehr vergesslich, unkonzentriert und hat seitdem auf beiden Augen Gesichtsfeldausfall. Wir waren gestern beim Arzt, um zu hören, wie er hinsichtlich darauf behandelt werden kann. Leider hat Armin als Folge des langjährigen Diabetes schon schwer mit Arteriosklerose zu kämpfen. Die kleinsten Gefäße im Gehirn und die großen Gefäße an den Halsarterien, sowie auch in den Beinen sind davon betroffen. Der Arzt meinte das die Arteriosklerose sich bei Armin drei Mal schneller entwickelt wie bei einem gesunden Menschen. Armin ist jetzt nunmehr als 14 Monate krankgeschrieben. Wir wissen das er seinen alten Beruf als Paketzusteller bei der Post nicht mehr ausüben kann. Eine Arbeitsplatzumsetzung ist aussichtslos, sowie auch ein Versuch zur Wiedereingliederung hat nichts gebracht. Wir hängen am Fliegenfänger.


8. Oktober 2006

Die Einladung zur Hochzeit hätte ich so oder so nicht annehmen können. Ich habe gestern erfahren, dass ich den benötigten Urlaub dafür nicht bekommen hätte. Wenigstens ist Pattys Zustand dann auch nicht der einzige Grund dafür. Das ist allein schon deshalb gut, dass es Leute gibt die es absolut nicht verstehen das man einen 22jährigen nicht ohne Aufsicht lassen kann. Vielleicht würde ich es auch nicht verstehen, wenn ich selbst die Erfahrung gemacht hätte. Viele Leute können es nicht glauben das aus einem gesunden Jungen ein schwerkranker Mensch geworden ist, ohne an einer schwersten körperlichen Erkrankung zu leiden. Erst wenn sie Patty sehen und auch erleben, können sie sich das nur vorstellen was wir unseren Verwandten und Bekannten zu erklären versuchen, da wir meistens selbst nicht die Worte für sein Verhalten und Erkrankung finden können. Ich war jetzt mehr als 14 Tage zu Hause, bedingt durch Krankheit und genehmigten Urlaub. Ich bin geschlaucht. Es ist schwer, einen eigentlich jungen Mann zu betreuen, erziehen, beaufsichtigen..............., oder was auch immer. Patty benimmt sich in manchmal tatsächlich wie ein Erwachsender und im nächsten Augenblick wie ein kleiner verzogener Junge. Ich bin mit meiner Mutterrolle darin wirklich überfordert, mitunter auch genervt. Ständig geht er an die Sachen von seinen Geschwistern, ständig gibt es Konflikte deswegen, die ich manchmal überhaupt nicht schlichten kann, eigentlich Lust hätte dann am liebsten laufen zu gehen. Er schlabbert viel, da er bedingt durch die Medikamente seine Motorik nur schlecht unter Kontrolle hat. Er kann ja nichts dafür.............., aber er sollte in der Lage sein es wenigstens weg zu putzen.  Wenn er dann mit seinem blödsinnigen Gerede kommt, seine Grimassen zieht, läuft wie ein unterernährter Sumo-Ringer und seine Lachflash`s bekommt, reagiere ich manchmal sehr gereizt auf ihn. Ich weiß das ist nicht richtig, aber ich bin doch auch nur ein Mensch............! Ich merke es wird Zeit, dass sich das Heim meldet und ich weiß es kann trotzdem noch dauern. Ich möchte ihn da nicht abschieben, aber man kann dort einfach besser für ihn sorgen. Ich kann es nicht mehr. In meinem Gästebuch wird immer davon geschrieben, wieviel Kraft ich doch habe und wie stark ich doch wäre. Nein, Ich bin genauso schwach oder stark, wie andere Menschen auch.  Jede Mutter geht über ihre Grenzen, egal ob sie ja zur Hilfe oder nein zur Hilfe sagt. Ich bekomme viele E-Mails von Lesern meiner Homepage. Oft werde ich gefragt, um Ratschläge gebeten und leider ist es so, dass ich keine Ratschläge geben kann. Jedes Kind, jeder Süchtige, jeder psychisch Behinderte, jede Mutter, jede Familie und auch jedes Umfeld reagiert anders, auch wenn sich unsere Geschichten ähneln. Ich habe mir die Mühe gemacht und mein Tagebuch von Anfang bis dato durchgelesen und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich sehr viel von meiner Familie und auch mir verlangt habe. Man kann nicht immer nur geben, es wird auch Zeit zu nehmen. Sammy ist zwar sehr beliebt hat aber trotzdem Schwierigkeiten mit dem Gerede seines Umfeldes (es ist wirklich manchmal schlimm, was er sich anhören muss Kinder und manche Lehrer, die sich auch noch ehrenvoll Pädagogen nennen, können grausam sein.)  Cally ist sehr ruhig und in sich gekehrt. Ja und dann kommt Armin, krank und weiß wirklich nicht was die Zukunft für ihn hinsichtlich auf Arbeit und Gesundheit noch bringen wird. Meine Mutter mit der ständigen Angst um mich (Zitat:" Ich wartet auf den Tag an dem DU umfällst ich bin doch auch eine Mutter, nämlich Deine, auch wenn Du selbst Kinder hast bleibe ich immer deine Mutter mit den gleichen Sorgen und Nöten und ich habe Angst um Dich.") Von allen habe ich verlangt, die Situation so zu akzeptieren, wie ich es für richtig hielt, nur um Patty zu helfen. Hinzu kommt meine Angst irgendwann mal nicht mehr zu funktionieren, denn ich fühle mich mittlerweile nicht mehr stark und kämpferisch, sondern klein und ausgelaucht. Immer habe ich das Gefühl gehabt ich müsst mich in der Familie und im Job beweisen, ich würde das alles schaffen. Leider zahlen wir alle den Preis für diese Lebenssituation. Ich hatte den Traum, dass Patty clean wird und bin in einem immer wieder kehrenden Alptraum gelandet. Ich glaube, ich bin diejenige die Hilfe braucht um aus diesem Alptraum, einen realistischen Traum zu träumen. Für all meine Leser, die mir geschrieben haben, ich kann leider nicht jede E-Mail oder GB-Eintrag beantworten. Meistens fehlen mir selbst die Worte, aber es beweist mir immer wieder " Ich bin nicht allein", wir Betroffene sitzen alle in einem Boot und es gibt viele Nichtbetroffende, die Anteil an dem nehmen was wir durchmachen.

          Danke!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


19.10.2006

leider bin ich nun an einen Punkt gekommen, wo ich einfach nur sagen kann das ich mit den Nerven am Ende bin. Heute Morgen habe ich einfach nur überlegt, ob ich aufstehen möchte oder nicht. Heute Abend nach der Arbeit das gleiche, will ich nach Hause oder nicht. Immer wieder siegte mein Pflichtbewusstsein oder die Vernunft. Wäre ich nach meinem Gefühl gegangen, glaube ich wäre ich nicht mehr da. Ich kann mit außergewöhnlichen Situationen nicht mehr umgehen. Es gab einen Krach in der Verwandtschaft und ich habe gemerkt das Fass läuft über. Mein Kopf ist so zu, so dass ich mit Intrigen, Verleumdungen und Hetzereien nicht mehr umgehen kann. Früher konnte ich mich sehr gut auf solche Situationen einstellen, doch heute überrennt mich alles. Ich habe mich gestern und heute nur noch in die Arbeit gestürzt, weil ich Angst vor meine eigenen selbstzerstörerischen Gedankenzüge habe. " Bloß nicht zum Grübeln kommen, keine schlechten Gedanken zulassen." Leider kommt irgendwann mal der Feierabend, die lange dunkle Nacht in der ich sowieso kein Auge zu machen kann. Mein Leben finde ich selbst nicht mehr lebenswert. Mir wird alles genommen, sogar mein Stolz und meine Würde.

 Ich habe vor nicht allzu langer Zeit gesagt, dass ich mir nicht mehr weh tun lasse.

MAN HAT MICH ZUTIEFST GETROFFEN

...................und wieder einmal ging es um diese verdammten Drogen


21.10.2006

Meinen letzten Eintrag, den ich hier reingeschrieben habe, habe ich doch recht krass geschildert. Es waren Worte der Wut, Enttäuschung und der Traurigkeit, eben mein verletztes Ego. Verwandtschaft in Süddeutschland die das gelesen haben, waren wohl sehr besorgt. Meine Cousine rief dann auch sofort Armin an. Abend habe ich dann auch mit ihr telefoniert. Das Gespräch hat mir sehr gutgetan. Ich wollte eigentlich gar nicht darüber reden, habe es auch versprochen, dass alles in unseren 4 Wänden bleibt. Als meine Cousine anrief merkte ich erst einmal wie gut das Reden tut, mit jemanden der mich so sieht und so nimmt wie ich eigentlich bin. Ich weiß das alle meine Cousinen mehr Anteil an mein Leben nehmen als manch ein Verwandter in meiner Umgebung. Wenn meine Cousinen das hier lesen, ihr seid schon immer wie Schwestern gewesen. Das wir trotz der großen Entfernung immer noch das Gefühl haben, wir gehören zusammen. Das tut gut. Danke!!!!!!!!!!!!!! Sollte es mir nochmals schlecht gehen, ich melde mich bei Euch............, versprochen.

Mir geht es heute zwar nicht gut, aber immerhin bin ich etwas ruhiger. Manchmal helfen ein, zwei Nächte und die Welt erscheint einen nicht mehr ganz so dunkel. Man fängt an wieder das Positive zu sehen. Ich habe einen lieben Mann, der wirklich immer für mich da ist. Nicht jeder hat dieses Glück. Es gibt sehr viele Mütter und Väter, die mein Schicksal teilen und keinen Partner zur Seite haben. Wer fängt sie auf, wenn es denen so schlecht geht, wie es mir ging. Die müssen stark für zwei sein.


23.10.2006

Früh Abend bin ich eingeschlafen, dass ist selten. Um 2 Uhr heute Morgen aufgewacht und seitdem kann ich kein Auge mehr zu machen. Ich starre in die Dunkelheit und komme nicht zur Ruhe. Ich fange an die Nächte zu hassen. Jetzt haben wir 5 Uhr und ich habe beschlossen aufzubleiben. Es lohnt sich nicht mehr für die eine Stunde, ich glaube dann bin ich noch kaputter. Patty ist auch nicht nach Hause gekommen. Seit gestern Morgen ist er wieder unterwegs, aber das bin ich ja schon gewohnt. Ich habe mir abgewöhnt mich darum zu sorgen. Er ist nach wie vor sehr anstrengend, habe die Betreuerin angerufen, dass sie ein bisschen Druck mit der Kostenzusage machen soll. Er braucht eben eine rundum Betreuung und die können wir ihm nicht gewährleisten. Da Patty auch sehr nachtaktiv ist herrscht immer eine Unruhe, die man auch schlecht auffangen kann.

Sammy besucht jetzt ein berufsbildendes Jahr mit Schwerpunkt Landschaft und Gartenbau oder Lager und Logistik. Er sucht noch ein Platz für ein Blockpraktikum. Armin klappert übernächste Woche mit ihm die Gärtnereien und Betriebe mit Gartenbau ab. Bis jetzt gefällt es Sammy gut. Hoffentlich macht er auch was daraus. Ich wünsche mir so sehr, dass aus meinen anderen Beiden doch etwas wird. Im Moment sieht die Lage mit Ausbildungsstellen sehr schlecht aus, gerade bei uns in NRW. Trotzdem bekommen meine Jungs sämtliche Unterstützung von Armin und mir, damit sie nicht auf der Straße sind. Das Schlimmste ist die Perspektivlosigkeit, wenn die Jungs keine Regelmäßigkeit haben und auf der Straße rumtreiben. Aus diesem Teufelskreis herauszukommen ist viel, viel schwerer als immer am Ball zu Bleiben. Ich sehe das an vielen früheren Schulkammeraden von Cally und Sammy. Das kann einen richtig traurig machen. Cally ist auch sehr unglücklich mit der Wahl seiner Schule. An vielen Tagen in der Woche hat er nur 2 oder 3 Stunden Unterricht. Das würde ihm nichts bringen. Er hat Armin darum gebeten mit ihm noch mal zur Berufsberatung zu gehen. Natürlich unterstützen wir ihn auch dabei. Cally hat mich auch zum Essen eingeladen, als Armin in Süddeutschland zur Hochzeit war. Das fand ich schön und ich war richtig stolz auf meinen " Mittleren." Als es mir vor ein paar Tagen sehr schlecht ging, waren Sammy und Cally sehr fürsorglich. Ich bin froh, dass ich das wieder sehen kann, ich merke die Leere in mir ist nicht mehr ganz so schlimm.

Armin hat endlich einen positiven Bescheid vom Versorgungsamt. Sein GdB ist auf 60 % festgesetzt. Da er nicht mehr in seinem früheren Beruf arbeiten kann und zu viele Einschränkungen für einen anderen Job hat, denken wir über einen Rentenantrag nach. Ich weiß das wird schwer, da er ja noch recht jung ist. Da sein Arzt das auch befürwortet, werden wir es jetzt einfach versuchen.


25.10.2006

Leider war die letzte Nacht auch nur sehr kurz. Den akuten Schub den Patty gerade hat, entwickelte sich gestern Abend wieder bis kurz vor der Eskalation. Seine Stimmung wechselte im 5 Minutentakt. Mal war er verbal aggressiv, dann ein kleiner Junge, danach veränderte er die Stimme und redete so geschwollen, als wenn er vom Adel wäre, später dann mit künstlichem englischem oder französischem Akzent und zu guter letzt die Sprache der Straße. Kurz darauf war er dann wie ein liebevoller Sohn und dann der Übergang mich auf die übelste Weise zu beschimpfen. Es ging mir richtig an die Nieren. Patty wurde zunehmend unruhiger so das Armin und ich uns entschieden diesmal das Krisentelefon vom Psychosozialen Trägerverein ( PTV ) zu nutzen. Einen Arzt zu rufen, hätte nichts gebracht, da er sich selbst oder uns ja nicht in Gefahr gebracht hatte. Solange bis das passiert, wollte ich aber auch nicht warten. Zumal auch meine beiden jüngeren Söhne mit der Situation überfordert waren. In seinem Wahn hatte Patty viele Gegenstände die Cally und Sammy gehörten kaputt gemacht. Ich entdeckte gestern, nachdem ich von der Arbeit nach Hause kam, als erstes das Patty sämtliche Kinderbilder von sich von den Wänden gerissen hat. Ich war sauer und so fing dann auch die ganze Situation außer Kontrolle zu geraten. Wie schon geschrieben habe ich dann den PTV angerufen. Die Dame am Telefon konnte dann auch erreichen, dass sofort ein Arzt vom PTV zu uns kommt. Mittlerweile war es da schon 22 Uhr. Dieser Arzt unterhielt sich mit Patty zuerst allein, später saßen wir dann alle zusammen am Tisch. Er stellte Patty vor die Wahl, entweder Klinik oder die Krisenstation beim PTV. Wie dieser Arzt das anstellte Patty zu einer Entscheidung zu bringen, war schon sehr professionell.  Patty entschied sich für den PTV und ist seitdem auf der dortigen Krisenstation. Erst wenn das dort nicht funktionieren sollte kommt er wieder per Psych. KG in die Klinik. Seit heute Morgen weiß ich, dass Patty erst Ende des Jahres in dem Heim aufgenommen werden kann.

Hatte heute meinen freien Tag und habe Freunden beim Renovieren ihres neuen Hauses geholfen. Dadurch konnte ich mich auch recht gut ablenken. Abends bin ich dann kaputt, geschlaucht und hundemüde nach Hause gekommen, in die Wanne und ab ins Bett. Wieder einmal lag ich wach, wieder einmal wurden meine Augen groß und grösser, sie starrten in die Dunkelheit. Wieder einmal ratterte es in meinem Kopf, wieder einmal fand ich keinen Schlaf. Nach diesem Eintrag hier werde ich das ganze Ritual wiederholen und nochmals versuchen zu schlafen. Trotzdem glaube ich, es wird wieder eine lange endlose Nacht mit wenig Schlaf werden. Vielleicht muss ich erst mal meine eigene Ruhe wiederfinden.


27.10. 2006

Patty kann sich nur sehr schlecht beim PTV einfügen bzw. ist er viel zu krank als dass man dort mit ihm umgehen kann. Er braucht eine 24 Stunden Betreuung, da er sich wie ein kleines Kind verhält. Dafür sind die Therapeuten dort aber nicht eingerichtet. Er wird wohl doch in die Klinik eingewiesen werden. 

Ich bin erst heute Morgen eingeschlafen und habe den Wecker um 6 Uhr nicht gehört. Erst um 8 Uhr bin ich aufgewacht.........., da hätte ich meinen Arbeitsbeginn gehabt. Meine größte Sorge ist das mein Job darunter leidet, das ich mein notwendiges Arbeitspensum nicht mehr schaffe. Die Arbeit macht mir zwar Spaß, aber dennoch stoße ich immer häufiger an meine Grenzen. Natürlich weiß ich das auch vieles an meiner privaten " Baustelle" liegt, aber welche Firma macht das auf Dauer mit. Bis jetzt hat man noch viel Verständnis für mich gehabt, aber wie lange noch?  Wie lange kann ich noch meine 100 % geben? Durch den Streit in meiner Verwandtschaft, bin ich in eine regelrechte Verbitterung verfallen. Diesbezüglich kann ich keinen positiven Gedanken mehr zulassen. Pattys Krankheitszustand macht mich traurig und lässt mich verzweifeln Pattys Zukunft erscheint mir nur grau und das tut jeder Mutter weh. Ich habe einfach Angst das mein Privatleben mich so überrollt, dass ich damit nicht mehr umgehen kann und selbst zu nichts mehr fähig bin. Eine kleine Kostprobe davon hatte ich letzte Woche. Wann merke ich, mit meiner Kraft am Ende zu sein? Ist es jetzt schon so weit oder habe ich noch genug Reserven? Ich weiß ich brauche dringend Hilfe, doch es ist für mich ein Angang einen geeigneten Therapeuten zu suchen. Erstens aus chronischem Zeitmangel und dann schreibe ich lieber alles auf, als darüber zu reden. Muss ich darüber reden, verliere ich die Fassung und heule Rotz und Wasser, so dass ich mich selbst nur schlecht unter Kontrolle bringen kann. Ich komme mir dann so vor, als hätte ich mein Innerstes sichtbar gemacht, wie ausgezogen und fühle mich dann in meiner Intimsphäre verletzt. Diese Erfahrung habe ich letztes Jahr in der Kur gemacht. Hier im anonymen WWW fällt mir das Schreiben einfach leichter, man liest zwar was ich denke, ich schreibe was ich fühle, aber man sieht mich nicht.


1. November 2006

Patty baut weiterhin rasant ab. Ich erkenne ihn kaum noch wieder. Nicht aggressiv, sondern wie ein verzogenes Kleinkind. Den erwachsenen Patty gibt es im Moment nicht. Er kommt nicht mehr zum Vorschein. Beim PTV konnte man Patty nicht länger halten, so dass man beschloss ihn wieder per richterlicher Verordnung einweisen zu lassen. Seit gestern ist er wieder in der Klinik. Den einzigen Gedanken, den ich dabeihabe, ist, wohin führt Patty diese sch**** Krankheit noch. Wird er seine alte Persönlichkeit jemals wiederfinden? Ich weiß nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Ich glaube ich bin deshalb so traurig, weil ich mit den gegebenen Tatsachen einfach nicht abfinden kann.


07.11.2006

Am Sonntag waren wir Patty in der Klinik besuchen. Er steht unter schweren Beruhigungsmitteln (Tavor). Was er sonst noch bekommt weiß ich nicht. Wie ein kleiner Junge fühlt er sich unschuldig bestraft, er weiß gar nicht warum er überhaupt in der Klinik ist. Er tue ja keinem was Böses, da hat er ja auch recht. Das er sich aber mit seinem Verhalten selbst schon in Gefahr bringt, zu keinem einigermaßen normalem Leben fähig ist, sieht er nicht. Patty ist sogar dem PTV zu anstrengend, auch das sieht er nicht. Immer wieder betont er, dass ich es in Schuld sei das er in der Klinik ist. Ich hätte wieder alles eingefädelt und so weiter und so weiter. Eigentlich bin ich diese Vorwürfe gewohnt und es macht mir nichts mehr aus. Bis zum Schluss als er bei uns wohnte habe ich sowieso nur funktioniert wie ein Roboter, immer mit der Angst irgendwann mal nicht mehr zu funktionieren. Pattys Sucht und spätere Krankheit hat mir in den letzten Jahren sämtliche Kräfte geraubt und meine Akkus sind endgültig leer. Ich wollte nicht das mein Job, meine Familie, usw. unter der Situation leidet. Ich habe versucht überall mein Bestes zu geben, eigene Schmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Erkältungen ignoriert und lieber Tabletten gefuttert aus Angst auszufallen. Ich bin so ausgepowert, kann trotzdem kaum schlafen und werde immer empfindlicher mit meinen Gefühlen. Aggressiv, traurig, immer sehr nah ans Wasser gebaut und nicht in der Lage Freude zu empfinden oder gar zu zeigen. Armin hat mir einfach für Donnerstag einen Termin bei einem Psychologen besorgt. Wortlos hat er mir den Zettel für den Termin in die Hand gedrückt.............. und in dem Moment wurde mir klar, dass er sich nicht nur um Patty sorgt, ......... sondern auch um mich. Dabei wollte gerade ich für meine Familie stark sein. Ich habe bemerkt, wahre Stärke besitzt nun er. Er hat mir angeboten beim ersten Termin dabei zu sein, damit ich vielleicht diese erste Hürde etwas besser schaffe. Er hat meine Gedanken in dieser HP gelesen und will das ich dort hin gehe, weil er sich wohl große Sorgen um mich Macht. Bis jetzt bin ich auch aus jedem Loch herausgekommen, in dem ich hineingefallen war. Doch diesmal ist dieses Loch so tief, es ist, als ob ich das Licht nicht sehe das mich aus diesem Loch herausführt. Ich habe schon lange keine Lust mehr auszugehen, ebenso wenig mit Freunden am Telefon zu reden. Die meiste Zeit lass ich mich verleumden. Eigentlich gehe ich nur noch zur Arbeit und nach Hause. Wenn wir irgendwo eingeladen sind kann ich mich nur mit Mühe dahin aufraffen, lass dann lieber doch Armin allein dort hingehen.  Dabei bin (war) ich eine rheinische Frohnatur) Ich hatte gedacht das die Hochzeit meines Patenkindes mich aus diesem Loch reißt, doch es kam ja alles anders als es sollte. Die Freuden des Alltags über die sich jeder Mensch freuen würde, selbst wenn sie noch so klein sind habe ich nicht mehr wahrgenommen. Wenn ich auch denke das sich diesbezüglich eine gute Schauspielerin bin, hat Armin wohl gemerkt das es nicht so ist. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht wie er um meinetwillen leidet. Ich habe einfach darin einen eigenen eingeschränkten Horizont. Ich hoffe meine Ehe nicht dadurch in Gefahr zu bringen und habe ernsthaft vor sein Hilfeangebot anzunehmen. Ich liebe meinen Mann einfach zu sehr, als das ich mich selbst aufzugeben möchte. Ja ich möchte mit Armin einmal alt werden und das Leben genießen können. Ich muss etwas tun, wenn auch nicht mir zuliebe, dann wenigstens ihm zu Liebe.


13. November 2006

Patty geht es wieder etwas besser, zu mindestens ist er ruhiger. Er bekommt weiterhin die starken Beruhigungsmittel und sein Depot in einer höheren Konzentration gespritzt. Als Armin und ich ihn am Sonntag besuchen waren, war er längst nicht mehr so wie vor seiner Einweisung. Ich weiß allerdings das, dass viel von den Medikamenten kommt. Am Ende des Jahres soll er ja in diesem Betreutem Heim kommen. Den Aufenthalt in der Klinik setzte der Richter auf 6 Wochen fest. Ich hoffe die restliche Zeit können wir noch so irgendwie überbrücken, vielleicht mit Hilfe Tagesklinik?

In der Arbeit habe ich ein Amt niedergelegt. Ich habe mich bei uns als Patin um die Azubis gekümmert. Ehrenamtlich! Ausbildung koordiniert, zu Seminare angemeldet, Projekte mit ihnen bearbeitet, Berichthefte überprüft und einmal im Monat mit der Azubi - Koordinatorin ein Treffen organisiert. außerdem bin ich Ansprechpartner für sämtliche Sorgen und Nöte der Azubis, auch über der Arbeitszeit hinaus. Dieses Amt habe ich auch sehr gerne gemacht. Da ich am Anfang des Jahres eine sehr viel größere Abteilung zugewiesen bekommen habe, habe ich dieses Amt abgegeben. Nicht nur weil alles arbeitsintensiver geworden ist, sondern auch durch die Sorgen und Nöte meiner eigenen Kids der Kopf zu ist. Man sollte einen freien Kopf für diese Jugendlichen haben und deshalb habe ich einen Nachfolger für diesen Job vorgeschlagen. Diesen Job gebe ich zwar schweren Herzens ab, aber für mich ist es im Moment das Beste.

Zwischenzeitlich war ich auch beim Psychologen, ............ mit Armins Begleitung. Ich habe zuerst Armin erzählen lassen, bevor ich mich in der Lage dazu sah zu reden. Dieser Arzt hätte mich am liebsten in die Klinik eingewiesen und das öffnete mir die Augen wie sehr es um mein Seelenleben steht. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung lehnte ich auch ab, trotz der Warnung des Arztes auf die Nebenwirkungen einer neuen Medikamenteneinstellung. Dieser Arzt verschrieb mir zweierlei Antidepressiva. Eins für abends und ein anderes für morgens. Ich habe zurzeit sehr mit den Nebenwirkungen zu kämpfen. Das Medikament für abends lässt mich zwar endlich schlafen, allerdings fühle ich mich tagsüber wie ausgelaugt. Während des Tages ist mir dann zeitweilig schön schwindelig. Das steht auch alles in den Beipackzettel und verliert sich mit Dauer der Einnahme. Ich habe mir dann heute kurzfristig Urlaub genommen um damit besser umgehen zu können. Gott sei Dank hat mein Chef mir den genehmigt, weil eine Krankenmeldung wollte ich nun wirklich nicht. Ich hoffe nur das mir die Therapie und die Medikamente ein bisschen weiter- helfen.


18.November 2006

Heute hat Patty Geburtstag. Er ist jetzt 23 Jahre alt. Wir haben ihn für ein paar Stunden aus der Klinik nach Hause geholt und ihn mit einem großartigen Essen verwöhnt. Leider hatte er zwischendurch immer noch Krämpfe im Gesicht und Schlund so dass er den Tag nicht ganz so toll genießen konnte. Mittlerweile weiß er aber selbst, dass die Krämpfe bedingt von der Dosiserhöhung des Neuroleptikums ist und mit der Zeit weniger werden. Er bleibt diesmal ruhig dabei, gerät nicht mehr in Panik, dadurch sind die Krämpfe auch weniger schwer. Trotz seines kindischen Verhaltens machte er heute einen ganz vernünftigen Eindruck. In der Klinik ist er jedoch besser aufgehoben. Angeblich soll am Ende des Jahres Platz in dem Heim sein, doch ich glaube kaum daran. Wir haben noch nicht einmal die Kostenzusage.


20.11.2006

Vielen lieben Dank für die Einträge und Ratschläge in meinem Gästebuch. Allerdings bin ich schon seit mittlerweile 3 Jahren in Selbsthilfegruppen. Erst fast 2.5 Jahre in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige Suchtkranker und seit dem Frühjahr in einem Verein für Angehörige psychisch Kranker. Anfangs in der Suchtberatung konnte ich die gut gemeinten Ratschläge umsetzen, auch taten mir die Gespräche mit Gleichgesinnten gut. Das änderte sich allerdings, als Patty immer kranker wurde. Anfangs sprach man noch von einer drogeninduzierten Psychose oder später von einer paranoiden Schizophrenie. Seit Dezember konsumiert Patty allerdings keine Drogen mehr, raucht vielleicht alle paar Wochen mal einen Joint, wenn er überhaupt noch konsumiert. Die Screenings waren alle negativ. Als die Krankheit ihn immer mehr beherrschte, haben wir gemerkt, dass wir in der Suchtberatung nicht mehr an der richtigen Adresse waren, man riet uns zum Verein für Angehörige psychisch Kranker. Dort gibt es auch Eltern deren Kinder in frühster Jugend Drogen konsumiert haben und später schwer psychotisch wurden. Bis vor kurzem bin ich auch dort hingegangen, nur im Moment fällt mir das wirklich sehr schwer. Zum ersten bedingt durch meine Arbeitszeiten, zum zweiten hatte ich in letzter Zeit absolut keine Lust dorthin zu gehen. Alles war für mich nur Stress, Stress, Stress............. Stress im Job, ich bin hundemüde, wenn ich abends nach Hause komm. Dann der Haushalt. die Krankheit von Armin, meine Familie, meine Eltern, die nebenan wohnen (mein Vater war innerhalb kürzester Zeit auch zwei Mal im Krankenhaus wurde insgesamt 3 Mal operiert). Patty in der Schweizer Klinik, dann ihn dort holen, und wieder in der Klinik. Dann verschwand er aus der Klinik, wieder nach Hause und jetzt wieder in der Klinik. Ich war das letzte Mal in der Gruppe als Armin den Schlaganfall bekam. Das ist alles in einem Zeitraum von wenigen Monaten passiert, so das ich für die Gruppe einfach keinen Nerv mehr hatte. Na ja, und dann bin ich auch noch regelrecht in einem Loch gefallen, aus dem ich nur mit Mühe rumkrabble. Manchmal denke ich jetzt ist es soweit, jetzt kippst Du aus den Gamaschen, ........aber ich konnte mich tatsächlich immer wieder aufraffen. Nur jetzt dauert es etwas länger und wenn ich mich wieder soweit fühle gehe ich wieder zur Gruppe. Im Moment habe ich keinen Platz dafür, muss erst mal hier und vor allem mich wieder auf die Reihe bringen. Ich wäre ja bereit sogar in eine Klinik zu gehen, so wie es der Arzt wollte, doch dann kommt ja noch die Angst um meinen Job. In Zeiten der Kosteneinsparungen in den Betrieben und gerade im Einzelhandel mit den verlängerten Öffnungszeiten kann man sich nicht mehr erlauben auf längere Zeit auszufallen. Außerdem bin ich sehr ehrgeizig, mich würde es persönlich sehr stören, wenn man sich nicht mehr auf mich verlassen kann. So bastele ich eben an mehreren Baustellen.


04.12.2006

Wieder einmal haben wir Patty am Wochenende nach Hause geholt. Soweit geht es ganz gut mit ihm. Allerdings verschläft er auch die meiste Zeit. In der Klinik schläft er auch sehr viel. Wenn er wach ist machen ihn die Medikamente zu schaffen. Er bekommt neben dem Depot auch starke Beruhigungsmittel und das Mittel gegen die Nebenwirkungen (Krämpfe). Er hat einen sehr starren Gesichtsausdruck, kaum noch Regungen in seinem Gesicht. Wenn er zu mir rüber schaut bewegt er nicht die Augen, sondern seinen ganzen Kopf. Sein Blick ist dabei wie erstarrt. Er ist auch nicht im Stande gewesen etwas zu Ende zu führen, noch nicht einmal die kleinste Kleinigkeit. Auf der anderen Seite ist er sehr nervös und unkonzentriert. Gespräche kann er allerdings wieder verfolgen, auch wenn die Antworten oder Argumente oft vom Thema abschweifen. Im Großen und Ganzen klappt es aber recht gut, wenn er stundenweise bei uns ist. Vom Heim haben wir allerdings immer noch keinen Bescheid, vielleicht aber auch weil die Kostenfrage noch nicht geklärt ist. Das macht mich ein bisschen nervös, denn der voraussichtliche Entlassungstermin ist jetzt am 11. Dezember.

Ich habe mich tatsächlich dazu durch gerungen eine Psychotherapie zu machen. Warte nur noch auf die Genehmigung der Krankenkasse. In meinem tiefsten Inneren weiß ich warum das Feuer brennt, ich muss nur wissen, wie man es löscht. Ich hoffe da kann mir der Psychologe helfen.


12. Dezember 2006

Letzten Donnerstag bin ich mit starken Schmerzen ins Krankenhaus eingewiesen worden. Bei einer Magenspiegelung stellte man 3 kleine Magengeschwüre fest. Heute hat man mich dann entlassen, da man diese mit Medikamenten ambulant weiter behandeln kann. Egal wem ich von der Diagnose erzähle, keinem wunderts. Es ist so, als hätte jeder erwartet das ich daran erkranke.

 Patty hatte dann auch am Wochenende von der Klinik Ausgang. Am Samstagmorgen besuchte er mich dann mit Armin im Krankenhaus. Er war sehr vernünftig und sogar besorgt.  Samstagabend bemerkte ich einen Aufruhr im Flur der Pflegestation, auf der ich lag. Patty war da, psychotisch. Gott sei Dank waren Armin, Sammy und Sammys Freundin mich besuchen. Patty war sehr ängstlich und paranoid. Er erkannte nicht einmal mehr seine an eigenen Vater. Armin brachte ihn erst mal von der Station. An der Eingangshalle fing er dann an rumzuschreien. Er hatte panische Angst vor irgendwas. Er schrie immer man sollte ihn beschützen, vor uns, vor die Leute, vor allem. Selbst der herbeigerufene Arzt machte einen hilflosen Eindruck. Patty schrie das er mit mir sprechen wollte, doch als ich ihn dann ansah, erkannte er mich nicht. Schließlich rief man die Polizei. Die nahmen ihn dann mit zur Wache und schließlich zurück in die psychiatrische Klinik. Am nächsten Tag ging es Patty dann wieder gut. Er konnte sich nur bruchstückweise an das erinnern was vorgefallen war. Trotzdem will man Patty am Mittwoch entlassen. Wir müssen mit solchen Akutsituationen rechnen und ihn gegeben falls wieder einweisen lassen.

 Am schlimmsten empfand ich allerdings die sensationslustigen Gaffer, die sich ruck zuck um uns versammelten. Die blöden Sprüche die man so hörte. Patty hätte nie jemanden etwas angetan, im Gegenteil, man sah das er selbst panische Angst hatte. Manche Mitpatienten haben mich gar nicht mit Patty in Verbindung gebracht und bei späteren blöden Sprüchen, in der Hoffnung ich hätte auch einen Spruch auf Lager, habe ich einfach gesagt. " Ja, ......... das war mein Kind und mein Kind ist krank." Das war denen dann doch peinlich und............. mir hat das gut getan. Jetzt weiß ich allerdings was Stigmata ist.( Google- Suche" Stigmata und Schizophrenie“. Es ist tatsächlich wie ein Brandmal weniger für mich, mehr für Patty).

Allerdings mach ich mir Sorgen wie es jetzt zu Hause weiter gehen soll. Wir haben immer noch kein Bescheid von dem Heim.


13.Dezember 2006

Heute habe ich erfahren, dass Patty wahrscheinlich erst im Februar einen Heimplatz bekommt. Man die Uhr tickt und tickt. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalten kann. Ich habe doch nicht umsonst die Magengeschwüre. Wenn Pattys Gesundheitszustand gleichbleiben würde, aber ich muss doch jeden Moment damit rechnen das er erneut austickt. Ich bekomme das alles leider nicht mehr alles unter einem Hut. Ich kann ihm leider nicht helfen, so gerne wie ich das auch möchte. Ich bin hoffnungslos überfordert.