Diese Seite befindet sich noch im Aufbau.
Was das System vergisst: Die andere Seite der Geschichte
Wenn Angehörige nicht vorgesehen sind
Ich begleite meinen Sohn, seit er 13 ist, seitdem er angefangen hat, Drogen zu konsumieren.
Schon damals, obwohl er noch minderjährig war, habe ich gespürt: Das Hilfesystem tut sich schwer mit Angehörigen.
Ich war nicht nur die Mutter. Ich war diejenige, die alles auffing, die nachts wach lag, die Termine machte, die Zusammenbrüche auffing und trotzdem war ich oft außen vor.
Nicht gefragt. Nicht informiert. Manchmal sogar misstrauisch beäugt.
Mit der Volljährigkeit wurde es nicht besser, eher noch schlimmer.
Schweigepflicht, Datenschutz, Systemlogik.
Was als Schutz gedacht ist, wird zur Wand. Und wir Angehörigen stehen davor. Leise. Müde. Oft ohnmächtig.
Seitdem sind viele Jahre vergangen.
Ich habe Kliniken erlebt, Entgiftungen, BeWo, Rückfälle, Haft, Forensik. Ich habe getragen, geschwiegen, gehofft, protestiert, mich zusammengerissen, weil es niemand sonst getan hätte.
Heute weiß ich: Angehörige wie ich sind im System nicht vorgesehen. Wir sind da, ja… aber nicht als Teil der Versorgung, sondern oft als Störfaktor.
Wenn wir etwas sagen, stören wir. Wenn wir nichts sagen, sind wir gleichgültig. Egal, was wir tun, es passt selten ins System.
Erst in der Selbsthilfe, in Elternkreisen habe ich erlebt, dass ich mit diesen Erfahrungen nicht allein bin. Dort wird zugehört, dort wird verstanden, dort darf man ehrlich sein.
Und genau deshalb schreibe ich hier.
Diese Seite ist meine Stimme.
Und sie ist auch eine Einladung.
An alle, die mittragen.
An alle, die übersehen werden.
An alle, die spüren, dass da was schiefläuft, aber es nie aussprechen durften.
Denn wir sind nicht das Problem. Wir könnten ein Teil der Lösung sein…. Wenn man uns lassen würde.
07.07.2025
Wenn gute Projekte Hoffnung machen – und trotzdem nicht reichen
Bei der trialogischen Fachtagung der Arwed, wurde auch das Berliner Projekt FRIDA vorgestellt.
Ein Konzept für Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren, suchtgefährdet oder bereits abhängig und ihre Eltern.
Und ja, FRIDA scheint wirklich gut zu funktionieren.
Da wird mit Jugendlichen gearbeitet, mit Eltern, gemeinsam oder auch erstmal getrennt – je nachdem, was gerade tragbar ist.
Man spürt: Da will jemand wirklich Familien mitnehmen. Nicht nur am Rande, sondern mittendrin.
Die Idee trägt, aber sie wird (noch) nicht überall gleich gelebt.
Was ich mich aber vor allem frage:
Warum gibt es FRIDA nur in Berlin?
Warum ist so ein Ansatz nicht längst bundesweit Standard. Gerade bei einer Altersgruppe, bei der so vieles auf der Kippe steht?
Und warum hört diese Logik mit 21 auf?
Denn auch mit 25, 35 oder 45 gibt es Sucht, psychische Erkrankung und Eltern, die noch immer kämpfen.
Nicht, weil sie sich aufdrängen.
Sondern, weil sie nicht einfach aufhören können zu lieben und kümmern.
Ich kenne so viele Mütter und Väter, die längst nicht mehr „müssen" und trotzdem noch da sind.
Weil keiner sonst geblieben ist. Weil Verantwortung sich nicht an Altersgrenzen hält.
FRIDA macht Hoffnung.
Jetzt müsste man nur noch den Mut haben, sie auszubauen.
Denn gute Ideen sind nichts wert, wenn sie in Modellregionen versauern.