Wie Drogen und Psychosen das Leben meines Sohnes und unsere Familie veränderten 

19. Dezember 2006

In meinem Gästebuch sind über den Eintrag von Michael einige Leser erbost. Ich kann ebenfalls seine Meinung nicht teilen, denke mir jedoch das jeder Mensch seine Meinung vertreten sollte, ob sie nun hier her passt oder nicht. Fast jedem der sich in meinem GB einträgt, kann ich schreiben. Leider habe ich nicht immer die Zeit diese auch zu beantworten. Was mich an Michael stört ist, dass er seine Meinung äußert, ohne seine richtige E-Mail-Adresse zu hinterlegen. Traurig das, dass alles über mein GB laufen muss, weil dieses ja kein Forum sein sollte. Nun gut, ich bin bereit dieses weiter über das Gästebuch laufen zu lassen, solange alles fair bleibt und wir weiterhin freundlich miteinander umgehen. Es gibt immer zwei Seiten................, die der Konsumenten und die der Angehörigen. Was Michael über seinen politoxem Drogenkonsum schreibt, kann einen schon nachdenklich machen. Der menschliche Körper und Geist hat nun mal seine Grenzen und man sollte ihn nicht mit Drogen zu Höchstleistungen treiben. Nicht umsonst ist zum Beispiel Doping im Profisport verboten und wird strafrechtlich verfolgt. Allerdings ist zum Beispiel ein Opiat in der Medizin ein unverzichtbares Medikament zur Schmerzbekämpfung. Ich sehe hier nur den Unterschied in der Art der Bedürftigkeit


22.Dezember 2006

      Aber einmal im Jahr


23. Dezember 2006

Cally hat die Schule geschmissen. Ich bin richtig sauer. Das sie ihm nicht gefällt, wusste ich ja schon vorher, aber dass er alles einfach wegwirft, ohne etwas anderes gefunden zu haben, macht mich stinkig. Ich habe viel Verständnis für meine beiden Jüngsten, aber mit 19 Jahren müsste er ja doch wissen was er eigentlich will. 1.5 Jahre weggeschmissen, kein Abi, trotz guter Kompetenzen. Leider ist er volljährig und kann selbst entscheiden. Wie kann man nur so blöde sein! Meine Angst ist auch bei ihm... wie soll das jetzt weiter gehen. Er will sich ein Praktikum im sozialen Bereich suchen. Hätte er sich nicht schon vorher darum bemühen können? Er hätte dann übergangslos weitermachen können. Cally ist doch so informiert, so dass er weiß was auf dem Arbeitsmarkt los ist. Selbst Praktika gibt es nicht in Hülle und Fülle. Ich bin richtig enttäuscht.


28. Dezember 2006

 Wenn ich bedenke das Patty vor einem Jahr am 24. Dezember morgens früh in der Klinik eingewiesen worden ist, kann ich diesmal wirklich nicht klagen. Den Umständen entsprechend war es ein schönes Weihnachtsfest, es hat mir gutgetan. Es war fast so wie früher.


07. Januar 2007

Auch Sylvester war schön. Ich bin ganz erstaunt wie gut sich Patty im Moment macht. So vernünftig habe ich ihn schon lange nicht mehr erlebt. Ich weiß das wird nicht so bleiben, dafür genieße ich die Zeit. Ein großer Teil seiner Persönlichkeit ist wieder zum Vorschein gekommen. Ich kenne Patty kaum mit den Verhalten eines erwachsenen Mannes und habe das Gefühl ihn jeden Tag ein bisschen mehr kennen zu lernen. Ist schon komisch bei seinem eigenen Kind, mit dem man tagtäglich umgeht. Natürlich keimt bei uns wieder die Hoffnung auf, dass die ungünstigen Prognosen dieser Krankheit doch nicht auftreten werden.

Nach wie vor haben wir von dem Wohnheim keinen Bescheid, wann er aufgenommen wird. Ich denke mir mit der notwendigen Therapie und seinem jetzigen Zustand könnte man ihn doch soweit fördern, dass er zu mindestens stundenlang wieder arbeiten kann. Ich würde es ihm so sehr wünschen.


09.Januar 2007

Ich erkenne an Patty Züge, die ich schon längst verloren glaubte. Es ist erstaunlich wieviel von seinem alten Ich wieder zum Vorschein kommt. Ich glaube allerdings das ihn das alles auch sehr anstrengt, da er sehr schnell ermüdet. Die Gespräche mit ihm sind sehr realistisch. Er macht sich viel Gedanken über das Heim. Auf der einen Seite freut er sich, auf der anderen Seite hat er aber auch Angst. Das ist verständlich. Nur noch selten hat er ein kindliches Verhalten. Seine Erlebnisse im akuten Schub seiner Psychosen empfindet er nach wie vor als real. Deshalb fühlt er sich nicht krank, im Gegenteil, er versteht nicht das wir nicht die gleichen Erlebnisse hatten. Ich habe immer gehofft, dass seine Persönlichkeit in ihm schlummert, nicht verloren gegangen ist und bin richtig froh darüber dass ein Teil davon erwacht ist. Wir alle genießen den Moment, haben aber auch Angst davor das morgen wieder alles vorbei sein kann. Ach könnte das so bleiben.

Armin und Ich haben mit Cally über seine Zukunft gesprochen, da er ja die Schule geschmissen hatte. Cally bemüht sich sehr wenig um einen weiteren Weg in Bezug auf Ausbildung usw. Wir wollten ihm eine Frist setzen, so dass er endlich zu Potte kommt. Unsere Angst das er in eine Spirale der Lust und Ausweglosigkeit rutscht ist sehr groß und wir versuchten ihm das zu erklären. Ich wollte Cally auch nur unsere Hilfe anbieten, doch er meinte er sei erwachsen genug, um sich selbst zu helfen. Nach dem ich im sagte, dass er doch gesund sei und eigentlich in seinem Alter wissen müsste was er überhaupt will, warf Cally uns vor, dass unsere Familie nur noch aus Leid und Gram besteht und er keinen Bock auf das Ganze hat. Ich habe ihn dann angeboten sich eine eigene Wohnung zu suchen. Viel später in einer wieder einmal schlaflosen Nacht musste ich mir dann eingestehen, dass er im Grunde genommen recht hat. Als Patty 1997 seine ersten Drogen konsumierte war Cally erst 10 und Sammy 7 Jahre alt. Obwohl man anfangs versucht hat vieles von ihnen fernzuhalten, haben sie doch von ihrer Kindheit einiges einbüßen müssen. Dazu kam noch Armins Erkrankung und so vieles mehr. In den letzten drei Jahren habe ich mir immer weniger Zeit für die Jungs genommen denn, ich dachte sie brauchen mich nicht mehr so wie früher. Trotzdem war ich nach Möglichkeit für sie ansprechbar und da. Außerdem sehe ich nicht ein, mir deswegen ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, es ist unabänderlich. Für jedes meiner Kinder hätte ich das getan, was ich für Patty getan habe. Das Leben hat es nicht immer gut gemeint mit uns, doch das ist noch lange kein Grund seine Perspektiven aufzugeben.


03.Februar 2006

Hallo,

leider gibt es nichts Gutes zu berichten. Ich liege jetzt selbst seit fast 3 Wochen in der Psychiatrie. Ich habe gerade mal eine Möglichkeit gefunden euch das eben zu schreiben. Mir sind meine Nerven mit mir durchgegangen. Ich bin körperlich und nervlich so am Ende, so das man mich in der Psychiatrie einwies. Hat nichts mit Patty zu tun, die Akkus sind einfach nur leer.


24.02.2007

Nach wie vor bin ich in der Psychiatrie. Mir geht es immer noch nicht gut. Für heute den Sonntag durfte ich mal nach Hause, muss aber Abend wieder zurück. In der Klinik habe ich viel Ruhe, merke aber, dass die Medikamente mich sehr eindämmen. Ich kann mich nicht lange auf etwas konzentrieren usw. Ich habe da aber auch Zeit viel zu grübeln, mache gerade eine Schublade nach der anderen in meinem Innersten auf und merke, wie dünnhäutig ich eigentlich geworden bin. Jede schlechte Neuigkeit lässt mich aus der Fassung bringen. Ich vermisse mein dickes Fell, meine Stärke. Ich kann sehr gut über Patty, Armin, meine Kinder schreiben und sprechen, aber weiß wenig über mich zu berichten. Ich will nicht ganz in mein Innerstes schauen lassen. Das Einzige was ich fühle ist, dass ich mich selbst um mein Leben betrogen habe. Die eigene Fassade ist am Bröckeln, meine Stärke ist weg, mein altes Ich irgendwo und ich erkenne mich selbst nicht mehr. Ich habe sehr wenig Ausgang in der Klinik, schon mal gar nicht alleine und habe das Gefühl, das nur die Welt da draußen sich weiterdreht. In der Klinik ist es so als bleibe sie stehen.   Zwischenzeitlich hatte Patty wieder einen Rückfall. Zurzeit ist er wieder sehr kindisch und auch sehr anstrengend. Am 27. wird über die Kostenzusage für den für das Heim entschieden. Ich habe große Angst davor, dass man die Kosten nicht übernimmt.

Ich weiß noch nicht, wann ich das nächste Mal schreiben kann, hoffe das es mir bis dahin wieder besser geht.

Bis dann


Sonntag der 3. März 2007

Ich habe Wochenendurlaub, muss erst am Abend wieder zurück in die Klinik. Ich hoffe das ich in 2 Wochen entlassen werde, habe aber gleichzeitig Angst vor dem Alltag. Die Station, auf der ich bin, ist die gleiche in der Patty immer war. Das war anfangs für mich ein großes Problem. Allerdings ist das eine Akutstation, in der sämtliche Krankheitsbilder der Psychiatrie versorgt werden. An die ersten 14 Tage meines Klinikaufenthaltes kann ich mich kaum erinnern, war einfach gar nicht richtig da. Nach Aussagen des Pflegepersonals habe ich mich auch sehr kratzbürstig verhalten, keinen richtig an mich rangelassen. Dabei sind die meisten von Ihnen sehr nett. Ich habe auch jetzt ein anderes Bild von der Psychiatrie und den Menschen, die dort sind bzw. arbeiten oder erkrankt sind. Ich habe geschrieben, dass meine Akkus leer sind, in Wirklichkeit wollte ich sterben. Ich habe einen Suizidversuch hinter mir. Lag zwei Tage auf der Intensivstation in einer normalen Klinik und bin danach per PsychKG in die Psychiatrie eingeliefert worden. Ich habe lange überlegt, ob ich das hier schreiben soll, habe aber hier immer alles ehrlich gehalten, daß soll auch so bleiben.   Mittlerweile bin ich soweit wenigstens darüber zu schreiben. Man schämt sich gleichzeitig dafür. Der Grund...............?! Ich weiß nicht genau, ob man einen Grund nennen kann, ich wollte eigentlich nur noch meine Ruhe. Meine Arbeit wurde mir zu viel, mein Haushalt, meine Ehe steht in Trümmern, Geldsorgen ich weiß es nicht. Ich wollte einschlafen und nicht mehr wach werden.

Ich habe gerade einen Anruf bekommen, das Patty wieder auf der Krisenstation beim PTV ist, muss nur noch heulen, nicht deswegen, sondern es erdrückt mich hier alles. Lass mich zurück zur Klinik bringen. Ich bin einfach nur noch platt!!!!!!!!!!!!!!


11. März 2007

Nachdem der Wochenendurlaub letzte Woche nicht funktioniert hat, habe ich für heute Tagesurlaub bekommen. Mir geht es nicht so gut. Ich werde wohl auch vorläufig nicht entlassen (hoffe trotzdem das ich bald wieder nach Hause kann). Immerhin sind es schon 8 Wochen Klinikaufenthalt. Ich merke das ich viele Baustellen habe, die ich nicht allein bewältigen kann. Ich bin immer noch so dünnhäutig, fühle mich zu nichts fähig, schon gar nicht für die heimischen Baustellen. Allerdings merke ich das ich an allen Ecken und Enden fehle, vor allen Dingen zu Hause. Das schlechte Gewissen das ständig in mir hochkommt, vor allen Dingen meiner Familie gegenüber, versuche ich erst gar nicht zu-zulassen. Ich sehe die Welt nur noch in schwarz oder weiß, die vielen Grautöne dazwischen erkenne ich nicht. Sobald ich meine Wohnung betrete werde ich tieftraurig und ich kann kaum gegen diese Traurigkeit ankämpfen. Sie überrollt mich! 

Patty ist nach wie vor auf der Krisenstation beim PTV. Sonst weiß ich nicht wie es ihm geht. Ich weiß nur, dass er von mir weder etwas sehen noch hören will. Eigentlich weiß ich ja wie er ist, wenn er psychotisch ist. Ich kann damit nur nicht mehr umgehen.


17. März 2007

Fast 9 Wochen ist der Suizidversuch schon her und ich bin immer noch in der Klinik. Versuche es diesmal wieder mit Wochenendurlaub, hoffe das ich den nicht schon wieder abrechen muss. Vorhin war ich noch bei meinem Arbeitgeber um ihm zu sagen das es möglicherweise noch ein paar Wochen dauert bis ich wieder arbeiten kann. Meine Arbeitskollegen haben sich richtig gefreut mich wieder zu sehen und das tat mir auch gut. Mittlerweile ist mir auch bewusst, wie sehr ich meinen Körper missbraucht habe. Trotzdem hätte ich gerne wenigstens ein bisschen von meiner alten Kraft, um aus diesem Loch, in das ich gefallen bin, wieder herauszukommen. Nach wie vor träume ich davon einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen, aber ohne dabei an einen erneuten Suizid zu denken. Je mehr ich zur Ruhe komme, umso größer erscheinen mir die Berge, die ich noch zu bezwingen habe. Das Problem dabei ist aber nicht Patty, oder meine Ehe und der Job, sondern weil ich mir zurzeit selbst im Weg stehe. Ich komme mit meinem Selbstmitleid nicht zurecht und kann mich deswegen selbst auch nicht leiden. Ich fühle mich einfach untauglich, um den Alltag zu bewältigen.

 Patty ist nach wie vor auf der Krisenstation beim PTV. Soweit ich informiert bin geht es ihm dort gut. Die Kostenzusage für das Heim ist endlich bewilligt worden, allerdings ist er dafür wieder an 4. Stelle in der Warteliste gerutscht. So kann ich nicht sagen, wann es genau so weit ist, wenn er dort einzieht.


24.März 2007

Wieder darf ich ein Wochenende zu Hause verbringen und es geht mir auch von Tag zu Tag besser. Leider werde ich vorläufig nicht entlassen, werde aber in der nächsten Zeit auf eine andere Station verlegt.  Patty ist auch daheim, geht aber heute Abend wieder zurück zum PTV. Er ist sehr psychotisch, leidet zwar nicht unter Verfolgungswahn, sondern verhält sich wieder wie ein ungezogenes Kind, ohne dabei bösartig zu sein. Seine Lachflash`s nerven ein wenig. Ich habe in der Klinik so einige Psychotiker kennengelernt, aber es ist doch anders, als wenn es den eigenen Nachwuchs betrifft. Ich bemerke allerdings einen gewissen Abstand zwischen ihm um mir. Vielleicht sogar den notwendigen Abstand, so eine Art Abnabelungsprozess. Wir haben uns ja auch ein paar Wochen nicht gesehen, vielleicht war die Zeit auch nötig, um diesen Abstand zu haben. Ich habe auf einmal das Gefühl nicht mehr für sein Leben verantwortlich zu sein, bzw. in die richtigen Bahnen zu lenken. Patty war immer so mein Sorgenkind, .............habe allerdings gemerkt das, dass nicht mein größtes Problem ist. Immer wieder hatte ich Angst davor, dass er auf die schiefe Bahn gerät und dabei nicht bemerkt das auch ich auf der falschen Schiene geraten bin.  

Vielen Dank für die vielen, aufmunternden Einträge in meine Gästebücher.


27.03. 2007

Ich bin wieder daheim. Gestern bei der Visite habe ich das OK von den Ärzten bekommen, dass ich bis zur Aufnahme auf der anderen Station zu Hause verbringen kann. Da ich auf der anderen Station eine lange Zeit verbringen werde, finde ich die Entscheidung sehr gut. Ich kann meinen Haushalt wieder in Ordnung bringen und so einige wichtige Dinge klären. Der Haushalt hat mächtig gelitten (Männerwirtschaft)!  Ich habe meiner Familie vieles aus der Hand genommen? Habe ich meine Jungs zu unselbständigen Männern oder Machos erzogen? Diskussionen, wer welche Aufgaben zu Hause übernimmt waren mir einfach zu lästig, da habe ich es lieber selbst gemacht. Vielleicht waren aber sie und auch mein Mann mit der Situation hoffnungslos verloren. Ich mache hierbei keinem einen Vorwurf, wenn überhaupt dann mir selbst. Ich habe immer geglaubt, dass unser Alltag gut durchorganisiert war, doch ich merke ich habe nur funktioniert. Job, Haushalt, Ehefrau, Patty, Mutter, wachliegen, schlafen und dann, ........................alles wieder von vorne. Ich habe nicht bemerkt, dass meine Akkus immer leerer wurden, nicht bemerkt das Armin sich von mir entfernt, nicht bemerkt, wie blind ich eigentlich bin. Ich habe immer gedacht das uns nichts trennen kann, doch das war leider ein Trugschluss. Armin meint das ich mein Lachen verloren habe, unseren Freundeskreis vernachlässigt habe, dass ich nicht mehr die Frau bin, die er mal geliebt hat. Das stimmt!!!!!!!!!!!!!! Ich glaube auch nicht das mir der bevorstehende Klinikaufenthalt helfen kann, zu meinem alten Naturell zu finden. Armin hat sich allerdings auch im Laufe unserer Ehe verändert, vor allen Dingen nach seinem Schlaganfall letzten Sommer. Vielleicht schätzt er seine Lebenserwartung als nicht besonders hoch ein, so dass er das Gefühl hat sein Leben jetzt besonders auszukosten. Vielleicht bemerken wir erst jetzt, dass sich unsere Wege schon lange in unterschiedlichen Richtungen bewegen. Vielleicht ist aber auch Patty`s Krankheit nur noch die Naht, die bisher unsere Ehe zusammen gehalten hat. Für mich ist das eine bittere Erkenntnis und ich hoffe, es ist da noch ein Funken, für den es sich lohnt zu kämpfen.


31.03.2007

Ein paar Tage zu Hause und der Alltag holt mich wieder ein. Patty hatte sich beim PTV für ein paar Tage beurlauben lassen und bei uns übernachtet. Es ist sehr anstrengend mit ihm. Abgesehen davon das ich selbst kaum schlafen kann, ist er wieder sehr nachtaktiv gewesen. Er ist sehr nervös und unruhig. Gestern bekam er dann wieder sein Depot gespritzt und blieb dann beim PTV. Im Moment verträgt er auch das Depot sehr schlecht. Er bekommet meist in den ersten Tagen nach der Spritze wieder diese Gesicht und Schlundkrämpfe. Wir kennen das ja schon, trotzdem tut er mir dann auch immer wieder leid. Er erzählt uns auch immer wieder wie schmerzhaft diese Krämpfe sind. Leider sind bei ihm schon so viele Medikamente ausprobiert worden und dieses Medikament ist für ihn am verträglichsten. Ich merke allerdings das er bereit ist sich helfen zu lassen. Er hatte sich freiwillig auf der Krisenstation beim PTV gemeldet um Hilfe zu bekommen. Das ist für ihn ein großer Fortschritt. Ich vermute auch das er mit der Situation die zu Hause geherrscht hat, hoffnungslos überfordert hat. Nicht nur Drogen, sondern auch Emotionen können einen Schub auslösen.

Meine Mutter ist zur Zeit in Kur (meine Eltern sind auch meine Nachbarn. ) Mein Vater ist nach seinem Schlaganfall vor 5 Jahren etwas eingeschränkt und wirkt sehr unbeholfen. Er fühlt sich gerade recht einsam und ist dadurch auch ein bisschen nervig und sehr ungeduldig. Er hat sich nach dem Schlaganfall zu einem schwierigen Menschen entwickelt, deswegen hat meine Mutter die Kur seeeeeeeeeeeehr nötig. Gott sei Dank kümmern sich meine Schwester und meine Schwägerin viel um ihn, allein wäre ich mit ihm doch leicht überfordert. Ich habe erst am 18. April einen Aufnahmetermin in der Klinik. So kann ich Ostern zu Hause verbringen und bin auch da, wenn meine Mutter wieder nach Hause kommt. Ich kann noch einiges in Ordnung bringen, weiß das mein Vater versorgt ist, vielleicht bekommen wir ja dann auch endlich einen positiven Bescheid von dem Wohnheim für Patty. Ich wäre schon beruhigter, da der Aufenthalt in der Klinik ca. 12 Wochen dauern soll. Vor dieser langen Zeit und den Therapien dort habe ich Angst.


06.04.2007

Patty ist seit zwei Tagen wieder zu Hause. Leider ist es sehr anstrengend mit ihm und das Warten auf den freien Heimplatz zehrt an unser aller Nerven. Patty`s  Gesundheitszustand hat unheimlich nach gelassen. Er schläft nur noch im Badezimmer, weil ihn angeblich das Licht stört und im Bad ist kein Fenster. Es hat auch keinen Zweck mit ihm darüber zu diskutieren. Den halben Tag bekommt er seine Lachflash`s, macht sich lustig über alles was " normal" ist, geht an Gegenstände die für ihn tabu sind usw.. Er macht und sagt Dinge, die keinem von uns nachzuvollziehen sind. Nach wie vor ist er sehr nachtaktiv. Es ist ein Schub, der ihn wirklich weit in das Verhalten eines Kleinkindes fallen lässt (vor der Pubertät stecken geblieben o.ä.) Mich selbst stimmt dieses traurig, ich reagiere sehr gereizt wegen ihm. Er trinkt und konsumiert, ich habe ihm angedroht, dass ich ihn beim nächsten Rausch vor die Türe setzte, egal wie krank er ist. Mit seinem Kommentar das er die Welt ohne Rausch nicht ertragen würde, lass ich nicht gelten. Ich kann es eben auch nicht ertragen, wenn er sich mit seinem Konsum ins Verderben bringt. Für mich ist es eine Frage der Zeit, dass er wieder in die Klinik muss und dann verschiebt sich sein Platz für das Heim noch weiter nach hinten. Darauf habe ich nämlich keine Lust mehr. Ich bin jung Mutter geworden, könnte jetzt mein Leben genießen, weil die Kinder aus dem Gröbsten raus sind und kann es doch nicht. Es herrscht in mir immer eine gewisse Art von Unruhe, egal ob Patty da ist oder nicht. Meine Gefühle sind da nicht nur von Trauer, sondern auch von Wut, Enttäuschung und Ausweglosigkeit. In der Vergangenheit verging kaum ein Tag ohne irgendwelche Zwischenfälle. Ich hatte vor ein paar Wochen noch von " einem notwendigen Abstand" geschrieben. Leider habe ich den nicht, wenn Patty zu Hause ist. Es berührt mich sehr, wie er sich mit seinem politoxem Konsum in den Wind schießt. Jeder erneute Rausch bringt ihn noch weiter von seiner Gesundung weg, könnte den nächsten Schub noch heftiger herbeiführen und das begreift er nicht. Es gibt da immerhin noch eine kleine winzige Chance auf Heilung und er tut nichts dafür Ich finde sein Verhalten einfach egoistisch, denn er muss doch sehen wie sehr uns allen sein auf und ab nahe geht. Vielleicht kann oder er will das nicht sehen. Wenn ich nur wüsste was da in seinem Kopf vorgeht? Gleichzeitig habe ich auch wieder so eine Wut auf die Behörden, die sich mit der Kostenzusage wieder einmal sehr viel Zeit genommen haben. Das hat wieder einmal Monate gedauert. Hätte man nicht solange damit gewartet, wäre er jetzt vernünftig untergebracht. Nun heißt es mal wieder warten und warten und warten. Dazu habe ich einfach keine Lust mehr.


12. April 2007

Die Betreuerin hat gestern angerufen, um uns die erfreuliche Nachricht zu überbringen, dass Patty in der 19. Kw. in das Heim einziehen kann. Das wäre so ca. in 4 Wochen. Wir alle sind froh, dass, dass Warten bald ein Ende hat. Selbst Patty sieht wieder Licht am Horizont. Das Zusammenleben mit uns strengt ihn auch an. Gerade weil er sehr nachtaktiv und auch sehr nervös ist, bin ich schon mal sehr gereizt. Das liegt wahrscheinlich auch daran, weil ich am Mittwoch wieder in die Klinik muss. Es macht mich einfach unruhig, weil ich weiß wie schwierig die Situation zu Hause ist. Da können die 4 Wochen bis zum Einzug in das Heim sehr lange dauern. Nicht immer bringen Armin und die Jungs das notwendige Verständnis für Patty auf. Patty und die beiden Brüder geraten oft in Streit. Da alle schon ausgewachsene Burschen sind, sieht das auch oft recht übel aus. Wenn ich zu Hause bin, kann ich da schon mal dazwischen gehen. Ich male mir dann, wenn ich nicht da bin, schon mal das Schlimmste aus. Auf der anderen Seite hat es ja bei meinem letzten Klinikaufenthalt auch geklappt, auch wenn der Haushalt sehr gelitten hat. Ich muss natürlich auch lernen über viele Dinge hinweg zu sehen.


17.04.2007

Morgen ist es so weit. Ich gehe wieder in die Klinik. Ich werde also eine Zeitlang nicht schreiben können. Eine ganze Zeit habe ich überlegt den Termin doch noch abzusagen. Das hat nicht nur etwas mit der Familie zu tun, denn ich fehle seit dem 15. Januar auch im Job. Die Entscheidung jetzt doch in die Klinik zu gehen, fällt mir wirklich nicht leicht.

Patty´s Termin zum Umzug in das Heim, haben wir jetzt schriftlich. Das soll in der 19. - 20. KW geschehen. Ich hoffe, dass ich für diesen Tag wenigstens einen Tagesurlaub bekomme.

Bis dann!


14.06.2007

Nach langer Zeit schreibe ich wieder. Ich bin immer noch in der Klinik. Mein vorläufiger Entlassungstermin ist am 3.7. Irgendwie bin ich es auch langsam leid. Die Therapie ist sehr anstrengend und ob sie letztendlich ein Erfolg ist, wird sich im Alltag erst erweisen.

Patty ist in dem Heim eingezogen. Die Zeit bis zum Heim war besonders schwierig. Zuerst war er wieder auf der Krisenstation beim PTV, die wollten ihn dann wieder in die Klinik einweisen. Daraufhin verschwand Patty für ein paar Tage spurlos. Man verständigte sogar die Polizei, da er wieder einen heftigen Schub hatte. Schließlich meldete er sich zu Hause. Weil er heftig drauf war, rief Armin dann die Polizei, die ihn dann in die Klinik brachte. Patty war zuletzt auf dem gleichen Klinikgelände wie ich. Die Situation hat mich richtig aus der Bahn geworfen, so dass die Therapie bei mir gar nicht anschlagen konnte oder ich auch nicht die Nerven dazu hatte. Ich hatte nur den einen Gedanken, dass egal wo ich bin, ich nicht zur Ruhe komme.  Patty ist dann von der Klinik aus ins Heim gezogen. Seitdem bin ich etwas ruhiger geworden und bin für die Therapien empfänglicher.

Ich mache mir auch sehr viel Gedanken an die Zeit nach der Klinik. Ich werde in Form einer Wiedereingliederung (Hamburger Model) zurück in meinen Job gehen, sofern mein Arbeitgeber damit einverstanden ist. Ich habe große Angst vor dem Alltag, der mich dann wieder erwartet. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das vorher alles geschafft habe. Ich weiß aber, dass ich mich sehr ausgepowert habe, sei es im Job oder in der Familie. Ich habe die Befürchtung wieder in meine alten Gewohnheiten zu fallen. Es ist einfach der Alltag, der einen so überrollt. Ich habe es auch nach meiner Kur gemerkt. Ich hatte viele gute Vorsätze und trotzdem verfiel ich wieder in den grauen Alltag.

Pattys Krankheit und sein Drogenmissbrauch haben viele Jahre in meinen Leben in Anspruch genommen. Sie haben die Kindheit meiner jüngeren Söhne beeinflusst. Sie hat unsere Familie fast kaputt gemacht. Schuldgefühle in mir geweckt, denn ich habe bestimmt nicht alles in der Erziehung meiner Kinder richtig gemacht. Sie hat viele Fragen erweckt, von denen ich nie eine Antwort bekommen habe. Sie hat aus mir ein seelisches Wrack gemacht, vielleicht hat Patty´s Erkrankung mich auch selbst in die Psychiatrie gebracht. Wer weiß inwieweit ich mich in der Zukunft abgrenzen kann. Wer weiß, ob diese Erkrankung mich nicht noch tiefer in den Abgrund reißt. Ich kämpfe dagegen an, aber ich weiß nicht, ob ich noch die nötige Kraft dazu habe. Ich habe immer davon geträumt, dass meine Kinder wenn sie aus dem Haus gehen, in eine eigene Wohnung, mit einem Job, Perspektiven, Familie usw. Stattdessen zog Patty in ein Heim für psychisch Behinderte. Ich könnte eigentlich froh sein, dass er gut untergebracht ist und trotzdem macht mich das so traurig. Wenn ich darüber nachdenke tut mir das richtig weh. In der Klinik ist es Teil meiner Therapie mich mit seiner Erkrankung auseinander zu setzten. Zu akzeptieren das er vielleicht nie mehr gesund wird und sein Leben lang Betreuung braucht. Ich hatte da immer noch diesen kleinen Funken Hoffnung auf seine Genesung und dieser Funke ist jetzt vollkommen erloschen. Ich habe auf der Akutstation in der Psychiatrie einige auch ältere Menschen mit Psychosen kennengelernt, die kaum in der Lage waren sich selbst zu waschen, sich zu versorgen, oder überhaupt alleine zu leben und habe immer gehofft das Patty nicht so endet. Wird er jetzt so enden? Die Medizin in der Psychiatrie steckt noch in den Kinderschuhen, keiner kann mir eine positive Antwort darauf geben, ......... nur eben das diese Erkrankung die Patty hat eine ungünstige Prognose habe. Damit muss ich klarkommen und das fällt mir sehr schwer.

30.06.2007


Mein letzter Wochenendurlaub vor der Entlassung aus der Klinik. Am Dienstag ist es so weit, dann werde ich entlassen. Ich freue mich schon drauf, denn insgesamt war ich  fast 22 Wochen in der Klinik.

Patty ist auch dann den Wochenenden zu Hause. Er hat sich in dem Heim sehr gut eingelebt. Ihm geht es auch erstaunlich gut. Mittlerweile geht er 3 Stunden am Tag arbeiten, man ist sehr zufrieden über seine Fortschritte. 


11.07.2007

Seit mehr als eine Woche bin ich endlich wieder zu Hause und finde mich im Alltag recht gut zurecht. Am 16. gehe ich wieder arbeiten. Ich werde in Form einer Wiedereingliederung arbeiten. 2 Wochen lang 4 Stunden und 2 Wochen lang 6 Stunden und dann wieder voll. Zurzeit genieße ich es noch zu Hause zu sein.

Patty geht es gut. Mittlerweile schafft er es 3 Stunden am Stück zu arbeiten. Das ist für ihn ein riesiger Schritt, man ist dort auch sehr zufrieden mit ihm. Er hört sich sehr vernünftig an, wenn wir telefonieren. Am Wochenende kommt er uns wieder besuchen und ich freue mich auch auf ihn. Natürlich gibt es auch eine schlechte Nachricht. Er hat im September eine Gerichtsverhandlung wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Allerdings glaube ich das er mit einer Bewährungsstrafe davonkommt. Gerade jetzt, wo er sich jetzt ein wenig bewährt.

Cally hat am Samstag ein Vorstellungsgespräch zur Ausbildung als Bürokaufmann. Ich wünschte mir so dass es klappt. Mittlerweile ist er sehr frustriert, da er ständig Absagen bekommt.

Sammy überlegt noch mal auf die Schule zu gehen. Besser wäre das, denn sonst steht er ab dem Sommer auf der Straße.


19.07.2007

Nach wie vor geht es Patty gut. Er hat sich prima in dem Heim eingelebt. Die Betreuer sind auch zufrieden mit ihm. Er meldet sich regelmäßig bei uns. Die Wochenenden, die er bei uns verbringt sind auch nicht mehr so stressig. Man kann sich gut mit ihm unterhalten. Hoffentlich bleibt das so, ich würde es mir so wünschen. Das auf und ab der letzten Jahre hat mir auch ein bisschen die Zuversicht geraubt, doch sollte ich den Moment genießen.

Mir selbst geht es den Umständen entsprechend gut. Ich bin wieder am Arbeiten. Zurzeit 4 Stunden täglich, nach zwei Wochen dann 6 Stunden am Tag. Die Arbeit tut mir gut, vor allen Dingen, weil ich schrittweise bis zur Vollzeit einsteige. Armin ist ebenfalls in einer Wiedereingliederung allerdings mit Tücken. Er hat Angst, dass er seinen Job nicht mehr packt. Ich bin da allerdings zuversichtlicher, denn er war ja sehr lange krankgeschrieben. Wir leben auch seid Patty in dem Heim lebt viel ruhiger, so dass er sich besser auf den Job konzentrieren kann und alles braucht eben seine Zeit.


22. Juli 2007

Er hat wieder Drogen konsumiert!!!!!!!!!!!! Das Drogenscreening war positiv. Es wurde mit dem Rausschmiss aus dem Heim gedroht. Was soll ich noch schreiben?! Ich habe keinen Bock mehr ihm zu helfen. Soll er gucken, wie er klar kommt. Er lernt es mit unserer Hilfe so oder so nicht. Wieder haben diese sch***** Drogen gesiegt.............!!!!!!!!!