Wie Drogen und Psychosen das Leben meines Sohnes und unsere Familie veränderten 

Mein Wiki

Ich bin keine Wissenschaftlerin und kein Arzt, aber ich bin Mutter. Eine Mutter, die sich seit Jahren mit dem Thema Sucht auseinandersetzt, weil es Teil meines Lebens ist. Ich habe gelernt, dass Sucht keine Charakterschwäche ist, sondern eine Krankheit – und dass ich als Angehörige genauso darunter leide. Dieses Wiki soll keine trockene Sammlung von Fakten sein, sondern eine Anlaufstelle für Eltern, die in einer ähnlichen Situation sind.


Was ist Sucht?
Sucht bedeutet, dass jemand die Kontrolle über seinen Konsum verliert – egal ob es um Drogen, Alkohol, Medikamente oder sogar Verhaltensweisen wie Glücksspiel geht. Es geht nicht mehr darum, Spaß zu haben oder sich zu entspannen, sondern um ein zwanghaftes Muster, das das ganze Leben bestimmt. Ich habe gelernt: Niemand entscheidet sich bewusst dafür, süchtig zu werden. Aber wenn die Sucht einmal da ist, bestimmt sie alles.
Warum werden Menschen süchtig?
Ich habe oft gefragt: „Warum mein Kind? Warum unsere Familie?“ Die Antwort ist nicht einfach. Sucht entsteht aus vielen Gründen:

  • Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung.
  • Andere flüchten vor psychischen Belastungen, wie Ängsten oder Depressionen.
  • Oft beginnt es durch Gruppenzwang oder „einfach mal ausprobieren“.
  • Drogen verändern das Gehirn – irgendwann geht es nicht mehr um den Rausch, sondern nur noch darum, nicht krank zu werden.

Ich weiß jetzt: Es gibt nicht den einen Grund. Aber es gibt viele Wege, damit umzugehen.
Welche Drogen sind für uns Eltern wichtig zu kennen?llegale Drogen
Es gibt viele verschiedene Rauschmittel – manche sind illegal, andere frei erhältlich, aber nicht weniger gefährlich. Hier eine Übersicht über die wichtigsten Substanzen, mit denen unsere Kinder in Kontakt kommen könnten:


Legale Drogen (aber nicht harmlos!)

  • Alkohol – Gesellschaftlich akzeptiert, aber eine der zerstörerischsten Drogen. Sorgt für Abhängigkeit, Organschäden und Persönlichkeitsveränderungen.
  • Nikotin – Macht körperlich und psychisch abhängig, erhöht das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Psychosen.
  • Medikamente (Benzodiazepine, Schmerzmittel, Akineton & Co.) – Oft unterschätzt, aber hochgefährlich. Beruhigungs- und Schlafmittel (z. B. Tavor, Valium) machen süchtig. Starke Schmerzmittel wie Opiate oder Tramadol werden oft missbraucht.
  • Cannabis (Gras, Haschisch, THC-Öl) – Viele denken, es sei harmlos, aber es kann Psychosen auslösen – vor allem bei jungen Menschen mit instabiler Psyche.

Illegale Drogen

  • Kokain & Crack – Ein starkes Aufputschmittel, das kurzfristig ein Hochgefühl gibt, aber psychische und körperliche Abstürze verursacht. Crack ist eine noch aggressivere Form.
  • Amphetamine (Speed, Pep, Crystal Meth) – Macht wach, leistungsfähig, euphorisch – aber nur kurzfristig. Führt schnell zu massiven körperlichen und psychischen Schäden. Crystal Meth ist besonders zerstörerisch.
  • Ecstasy (MDMA, Molly, XTC) – Wird oft auf Partys genommen. Hebt die Stimmung, aber schädigt langfristig das Gehirn und kann zu schweren psychischen Erkrankungen führen.
  • LSD & Halluzinogene (Pilze, DMT, Ayahuasca, Salvia) – Verändern das Bewusstsein. Können zu extremen Angstzuständen, Psychosen und Realitätsverlust führen.
  • Heroin & andere Opioide (Fentanyl, Methadon, Codein) – Eine der gefährlichsten Drogen. Führt schnell zu schwerer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen und hoher Sterblichkeit. Besonders Fentanyl ist extrem tödlich, weil es in winzigen Mengen überdosiert werden kann.

  

Neue psychoaktive Substanzen (NPS, „Badesalze“, „Legal Highs“) ** – Künstlich hergestellte Drogen, die oft harmlos wirken, aber extrem unberechenbar sind.

  • GHB/GBL („Liquid Ecstasy“) ** – Ein starkes Beruhigungsmittel, das oft in Clubs oder zum „Runterkommen“ genommen wird. Kann tödlich sein.
  • Ketamin – Ein Narkosemittel, das als Partydroge missbraucht wird. Kann Halluzinationen und Depersonalisation auslösen.
  • Lachgas (N2O, „Ballons“) ** – Wird aus Sahnekapseln inhaliert. Kurzzeitiger Rausch, aber kann das Nervensystem schwer schädigen.

Es gibt unzählige Substanzen – aber am Ende geht es nicht um die Droge selbst, sondern um den Menschen, der dahintersteht.


Co-Abhängigkeit ( auch wenn ich dieses Wort hasse). Wenn ich mich selbst verliere
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich selbst in ein Muster geraten bin, das mich kaputtmacht. Co-Abhängigkeit bedeutet, dass ich mein eigenes Leben nur noch um die Sucht meines Kindes drehe. Ich habe immer gedacht: „Wenn ich nur genug helfe, dann wird alles gut.“ Aber das ist ein Trugschluss.
Typische Anzeichen:

  • Ich kontrolliere ständig, rufe an, fahre hinterher.
  • Ich stelle meine eigenen Bedürfnisse hinten an.
  • Ich habe Schuldgefühle, weil ich denke, ich tue nicht genug.
  • Ich werde selbst krank, weil ich keine Pausen mehr mache.

Es ist ein langer Weg, sich daraus zu lösen – aber er ist wichtig. Denn wenn ich nicht auf mich achte, kann ich auch niemandem helfen.


Wie hängen Drogen und Kriminalität zusammen?
Kriminalität und Sucht – Ein Teufelskreis
Wenn Drogen ins Spiel kommen, bleibt Kriminalität oft nicht aus. Ich habe das selbst erlebt – nicht nur mit meinem eigenen Kind, sondern auch bei anderen Betroffenen, die ich kennengelernt habe. Die meisten Süchtigen rutschen nicht aus Bosheit in kriminelle Geschichten, sondern weil die Sucht ihre Grenzen verschiebt.

Beschaffungskriminalität
Die Droge kostet Geld – viel Geld. Wer süchtig ist, gibt oft sein letztes Hemd für den nächsten Rausch. Und wenn das eigene Geld nicht mehr reicht, wird gestohlen, betrogen oder irgendwo eingebrochen. Manche fangen sogar an, selbst zu dealen, um ihre eigene Sucht zu finanzieren.
Straftaten unter Drogeneinfluss
Ich weiß, dass viele Substanzen Menschen komplett verändern können. Manche machen aggressiv, andere enthemmt oder verwirrt. Ich habe Geschichten von Prügeleien, Wahnvorstellungen und völliger Selbstaufgabe gehört. Dazu kommt das Risiko im Straßenverkehr – Alkohol und Drogen am Steuer können Leben zerstören.
Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz
In Deutschland sind viele Substanzen illegal. Wer mit Drogen erwischt wird, bekommt schnell eine Anzeige – je nach Menge und Bundesland kann das unterschiedlich streng verfolgt werden. Ich kenne Eltern, deren Kinder in die Forensik mussten, weil sie immer wieder mit Drogen und Straftaten aufgefallen sind.


Bewährungs- und Auflagenverstöße
Wer bereits mit dem Gesetz zu tun hatte, bekommt oft strenge Auflagen. Regelmäßige Drogentests, Therapien oder Meldepflichten gehören dazu. Aber wenn die Sucht stärker ist als die Vernunft, werden diese Auflagen oft ignoriert – und dann geht es immer weiter bergab.
Warum ist es so schwer, da rauszukommen?

  • Angst vor Konsequenzen – Viele meiden Hilfsangebote, weil sie Angst haben, dass ihre Vergehen auffliegen.
  • Druck aus der Szene – Wer einmal in diesem Umfeld ist, kommt oft nicht so leicht wieder raus.
  • Psychische Erkrankungen – Paranoia, Wahnvorstellungen oder Depressionen führen oft dazu, dass völlig irrational gehandelt wird.
  • Die Sucht übernimmt – Am Ende zählt nur noch die Droge. Alles andere – Familie, Freunde, Job, Regeln – wird zweitrangig.

Was mache ich als Mutter?

Diese Frage ist für mich eine der schwersten überhaupt. Ich liebe mein Kind, egal, was es getan hat. Aber es hat lange gedauert, bis ich gelernt habe, dass ich nicht alles mittragen kann.

  • Ich bewahre Klarheit. Ich lasse mich nicht mehr belügen oder hinhalten.
  • Ich leiste keine falsche Hilfe. Geld gibt es nicht, Ausreden erfinde ich nicht.
  • Ich setze Grenzen. Ich kann ihm immer wieder die Hand reichen, aber ich lasse mich nicht mit in den Strudel ziehen.
  • Ich halte die Tür offen. Hilfe gibt es – aber durchgehen muss er selbst.

Das ist kein leichter Weg, aber er ist notwendig. Und ich weiß, dass ich nicht allein bin.


Wichtige gesetzliche Grundlagen bei Sucht und psychischen Erkrankungen
§ 63 StGB – Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus
Wenn eine Person aufgrund einer psychischen Erkrankung eine schwere Straftat begeht und als schuldunfähig gilt, kann sie nach § 63 StGB in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden.


§ 64 StGB – Unterbringung in einer Entziehungsanstalt
Wer eine Straftat begeht und suchtkrank ist, kann nach § 64 StGB in einer Entziehungsanstalt untergebracht werden. Voraussetzung ist, dass die Sucht die Tat beeinflusst hat und eine Therapie Erfolg verspricht.


§ 1896 BGB – Betreuung für Volljährige
Ist jemand aufgrund einer Suchterkrankung oder psychischen Störung nicht mehr in der Lage, seine Angelegenheiten selbst zu regeln, kann ein rechtlicher Betreuer bestellt werden.


§ 1906 BGB – Freiheitsentziehende Unterbringung
Eine Person darf nur gegen ihren Willen in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht werden, wenn sie sich selbst oder andere gefährdet oder dringend behandlungsbedürftig ist.


Psychisch-Kranken-Gesetz (PsychKG, je nach Bundesland unterschiedlich)
Regelt die Zwangseinweisung bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung. Die Einweisung kann durch einen Arzt oder das Ordnungsamt veranlasst werden, muss aber schnell richterlich überprüft werden.


§ 35a SGB VIII – Eingliederungshilfe für Kinder & Jugendliche
Kinder und Jugendliche, die wegen einer Suchterkrankung oder psychischen Störung erheblich in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind, haben Anspruch auf spezielle Hilfen.


§ 16a SGB II – Hilfen zur Überwindung sozialer Schwierigkeiten
Menschen, die durch Sucht in Obdachlosigkeit oder extreme soziale Not geraten, können Unterstützung erhalten, um wieder Fuß zu fassen.


§ 123 SGB IX – Medizinische Rehabilitation für Suchterkrankte

Regelt die medizinische Rehabilitation für Menschen mit Suchterkrankungen. Das Ziel ist die Wiedereingliederung ins Leben und die Vermeidung weiterer gesundheitlicher Schäden.