Schattenkinder
Schattenkinder – so nennen sich Geschwister, die im Hintergrund stehen, wenn die Aufmerksamkeit der Familie fast ausschließlich auf das suchtkranke, psychisch, geistig oder auch körperlich schwer erkrankte Kind gerichtet ist. Diese Kinder, wie meine jüngeren zwei Söhne, wachsen oft im Schatten der Krankheit ihres Bruders auf. Sie lernen, still zu sein, keine zusätzlichen Sorgen zu bereiten, während sie selbst oft übersehen werden. Die Belastung, die sie tragen, bleibt meistens unbemerkt – nicht nur die Sorge um ihren kranken Bruder, sondern auch das schmerzhafte Gefühl, dass ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund geraten.
Aus meiner eigenen Erfahrung und den Geschichten meiner Söhne weiß ich, wie schwer es für die Geschwister ist, ihren Platz in einer Familie zu finden, die ständig mit der Krise eines suchtkranken Kindes konfrontiert ist. Sie werden zu leisen Kämpfern, oft mit einem tiefen inneren Schmerz, den sie selten teilen. Doch diese Kinder entwickeln auch eine unglaubliche Stärke – manchmal, weil sie müssen. Aber das geht nicht ohne Narben.
In meinem nächsten Beitrag möchte ich darüber sprechen, wie sich diese "Schattenkinder" fühlen, welche Herausforderungen sie bewältigen und warum es so wichtig ist, auch sie in den Fokus zu rücken. Denn ihre Geschichte ist genauso wertvoll wie die des kranken Kindes – und oft bleibt sie im Verborgenen.
Die kleine Schwester ein Schattenkind mit offenen Augen
Ich war die kleine Schwester.
Er war mein großer Bruder.
Früher war er mein Held. Mein Beschützer. Der, zu dem ich aufgeschaut habe.
Er war gutaussehend, charismatisch, beliebt.
Er hätte als Model durchstarten können, wurde auch oft angefragt.
Aber dann kam die Sucht.
Und sie hat alles verändert.
Er hat mein Sparschwein geleert.
Mich angelogen. Unsere Eltern enttäuscht.
Und trotzdem war ich jedes Mal wieder stolz, wenn er es „geschafft“ hatte.
Wenn er raus war aus dem Sumpf. Wenn er „clean“ war.
Und jedes Mal, wenn er wieder rückfällig wurde, fiel in mir etwas in sich zusammen.
Leise. Ohne Worte. Ich war nur das Kind.
Unser Vater kam mit all dem nicht klar. Wurde hart. Laut. Unberechenbar.
Irgendwann brach er den Kontakt ganz ab.
Aber mein Bruder, der suchte ihn trotzdem immer wieder.
hat gehofft. Gebettelt. Sich erniedrigt.
Das hat zu vielen Streitereien geführt.
Ich habe mich zurückgezogen, von meinem Vater.
Und war stattdessen mehr bei meiner Mutter. So gut ich konnte.
Ich habe das alles mitgetragen.
Wut, Angst, Hoffnung, Scham, Enttäuschung.
Manchmal alles auf einmal.
Verstanden hat das keiner so richtig.
Aber auch Kinder spüren, wenn etwas kippt.
Auch Kinder hoffen. Und auch sie werden müde, wenn sie immer wieder enttäuscht werden.
Dann kam der Anruf.
Drei Tage vor seinem Tod hat mein Bruder meine Mutter angerufen.
Hat um Hilfe gebeten.
Ich habe ihr abgeraten.
Ich wollte sie schützen. Mich schützen. Wir waren so oft reingezogen worden.
Und drei Tage später war er tot.
Allein in seiner Wohnung.
Drei Tage lag er da.
Gestorben an der Sucht.
Nicht an einer einzelnen Überdosis, an allem zusammen. Alkohol. Tabletten. Leben.
Ich habe meiner Mutter die Schuldgefühle genommen.
Aber meine,… die nahm mir keiner und ich musste damit weiterleben
Und trotzdem habe ich gelernt.
Wir konnten ihn nicht retten.
Nicht helfen, wenn er sich selbst nicht helfen konnte.
Wir haben getan, was wir konnten, mehr, als gut für uns war.
Heute erzähle ich meine Geschichte.
Nicht, weil alles gut ist.
Sondern, weil ich weiß, dass viele kleine Schwestern schweigen.
Und sich allein fühlen mit all dem, was keiner ausspricht:
Stolz. Wut. Liebe. Enttäuschung. Schuld.
Dieses ganze verdrehte Gefühlsgemisch, das sich so schwer sortieren lässt.
Aber genau das darf da sein.
Denn auch wir waren mittendrin.
Nicht nur Zuschauer.
Sondern Teil davon.
Und irgendwann darf man aufhören zu schweigen.
Für sich selbst. Für andere.
Weil es leichter wird, wenn man nicht mehr alles alleine tragen muss.
Ich war die kleine Schwester.
Er war mein großer Bruder.
Früher war er mein Held. Mein Beschützer. Der, zu dem ich aufgeschaut habe.
Er war gutaussehend, charismatisch, beliebt.
Er hätte als Model durchstarten können, wurde auch oft angefragt.
Aber dann kam die Sucht.
Und sie hat alles verändert.
Er hat mein Sparschwein geleert.
Mich angelogen. Unsere Eltern enttäuscht.
Und trotzdem war ich jedes Mal wieder stolz, wenn er es „geschafft“ hatte.
Wenn er raus war aus dem Sumpf. Wenn er „clean“ war.
Und jedes Mal, wenn er wieder rückfällig wurde, fiel in mir etwas in sich zusammen.
Leise. Ohne Worte. Ich war nur das Kind.
Unser Vater kam mit all dem nicht klar. Wurde hart. Laut. Unberechenbar.
Irgendwann brach er den Kontakt ganz ab.
Aber mein Bruder, der suchte ihn trotzdem immer wieder.
hat gehofft. Gebettelt. Sich erniedrigt.
Das hat zu vielen Streitereien geführt.
Ich habe mich zurückgezogen, von meinem Vater.
Und war stattdessen mehr bei meiner Mutter. So gut ich konnte.
Ich habe das alles mitgetragen.
Wut, Angst, Hoffnung, Scham, Enttäuschung.
Manchmal alles auf einmal.
Verstanden hat das keiner so richtig.
Aber auch Kinder spüren, wenn etwas kippt.
Auch Kinder hoffen. Und auch sie werden müde, wenn sie immer wieder enttäuscht werden.
Dann kam der Anruf.
Drei Tage vor seinem Tod hat mein Bruder meine Mutter angerufen.
Hat um Hilfe gebeten.
Ich habe ihr abgeraten.
Ich wollte sie schützen. Mich schützen. Wir waren so oft reingezogen worden.
Und drei Tage später war er tot.
Allein in seiner Wohnung.
Drei Tage lag er da.
Gestorben an der Sucht.
Nicht an einer einzelnen Überdosis, an allem zusammen. Alkohol. Tabletten. Leben.
Ich habe meiner Mutter die Schuldgefühle genommen.
Aber meine,… die nahm mir keiner und ich musste damit weiterleben
Und trotzdem habe ich gelernt.
Wir konnten ihn nicht retten.
Nicht helfen, wenn er sich selbst nicht helfen konnte.
Wir haben getan, was wir konnten, mehr, als gut für uns war.
Heute erzähle ich meine Geschichte.
Nicht, weil alles gut ist.
Sondern, weil ich weiß, dass viele kleine Schwestern schweigen.
Und sich allein fühlen mit all dem, was keiner ausspricht:
Stolz. Wut. Liebe. Enttäuschung. Schuld.
Dieses ganze verdrehte Gefühlsgemisch, das sich so schwer sortieren lässt.
Aber genau das darf da sein.
Denn auch wir waren mittendrin.
Nicht nur Zuschauer.
Sondern Teil davon.
Und irgendwann darf man aufhören zu schweigen.
Für sich selbst. Für andere.
Weil es leichter wird, wenn man nicht mehr alles alleine tragen muss.
Dann wurden meine beiden jüngeren Söhne selbst zu Geschwister eines an Drogen und Psychose erkrankten Bruders
Wie sich meine beiden jüngeren Kinder fühlten, als ihr älteres Geschwisterkind suchtkrank war, kann ich nur aus Gesprächen mit ihnen und aus meinen Erinnerungen schreiben. Heute sind meine jüngeren Söhne längst Erwachsene mit eigenen Familien und haben ganz andere Gedanken mit Blick auf ihre Kinder.
Es gab viele emotionale Herausforderungen, die meine jüngeren Söhne durchmachten, als ihr älteres Geschwisterkind suchtkrank war. Diese Situation löste eine Vielzahl von komplexen und oft widersprüchlichen Gefühlen aus. Hier sind einige Einblicke in das, was meine jüngeren Kinder in einer solchen Lage erlebten.
Meine jüngeren Söhne verstanden oft nicht, warum ihr älteres Geschwisterkind anders handelte oder warum ständig Probleme auftraten. Fragen wie „Warum kann unser Bruder nicht einfach aufhören?“ beschäftigten sie.
Das manchmal unkontrollierten Verhalten ihres suchtkranken Bruders führte oft zu Angst und Unsicherheit. Sie machten sich ständig Sorgen, dass ihrem Bruder etwas Schlimmes passieren könnte.
Da meine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf das suchtkranke Kind gerichtet war( deswegen die Überschrift Schattenkinder), fühlten sich meine kleinen Jungs oft vernachlässigt und einsam. Sie hatten den Eindruck, dass ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle weniger wichtig waren.
Meine jüngeren Kinder waren manchmal wütend auf ihr älteres Geschwisterkind, weil es aufgrund der Erkrankung oft Unruhe in unsere Familie brachte. Diese Wut richtete sich auch gegen mich und ihren Vater , wenn sie das Gefühl hatten, dass wir unseren süchtigen Sohn bevorzugten oder nicht genug taten, um die Situation zu verbessern.
Die Jungs fühlten sich schuldig und dachten, sie hätten etwas tun können, um die Situation zu verhindern. Sie schämten sich auch, wenn Freunde oder andere Familienmitglieder von der Sucht erfuhren.
Oft verspürten sie das Bedürfnis, Verantwortung für ihren großen Bruder zu übernehmen. Sie versuchten, besonders lieb oder hilfreich zu sein, um uns zu entlasten, oder auch aggressiv um wahrscheinlich Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Die Suchtprobleme und spätere Doppeldiagnose belasteten unser Familienleben stark, und meine jüngeren Kinder begannen an sich selbst zu zweifeln. Sie glaubten, dass sie die Situation verändern könnten, wenn sie sich anders verhalten würden.
Die wiederholten Versprechen ihres süchtigen großen Bruders, sich zu ändern, die dann gebrochen wurden, führten dazu, dass meine jüngeren Kinder ein tiefes Misstrauen entwickelten. Dieses Misstrauen übertrug sich manchmal auch zu uns als, Eltern oder andere Verwandte und Bekannte.
Meine Kinder brauchten jemanden, mit dem sie über ihre Gefühle sprechen konnten. Das war oft die Oma oder ein guter Freund bzw. Freundin
Sport im Verein und Hobbys, die meinen Kindern Spaß bereiteten, waren oft hilfreich.
Wir versuchten, offen und ehrlich mit allen unseren Kindern über die Situation zu sprechen, auf eine altersgerechte Weise. Dies half, Missverständnisse zu vermeiden, und meine jüngeren Kinder fühlten sich dann auch weniger ausgeschlossen.
Im Rückblick würde ich bei vielen Situation noch anders reagieren, aber ich fühlte mich oft überfordert.
Eins ist mir aber dabei noch wichtig zuschreiben: Bis heute halten wir als Familie zusammen.
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